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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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recht nicht. Nur jemand mit außergewöhnlicher Körperkraft wäre in der Lage gewesen, ihn erst dort aufzuspießen und dann wieder herunterzuholen. Die beiden waren wahrscheinlich nur Komplizen. Laut Tagebuch lebte die Bestie eine ganze Weile lang mit Elizabeth Thorn zusammen, bevor sie ihr erlaubte, ihre Familie abzuschlachten. Jetzt war möglicherweise Maggie ihre Gebieterin. Eine Theorie, über die er weiter nachdenken musste.
    Gorman ging an den Regalen und Schaukästen vorbei und belud sich mit allen möglichen Souvenirs: mehrere Fotos, die das Haus und einige Mordszenen zeigten; ein halbes Dutzend Postkarten; eine großformatige Hochglanzbroschüre; ein Schnapsglas mit einem vergoldeten Bild des Hauses; eine Kaffeetasse mit einer farbigen Zeichnung des Gebäudes und der Aufschrift HORRORHAUS -MALCASA POINT; ein Rückenkratzer aus Plastik, der in einer weißen Klauenhand endete; und schließlich zwei Aufkleber - auf dem einen stand ACHTUNG, FREILAUFENDE BESTIE, umrahmt von zwei bluttriefenden Krallenhänden, auf dem anderen ICH WAR IM HORRORHAUS mit einer Illustration des Gebäudes. Gorman konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    Obwohl er den Laden noch eine Weile lang durchstöberte, fand er keine weiteren Artikel, die einen direkten Bezug zum Horrorhaus hatten.
    Gorman legte seine Sachen vor dem alten Mann neben die Kasse, und der rechnete sie stumm und ohne eine Miene zu verziehen ab. Er wirkte gebrechlich, und das graue, bis zum Hals zugeknöpfte Arbeitshemd ließ ihn seltsam förmlich wirken, obwohl er offensichtlich an diesem Morgen darauf verzichtet hatte, sich zu rasieren - sein Kinn war mit grauen Stoppeln bedeckt. Gorman räusperte sich, um das Klicken zu übertönen, mit dem er das Diktiergerät einschaltete. »Arbeiten Sie schon lange hier?«, fragte er.
    »Lange genug.«
    »Haben Sie die Bestie schon mal gesehen?«
    »Nö.«
    »Glauben Sie, dass sie wirklich existiert?«
    »Sie haben doch gehört, was Maggie gesagt hat«, antwortete er, ohne aufzusehen.
    »Ja.«
    »Nun, diese Leute sind bestimmt nicht am Keuchhusten gestorben.«
    Sie wissen nicht zufällig, was mit den drei Leichen geschehen ist, die gestern Nacht hinter Ihrem Haus lagen? Was würde dieser Kerl wohl dazu zu sagen haben, fragte sich Gorman insgeheim.
    »Das macht dann neunundzwanzig Dollar und achtundsechzig Cent.«
    Gorman bezahlte bar und wartete, während der Mann seine Sachen in eine Tüte packte. »Kann ich bitte einen Kassenzettel haben?«, fragte er.
    »Von mir aus.« Der Mann riss den Zettel aus der Registrierkasse und knallte ihn auf die Theke.
    Gorman verließ eilends das Haus. Im grellen Sonnenlicht kniff er die Augen zusammen und sah sich nach Tyler und ihren Freunden um, konnte sie jedoch nirgendwo entdecken.

Kapitel achtzehn
    »Soll ich dich zum Hotel zurückbringen?«, fragte Abe.
    Tyler saß zusammengekauert auf dem Beifahrersitz und hatte die Knie gegen das Armaturenbrett gestemmt. Sie schüttelte den Kopf und wickelte das Pfefferminzkaugummi aus, das Nora ihr gegeben hatte. »Lieber nicht«, murmelte sie. »Ich will jetzt nicht allein sein.«
    Abe sah sie ratlos an. Wie konnte er ihr nur helfen? Er wollte sie in die Arme nehmen und trösten, doch er wusste auch, dass nur die Zeit diese Wunden heilen konnte.
    »Hey«, sagte Nora. »Wieso fahren wir nicht zum Strand? Mich heitert das Meer immer auf.«
    Tyler steckte sich den Kaugummi in den Mund. »Ja, wieso nicht.«
    »Meine Badehose liegt im Hotel«, sagte Jack.
    »Wir gehen doch nur spazieren.«
    »Schwimmen wäre auch nicht schlecht«, sagte Tyler.
    Dieser Vorschlag aus ihrem Munde überraschte Abe angenehm. Die meisten Menschen in ihrer Lage hätten sich wohl einfach zurückgezogen und ihren Verlust beweint. Ihre Einstellung dagegen zeugte von Tapferkeit. »Also gut, gehen wir schwimmen«, sagte er.
    »Wir haben doch keine Badesachen dabei«, wandte Nora ein. »Also ich jedenfalls nicht. Du?«
    »Ich wollte mir sowieso einen neuen Badeanzug kaufen.«
    »Klar. Wieso nicht? Dann besorg ich mir auch einen.«
    Abe bog langsam auf die Hauptstraße. »Am besten, wir lassen euch irgendwo hier raus. Dann könnt ihr eure Badeanzüge kaufen. Wir holen in der Zwischenzeit unsere Sachen aus dem Hotel. Wollen wir uns in einer Viertelstunde wieder treffen?«
    »Könnte auch länger dauern«, sagte Nora.
    An der nächsten Ecke entdeckte Abe ein Schild: WILLS SPORTBEDARF. »Wie wär’s damit?«, fragte er.
    »Wir können ja mal reingucken«, sagte Nora.
    Abe hielt neben

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