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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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er zur Tür am oberen Ende der Treppe hinauf. Wenn sie jetzt zufiel, wenn jemand in diesem Moment den Riegel vorschob …
    »Sieh mal«, sagte Jack.
    »Was?«
    »Da ist das Loch, von dem Gorman geredet hat.«
    Abe eilte zu Jack, der hinter einem schiefen Stapel von Scheffelkörben stand. Das Loch zu seinen Füßen hatte einen Durchmesser von etwa einem Meter und war annähernd kreisförmig. In einem steilen Winkel führte es von der Rückwand des Kellers in die Finsternis. Jack machte ein Foto.
    »Das war’s«, sagte Abe. »Gehen wir.«
    »Halt mal«, sagte Jack und reichte ihm die Kamera.
    »Was soll ich damit?«
    »Festhalten.«
    Jack ging in die Hocke und leuchtete in das Loch hinein.
    »Die Mädels warten auf uns«, sagte Abe.
    »Ich weiß.«
    »Wir sind schon viel zu spät dran.«
    »Dann können sie auch noch ein paar Minuten länger warten.« Jack legte sich flach auf den Boden und begann, mit dem Kopf voraus in das Loch zu kriechen.
    »Das ist doch nicht dein Ernst«, murmelte Abe.
    »Ich will doch nur mal gucken.« Jacks Stimme klang gedämpft.
    Bevor das Licht der Lampe völlig in dem Tunnel verschwand, kniete sich Abe hin und packte Jacks Hosenbeine. Dunkelheit umfing ihn. Er sah sich um und konnte einen schmalen Lichtstreifen unter der Kellertür erkennen.
    Sie könnten schon dort oben sein, auf dem Weg aus diesem Haus heraus.
    Er zerrte an Jacks Jeans. »Komm schon.«
    Jack bewegte sich nicht.
    »Alles klar?«
    »Ja.« Seine Stimme war so dumpf, als hätte er sich ein Kissen in den Mund gestopft. »Der Tunnel nimmt kein Ende.«
    »Komm jetzt da raus.«
    »Oh Scheiße.«
    »Was?«
    »Da ist was. Es sieht mich an.«
    Abes Nackenhaare stellten sich auf. »Was ist es?«
    »Ich muss näher ran.«
    »Was ist es? Kommt es auf dich zu?«
    »Nein. Aha. Ein … Eulenkopf. Ohne Eule, nur der Kopf. Mann, hier liegen überall Knochen und solches Zeug.«
    »Toll. Zeit für uns zu verschwinden.« Er packte Jack bei den Knöcheln und zog. Einige Augenblicke später tauchte das Lieht der Taschenlampe auf. Jack robbte rückwärts über den Lehm, dann war er draußen.
    »Unglaublich«, sagte er. »Scheiße, ich konnte nur ungefähr fünf Meter weit sehen, aber das hat völlig gereicht. Da drin ist alles voller Knochen.«
    »Menschenknochen?«
    »Nein, keine so großen. Hunde, Katzen, Eichhörnchen, Waschbären, vielleicht auch Mäuse oder Ratten. Willst du dir das auch mal ansehen?«
    »Ich verzichte.«
    »Soll ich ein Foto davon machen? Wäre einen Versuch wert, oder?«
    Die schnellen, leisen Schritte auf der Treppe klangen mehr nach einem Tier als nach einem Menschen, Janice sah sich um und entdeckte den Eingang zu Tunnel. Sie trat einen Schritt hinein, drückte sich gegen die feuchte Lehmwand und starrte in das blaue Licht. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz jeden Moment aus ihrem Brustkorb springen. Ihr Atem entwich stoßweise ihren Lungen. Sie umklammerte das Messer mit beiden Händen und hielt den Atem an.
    Dann sah sie die Bestie, als sie am Tunneleingang vorbeiging. Ihre Knie gaben nach, und sie musste sich fest gegen die Wand pressen, um nicht umzufallen. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie schluckte die bittere, heiße Flüssigkeit hinunter, die sich in ihrer Kehle sammelte.
    Dieses Ding - oder eines, das genauso aussah - hatte sie vergewaltigt. Seine Klauen hatten sich in ihr Fleisch gebohrt, die Schnauze hatte sich in ihren Brüsten verbissen, und sein Penis war tief in sie eingedrungen, was sie immer noch schmerzhaft spüren konnte.
    Dieses Ding - oder sein Bruder - hatte ihre Eltern umgebracht und…
    Sie hörte ein klatschendes, reißendes Geräusch.
    Janice stieß sich von der Wand ab und machte einen Schritt nach vorne. Vorsichtig lehnte sie ihre Schulter gegen den kühlen Lehm auf der anderen Seite des Tunneleingangs und spähte um die Ecke.
    Die Bestie war leicht nach vorne gebeugt. Mit dem Rücken zu Janice riss sie große Fleischbrocken aus dem Oberschenkel ihrer Mutter. Starr vor Entsetzen beobachtete Janice, wie das Monstrum die tropfende Masse in seinen Mund stopfte.
    Eine innere Stimme flüsterte ihr zu, loszurennen, solange die Kreatur noch mit Fressen beschäftigt war.
    Nein, dachte sie. Ich kann nicht.
    Die Kaugeräusche ließen sie würgen. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und trat einen Schritt zurück.
    Himmel. Das ist Mom. Dieses Ding frisst gerade Mom …
    Dann rannte sie los.
    Wider besseres Wissen verzichtete sie darauf, über den Teppich zu schleichen. Ein

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