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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ließ sie ihre Arme hinuntergleiten und breitete sie auf der Motorhaube aus. Sie fühlte die angenehme Brise und die warme Sonne auf ihrer Haut und konnte fast körperlich spüren, wie Abe sie anstarrte. Sie fragte sich, ob er seine
    Badehose bereits angezogen hatte und ob ihn der Anblick ihres bis auf zwei dünne Bikiniträger nackten Rückens erregte. Nachdem sie die Bikinis bezahlt hatten, hatten sie sie gleich in der Umkleidekabine angezogen. Jetzt wünschte sie, dass sie das Ding in der Einkaufstüte gelassen hatte. Dann hätte sie sich hier nackt ausziehen und Abes verblüfftes Gesicht beobachten können. So seltsam es auch war, doch gerade in dieser Situation fühlte sie sich zu so etwas in der Lage. Es war Irrsinn, gemischt mit Verzweiflung. Warum zog sie ihr Oberteil nicht einfach aus und wandte sich ihm zu?
    Er würde denken, dass sie den Verstand verloren hätte.
    Und vielleicht war es ja auch so.
    Da sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie das Oberteil ablegen sollte, öffnete sie zunächst ihre Kordhose, ließ sie die Beine hinabgleiten und legte sie sorgfältig neben die Bluse, ohne Abe dabei anzusehen. Dann lehnte sie sich wieder zurück.
    Abe ließ sich wirklich Zeit.
    Vielleicht gefiel ihm die Vorstellung.
    Ich sollte ihm eine richtige Show bieten.
    Mann, was ist nur mit mir los?
    Sie sah an sich herab und fragte sich, was sie geritten hatte, so einen gewagten Stringbikini zu kaufen. Zwar hatte sie zu Hause ein ähnliches Modell, doch das trug sie nur auf dem Balkon und niemals in der Öffentlichkeit. Warum hatte sie sich nur so ein Teil gekauft? Und warum zum Teufel hatte sie so ein dringendes Bedürfnis, es auszuziehen - obwohl es doch sowieso nur das Nötigste verdeckte - und nackt vor Abe zu stehen und …?
    Ich habe tatsächlich den Verstand verloren.
    Es musste daran liegen, dass sie Dan auf diese grauenhafte Weise wiedergesehen hatte. Es lag an ihrer Angst, ihrer Einsamkeit, der warmen Sonne, der Meeresbrise und dem dünnen Stoff des Bikinis, der ihre Brustwarzen berührte und sich um ihre Hüften schmiegte, und der Tatsache, dass sie sich im Angesicht des Todes so lebendig fühlte.
    Das Geräusch, mit dem sich die Autotür öffnete, riss sie aus ihren Gedanken. Sie wandte sich um und warf einen Blick auf Abes schlanken, gebräunten Körper. Er trug eine hellblaue Badehose und hatte einige Handtücher unter dem Arm geklemmt. »Toller Bikini«, sagte er.
    »Danke. Du gefällst mir auch ganz gut.«
    Er lachte. »Willst du deine Klamotten hier lassen?« Er streckte die Hand aus, und sie reichte ihm die Bluse und ihre Hose. Er legte die Sachen in den Wagen und schloss ab. Als er sich ihr zuwandte, war das Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden.
    »Was ist?«, fragte sie.
    Er nahm sie bei der Hand und führte sie zum Pfad hinunter. »Ich war gar nicht im Hotel«, sagte er. »Stattdessen bin ich zur Polizei gegangen.«
    »Zur Polizei?«
    »Ich wollte mehr über Dan herausfinden. Ich dachte eben, dass es nicht schaden könnte … mehr über ihn herauszufinden.«
    Übelkeit stieg in Tyler auf. »Und?«, flüsterte sie.
    »Viel hab ich nicht erfahren. Er wurde tatsächlich im Haus ermordet. Man weiß nicht, wer es getan hat. Seine Schwester hat seinen Leichnam nach Sacramento überführen lassen.«
    »Roberta. Sie ist Buchhalterin. Wir waren einmal mit ihr essen. Eine sehr nette Frau.«
    Abe ließ ihre Hand los, legte einen Arm um sie und zog sie zu sich. »Das alles tut mir furchtbar leid.«
    »Wenigstens … waren seine Eltern bereits tot. Sie hätten es nicht ertragen. War er verheiratet?«
    »Das habe ich nicht gefragt. Aber wahrscheinlich nicht, wenn seine Schwester…«
    »Wahrscheinlich nicht. Ist schon verrückt. Gestern war meine größte Sorge, dass er verheiratet sein könnte. Und heute habe ich gehofft, dass er noch ledig wäre. Und die ganze Zeit über lag er tot in diesem Haus und jeder konnte ihn anstarren …« »Das ist nicht er, Tyler.«
    »Ja, ich weiß. Das versuche ich mir ja die ganze Zeit klarzumachen. Mann, es sollte verboten werden, Menschen auf diese Weise auszustellen.«
    »Bei Madame Tussauds machen sie das schon seit zweihundert Jahren.«
    »Deshalb ist es trotzdem nicht richtig.«
    »Nein«, sagte Abe. »Das stimmt.«
    »Vielleicht hören sie ja auf damit, wenn ich sie verklage.«
    Der Pfad führte um eine Böschung herum, und Tyler entdeckte Nora und Jack am Strand. Hohe Wellen rollten heran. Ein Stück weiter den Strand hinunter stand eine Frau in der Brandung und

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