Der Keller
sagte sie und erinnerte sich sofort an Dans Leiche, die mit zerfleischter Kehle auf dem Boden der Galerie lag.
»Was ist?«, fragte Abe.
»Nichts.«
»Nichts?«
»Ich … ich vergesse Dan ab und zu. Und dann erinnere ich mich wieder an ihn.«
»Verstehe.«
»Macht’s dir was aus, wenn wir wieder rausgehen?«
»Wie du willst.«
»Besser wäre es.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Sonst verlieren wir noch unsere Badesachen.«
»Und das wollen wir ja auf keinen Fall.«
Seite an Seite schwammen sie auf das Ufer zu. Die Wellen schlugen gegen ihren Rücken und trieben sie auf den Strand zurück. »Wollen wir spazieren gehen?«, fragte Tyler.
»Brauchst du ein Handtuch?«
»Die Sonne wird uns trocknen.« Sie nahm Abe bei der Hand, und sie gingen den Strand entlang und ließen ihre Zehen von den Wellen umspülen. Die Sonne war angenehm warm, und kreischende Möwen zogen über ihren Köpfen dahin. Jack und Nora schlenderten auf sie zu.
»Eines muss ich dir noch sagen«, begann Tyler.
»Oh-oh. Jetzt kommt’s.«
»Quatsch. Ich meine nur … ich will nicht, dass du denkst … Mann, wie soll ich das nur ausdrücken? Ich habe mich in dich verliebt, bevor ich herausgefunden habe, was mit Dan passiert ist. Erinnerst du dich an heute morgen?«
»Wie könnte ich das vergessen?«
»Das war noch … vor dieser Führung. Und schon da habe ich mich entschieden, nichts mehr mit ihm anzufangen.«
Abe nickte, als hätte er das bereits gewusst.
»Nicht dass du denkst, ich … ich wäre … ich würde das jetzt aus Verzweiflung tun. Es hat nichts mit ihm zu tun. Himmel, ich hätte dich gestern Nacht nur zu gern mit aufs Zimmer genommen. Aber er war immer im Weg, auch wenn … Mann, hört sich das nicht bescheuert an? Er war uns im Weg, und jetzt ist plötzlich die Bahn frei.«
»Ich glaube, ich weiß, was du sagen willst.« »Wart ihr im Wasser?«, sagte Nora, als sie die beiden erreicht hatte. »Habt ihr euch nicht den Arsch abgefroren?«
»Ist gar nicht so schlimm«, sagte Tyler. »Versucht’s doch auch mal.«
»Auf keinen Fall. Ich werde mich jetzt auf ein Handtuch fläzen und ein Sonnenbad nehmen. Wir bleiben doch noch, oder?«
»Klar«, sagte Abe. »Was anderes: Hat jemand was dagegen, noch eine Nacht hierzubleiben?«
»Cool!« Nora zwinkerte Jack zu. »Was ist mit dir, Sportsfreund? Bist du dabei?«
»Dabei gibt es nur ein Problem«, sagte Abe. »Das Hotel.«
»Ziemlich abgefahren, oder?«, sagte Nora. »Was ist nur mit diesen Leuten passiert?«
»Ich hab der Polizei versprochen, euch zu fragen, ob ihr letzte Nacht etwas Ungewöhnliches bemerkt habt.«
»Nicht das Geringste«, sagte Nora. Jack schüttelte den Kopf.
»Wir sollten uns lieber schlaumachen, ob sie das Hotel schließen«, sagte Tyler. Ihr Herz klopfte schneller. »Vielleicht sollten Abe und ich schon mal losfahren und nachfragen? Wenn alles okay ist, buchen wir noch eine Nacht und kommen wieder hierher zurück.«
»Geht klar.«
»Einverstanden, Abe?«
»Fahren wir.«
Während Nora und Jack ihre Handtücher auf dem Sand ausbreiteten, gingen sie die Böschung hinauf. Tyler war nervös. Der Parkplatz schien unglaublich weit weg zu sein, ganz so, als hätte sich der Pfad auf wundersame Weise verlängert. Endlich erreichten sie das Auto. Abe schloss die Beifahrertür auf, kurbelte das Fenster herunter und warf die Handtücher auf die Rückbank.
»Moment«, sagte Tyler. »Ich sollte mir besser was anziehen.«
»Du siehst doch gut aus«, sagte er.
Sie zuckte mit den Schultern und stieg ein. Der von der Sonne erhitzte Sitzbezug ließ sie zusammenzucken. Dann beobachtete sie, dass auch Ahe das Gesicht verzog, als er das Lenkrad berührte. »Hast du dir wehgetan?«, fragte sie.
»Ich werd’s überleben.«
»Wir hätten uns doch was anziehen sollen.«
»So gefällst du mir viel besser«, sagte er und ließ eine Hand über ihr Bein gleiten. Er tätschelte ihren Oberschenkel, und ihre Blicke trafen sich. Dann ließ er den Motor an.
Tyler rutschte tief in ihrem Sitz zurück, als sie durch die Stadt fuhren. Abe beobachtete sie amüsiert, sagte jedoch nichts.
Sie fragte sich, ob er auch so aufgeregt war.
»Wir können ja später zur Rezeption gehen«, sagte er endlich.
Bis auf Gorman Hardys Mercedes war der Innenhof verlassen.
»Gehen wir zu mir«, flüsterte Tyler.
Er parkte vor Tylers Bungalow. Als sie aus dem heißen Auto in den Schatten trat, umspielte eine kühle Brise ihre schweißnasse Haut. Sie beugte sich in den Wagen, um die
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