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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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rausfinden.«
    »Was halten Sie von dem, was Käpt’n Frank über die ganze Sache zu sagen hat?«
    »Der alte Zausel spinnt von Zeit zu Zeit ziemlich viel Seemannsgarn. Wie nennt er das Ding noch mal, Pogo?«
    »Bobo.«
    »Wenn der Kerl mir erzählen würde, dass ich eine Nase im Gesicht habe, würde ich mich erst vor den Spiegel stellen, bevor ich ihm glaube.«
    Abe grinste. »Sie halten ihn wohl nicht für besonders vertrauenswürdig?«
    »Sagen wir s mal so: Er genießt es, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, und außerdem hat er ziemlich schnell kapiert, dass alle - besonders die Touristen - die Ohren ganz weit aufsperren, wenn’s um die Bestie geht. Er erzählt ihnen, was sie hören wollen, und dafür kann er sich eine halbe Stunde lang wichtig machen.«
    »Er hat behauptet, dass das Ding seine Schwester getötet hat.«
    »Das habe ich nachgeprüft. Unsere Akten gehen bis zum Jahr 1853 zurück, dem Gründungsjahr der Stadt. Laut dieser Aufzeichnungen fiel seine Schwester einem Kojoten zum Opfer. Sein Vater fuhr wirklich auf einem Handelsschiff nach Australien, aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass er von dort irgendein seltsames Vieh mitgebracht hat. Es wäre schon möglich, aber wahrscheinlicher scheint mir, dass Käpt’n Frank diese Reise geschickt in seine Geschichte eingebaut hat. Wenn sein Vater ein Bergmann gewesen wäre, hätte er die Bestie wahrscheinlich in einem Stollen entdeckt.«
    »Ich verstehe«, sagte Abe. »Ich muss los, meine Freunde warten auf mich.« Er reichte dem Mann die Hand. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Es tut mir leid, dass Ihre Freundin so eine schlimme Erfahrung machen musste. Sagen Sie ihr, dass Dan in Erfüllung seiner Pflicht gestorben ist. Wir vermissen ihn sehr.«
    »Ich werde es ihr ausrichten. Vielen Dank noch mal.« Ahe drehte sich um.
    »Warten Sie mal. Ich nehme an, dass Sie gestern in der Last Chance Bar waren - sonst würden Sie diese Bobo-Geschichte ja auch kaum kennen.«
    »Stimmt.«
    »Wohnen Sie im Welcome Inn?«
    »Angeblich ist es ja das einzige Hotel in der Stadt.«
    »Ist Ihnen dort etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Etwas Ungewöhnliches? Was meinen Sie?«
    »Die Crogans - die Besitzer des Hotels - werden seit heute Morgen vermisst. Ihr Koch hat angerufen und uns über ihr Verschwinden informiert. Die Rezeption war geschlossen. Wir haben uns ihre Wohnung angesehen, und es sieht ganz so aus, als hätten sie gestern Nacht nicht in ihren Betten geschlafen. Ihr Auto haben wir auf einem Feldweg gefunden, doch sie selbst sind spurlos verschwunden.«
    »Seltsam.« Abe schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe nichts bemerkt.«
    »Wir haben auch nicht viel Aufhebens um die ganze Sache gemacht, bis wir vor ungefähr einer Stunde den Wagen gefunden haben. Jetzt können wir nicht mehr ausschließen, dass ihnen etwas zugestoßen ist.«
    »Ich werde meine Freunde fragen, ob ihnen etwas aufgefallen ist.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen. Wir haben schon einen Beamten losgeschickt, um die Gäste des Hotels zu befragen, aber offenbar haben die meisten schon ausgecheckt. Viele bleiben ja nur für eine Nacht und fahren ganz früh weiter. Diese Touristen haben’s ja immer so eilig.«
    »Also, ich werde mal nachfragen.«
    »Bringen Sie Ihre Freunde einfach hierher, wenn sie etwas gesehen oder gehört haben sollten. Bis jetzt geht’s ja nur um eine ver-misste Familie. Wenn sich etwas anderes ergibt, werde ich Sie sofort darüber informieren.«
    »Alles klar. Ich hoffe, sie tauchen bald wieder auf.«
    »Ja, ich auch.« Er tippte mit dem Finger gegen eine Augenbraue. »Schönen Tag noch.«
    Abe trat ins Freie und sah sich um. Jack war noch nicht zurück, und auch Tyler und Nora waren nirgends zu sehen. Sie schienen immer noch beim Shopping zu sein. Er ließ ein Auto vorbeifahren, überquerte die Straße und wartete an der Bordsteinkante auf Jack.
    Weiter oben an der Straße fuhr gerade ein Polizeiauto aus der Tankstelle. Wahrscheinlich saß Lucy am Steuer und Bix folgte ihr mit dem Abschleppwagen. Als die Polizistin an Abe vorbeifuhr, lächelte sie ihm zu und hob die Hand. Abe grüßte zurück. Bix, der hinter ihr hertuckerte, hatte einen Finger in den Mund gesteckt. Bald waren die beiden Autos in den bewaldeten Hügeln verschwunden.
    Abe sah die Straße hinab. Eine Frau schob gerade einen Kinderwagen in einen Laden und versperrte ihm die Sicht auf das Sportartikelgeschäft. Keine Spur von Tyler oder Nora.
    Dann hielt der Mustang neben ihm an.

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