Der Keller

nach Verstärkung, aber leider haben wir ziemlich wenig Personal, nur zwei Streifenpolizisten und einen Dienstleiter pro Schicht. Sweeny, der andere Mann auf Streife, war ausgerechnet in diesem Augenblick beim Essen. Jenson wollte erst auf ihn warten, zog dann aber doch allein los. Als Sweeny hinzukam, fand er den Streifenwagen verlassen vor, traute sich aber nicht allein in das Haus. Und da kann ich ihm weiß Gott auch keinen Vorwurf machen. Wir trommelten den Rest der Truppe zusammen - sogar die freiwillige Feuerwehr - und gingen rein. Da haben wir seine Leiche oben auf der Galerie gefunden. Ihn und die beiden anderen, diesen Ziegler und seinen Sohn. Wir haben das ganze Haus auf den Kopf gestellt - ohne Erfolg.«
    »Was ist mit Jensons Leichnam passiert?«
    »Er wurde zu seiner Schwester nach Sacramento überführt. Was für ein Jammer. Dan war ein feiner Kerl.«
    »Gab es denn eine Obduktion?«
    »Klar. Die offizielle Todesursache bei allen lautete: ›Tod durch Fremdeinwirkung‹. Wir ermittelten wie bekloppt, konnten diesen ›Fremden‹ jedoch nicht finden. Irgendwann lief sich die Untersuchung dann tot. Wir hatten einfach keinerlei Hinweise. Es war nicht einmal sicher, ob der Täter überhaupt ein Mensch gewesen war. Es hätte auch ein wildes Tier sein können, obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, welches. Es gibt Kojoten in der Gegend, aber die sind harmlos. Vielleicht war es ein Hund - aber das hätte schon mindestens eine dänische Dogge sein müssen. Schließlich ging das Gerücht um, ein Bär oder ein Puma hätte es getan, aber wo hätten die denn herkommen sollen? Diese Theorie haben wir schnell wieder verworfen. Alle diese Tiere haben ein Fell, und die einzigen Haare, die wir am Tatort fanden, stammten von Menschen.«
    »Hätte ein Mensch solche Verletzungen verursachen können?«, fragte Abe.
    Der Polizist zuckte mit den Achseln. »Wenn er ziemlich stark war und außerdem lange Fingernägel hatte.«
    »Die Wunden auf den Wachspuppen sahen nach Krallenspuren aus.«
    »Wir vermuteten, dass es sich bei der Tatwaffe um eine Forke oder einen mit Dornen versehenen Handschuh gehandelt haben könnte. Klingt weit hergeholt, aber andererseits war die ganze Situation ziemlich seltsam.«
    »Glauben Sie, dass es die Bestie getan hat?«
    »Zumindest tut Maggie alles dafür, dass die Leute daran glauben. Nach den Morden machte sie doppelt so viel Umsatz - meiner Meinung nach ein mehr als ausreichendes Motiv. Wenn Sie mich fragen, wen ich für den Täter halte - wohlgemerkt, ich habe nicht den kleinsten Beweis für meine Vermutungen - dann steckt Maggie bis zum Hals in der ganzen Sache. Ihr Sohn Axel ist zweifellos kräftig genug, um einem Mann den Arm aus der Schulter zu reißen. Vielleicht waren Maggie und Wiek auch dabei. Sie brachten die beiden Zieglers und Dan um die Ecke und benutzten dann irgendein Werkzeug, um den Anschein zu erwecken, die Bestie wäre über sie hergefallen. Danach sind sie schnell abgehauen, bevor wir das Haus umstellen konnten. Tja, das ist zumindest meine Vermutung. Leider kann man mit einer Vermutung nicht vor Gericht ziehen.«
    »Was ist mit den anderen Morden?«
    Der Polizist beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tresen. »Dazu will ich Ihnen eines sagen - und ich bin weiß Gott nicht der Einzige in dieser Stadt, der so denkt: Wenn Sie mich fragen, hat Maggie Kutch, möglicherweise mit Wiek Hapsons Hilfe, damals, 1931, ihre Kinder umgebracht, die Leichen verstümmelt und sich dann diese Geschichte über eine geheimnisvolle Kreatur ausgedacht und mit den Morden an den Thorns in Verbindung gebracht, um sich von jedem Verdacht reinzuwaschen. Wiek war damals noch auf der Highschool und mähte in seiner Freizeit den Rasen vor Maggies Haus. Schon vor den Morden kursierten Gerüchte, dass die beiden was miteinander hätten. Doch diese Gerüchte verstummten im Lauf der Zeit. Bis in die Fünfziger, als der Bagley-Junge dort abgeschlachtet wurde. Da liefen diese Führungen schon eine ganze Weile, und die halbe Stadt glaubte inzwischen an diese verdammte Bestie. Und dass der junge, der überlebte - Larry May-wood - behauptete, ein Monster hätte seinen Freund angefallen, trug sein Übriges dazu bei. Klar, er war in Panik geraten, und es war ziemlich dunkel da drin. Er hatte eine Kreatur aus der Hölle erwartet, und seine Augen haben ihm wohl einen Streich gespielt. Es könnte aber auch Wiek in einem Kostüm oder so gewesen sein. Das werden wir wohl niemals