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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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an ihrer Seite kauerte und ihre Hand hielt, die so gefühllos war, als hätte man sie mit Novokain betäubt.
    »Keine Angst«, sagte Abe in ihrem Rücken. Offensichtlich stützte er ihre Schultern. »Komm. Wir bringen dich hier raus.« Er schob seine Hände unter ihre Achseln und hob sie hoch. Bevor er sie umdrehen konnte, fielen ihre Augen noch einmal auf Dans Leiche. Nein, es war nicht seine Leiche. Nur eine Wachsfigur. Dans Wachsfigur.
    Abe führte sie mit festem Griff zur Treppe. »Es geht schon«, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Er löste seinen Griff, blieb aber in der Nähe für den Fall, dass sie noch einmal ohnmächtig werden sollte. »Es geht schon«, wiederholte sie. Abe ging um sie herum und nahm ihren Arm.
    »Tut mir leid …«, sagte er. Er wirkte traurig und besorgt.
    »Ich …« Sie sah sich um. Nora und Jack standen neben Abe. Mehrere Leute auf der Galerie starrten sie an.
    »Wir hätten nicht herkommen sollen«, sagte Nora, die richtiggehend verzweifelt aussah. »Tyler, es tut mir so leid. Ich hätte dich nicht dazu überreden sollen … Himmel, wer hätte ahnen können …?« Ihr Kinn bebte, und Tränen stiegen in ihre Augen.
    Tyler drückte ihre Hand, dann rieb sie sich über die feuchte, kühle Stirn. »Ich will hier raus«, murmelte sie.
    Ich muss mich gleich übergeben, dachte sie, während sie die Treppe hinunterging. »Schnell«, sagte sie. Vier Stufen vor dem Ende der Treppe riss sie sich aus Abes Griff und rannte los. Sie eilte durch das Foyer, vorbei an dem zerzausten ausgestopften Affen, und riss die Eingangstür auf. Die grelle Sonne blendete sie, und die Veranda roch nach modrigem Holz. Sie beugte sich über das Geländer und übergab sich auf das braune Gras.
    »Manche stehen es einfach nicht durch«, sagte Maggie. »So etwas kommt öfter vor. Viele brechen zum Glück rechtzeitig ab. Doch im Lauf der Zeit sind mir hier etwa zwanzig Leute ohnmächtig geworden. Und nicht nur Frauen, muss ich hinzufügen. Hier waren schon riesige, stämmige Männer, die wie vom Blitz getroffen in sich zusammengesackt sind.« Sie grinste. »Seien Sie froh - Sie haben eine tolle Show für Ihr Geld bekommen.«
    Sie schloss den Vorhang wieder. »Und damit ist die Führung zu Ende.« Gorman trat einen Schritt zur Seite, um ihr Platz zu machen, dann folgte er ihr auf dem Fuße. »Vergessen Sie nicht, unseren Souvenirshop zu besuchen. Dort können Sie eine illustrierte Broschüre über die Geschichte des Horrorhauses und viele weitere schöne Sachen erwerben.«
    Am Fuß der Treppe angekommen deutete sie mit dem Stock nach links. »Einfach geradeaus dort hinunter.«
    Gorman bemerkte über einer geöffneten Tür ein Holzschild, auf dem SOUVENIRS stand. Er blieb stehen, während Maggie und ein Teil der Gruppe an ihm vorbei ins Freie drängten. Er wollte sich unbedingt das Geschäft ansehen, andererseits wollte er Tyler und die anderen nicht verlieren.
    Ein Interview mit Tyler würde der Knüller werden. Das Horrorhaus ist kein Ort für die Zartbesaiteten. Diese junge Frau aus unserer Gruppe sank ohnmächtig dahin, als …
    Er ging auf die Veranda und sah Tyler und ihre drei Freunde, die gerade an der Ticketbude vorbeigingen. Zu spät, doch er konnte sie ja immer noch im Hotel abfangen.
    Also ging er in den Souvenirshop und bemerkte mit Erleichterung, dass er nicht der einzige Kunde war. Hinter der Kasse stand der schlaksige, grimmig wirkende Kerl, der die Eintrittskarten abgerissen und Maggie vorgestellt hatte. Gorman griff in seine Tasche und schaltete das Diktiergerät ab.
    Hoffentlich war alles, was Maggie erzählt hatte, auf Band. Keine Sorge, versicherte er sich selbst. Schließlich war es ein nagelneues Gerät von demselben Modell, das er im Meer versenkt hatte.
    Trotzdem würde er so bald wie möglich die Aufzeichnungen überprüfen. Wenn der Apparat aus irgendeinem Grund defekt war, würde er die Führung noch einmal mitmachen müssen. Eine Vorstellung, die ihm nicht im Mindesten behagte.
    Auf die anderen mussten die Wachsfiguren wie groteske Sehenswürdigkeiten gewirkt haben - die Kreationen einer kranken Fantasie, ein billiger Trick, um Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Für ihn jedoch waren diese verstümmelten Puppen nicht weniger real als Brians auf den Zaun gespießter Körper.
    Brian.
    Er blieb vor einem Regal mit Aschenbechern und Tellern stehen und warf einen Blick auf den Mann hinter der Kasse.
    Der alte Knacker konnte unmöglich Brian dort hinaufgeschafft haben. Und Maggie erst

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