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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Vordertür!
    Der Raum zu ihrer Linken war finster. Rechts führte ein Bogengang in ein weiteres Zimmer, in dem ebenfalls blaues Licht brannte. Dunkle Vorhänge bedeckten die Wände, und sie konnte einige verstreute Kissen mit Satinbezug erkennen, jedoch keine Möbel.
    Die Haustür war keine drei Meter mehr entfernt, doch jeder, der sich in dem angrenzenden Raum befand, würde sie auf dem Weg dorthin bemerken.
    Sandy hatte behauptet, dass der Schlüssel nicht passte.
    Janice beschloss, kein Risiko einzugehen. Ohne das blau beleuchtete Zimmer aus den Augen zu lassen, umrundete sie das Geländer und schlich auf Zehenspitzen einen dunklen Gang zwischen Treppe und Wand entlang, der in einem Raum mit Fliesenboden auf der Rückseite des Hauses endete. Anscheinend hatte sie die Küche erreicht.
    Sie schloss die Schwingtür hinter sich und tastete nach einem Lichtschalter. Blaues Licht erhellte den Raum.
    Sie ging am Herd vorbei und bemerkte ein Spülbecken, eine große Arbeitsfläche und mehrere Regale an der gegenüberliegenden Wand. Neben dem Spülbecken stand ein Messerblock. Sie legte Glühbirne, Schlüssel und die Überreste der Getränkedose ab und entschied sich für ein Schälmesser und ein weiteres Messer mit langer, geriffelter Klinge. Das Schälmesser steckte sie in den Bund des Höschens, wobei sie die kühle Klinge auf ihrer nackten Haut spürte. Mit dem langen Messer in der rechten Hand ging sie auf eine Tür neben dem Kühlschrank zu.
    Sie war nicht abgeschlossen. Dahinter führte eine dunkle Treppe in den blau erleuchteten Keller hinunter. Sie zog die Tür hinter
    sich zu. Es war kalt. Zitternd sah sie hinab auf den blauen Teppich am Fuß der Treppe. Einige Kissen waren darauf verstreut.
    Bitte, bitte, dachte sie. Hoffentlich ist niemand hier.
    Und hoffentlich gibt es diesen Tunnel wirklich.
    Sie holte tief Luft und rannte los.
    Es war jemand dort.
    Janice keuchte auf und blieb wie angewurzelt stehen. Sie umklammerte das Geländer und starrte auf die drei Gestalten im Dämmerlicht.
    Zwei Frauen und ein Mann hingen reglos an der Wand. Ihre Köpfe hingen auf seltsame Art herab. Janice trat einen Schritt zurück, bevor sie bemerkte, dass die Füße der Gestalten den Boden überhaupt nicht berührten.
    »Oh Gott«, flüsterte sie.
    Langsam ging sie auf die Körper zu.
    Leichen, dachte sie. Es sind Leichen.
    Aus einem Oberschenkel der Frau waren große Stücke herausgerissen, als wäre sie von etwas Monströsem gebissen worden.
    Aus der Brust jeder Leiche ragte eine Stahlspitze.
    Sie waren an Haken aufgehängt.
    Janice wurde übel. Taubheit überfiel sie, als sie mit zitternden Knien weiter auf die Körper zuging.
    Jede der drei Leichen war übel zugerichtet und mit getrocknetem Blut überzogen, das im blauen Licht violett schimmerte.
    Sie sah einem der Leichname ins Gesicht und schlug eine Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken.
    Ein Auge war geschlossen, das andere starrte sie ausdruckslos an. Die Zunge hing heraus. Trotz der schmerzverzerrten Gesichtszüge erkannte sie Brian Blake.
    Dann sah sie den Mann an, der neben ihm hing.
    NEIN.
    Und die Frau.
    UNMÖGLICH! NEIN!
    Fassungslos starrte sie in die Gesichter ihrer Eltern. Sie fiel auf die Knie und hielt sich die Hände vors Gesicht.
    Hinter Janice ertönte das metallische Klicken eines Türschlosses. Sie wirbelte herum und sah die Treppe hinauf, an deren Ende sich die Tür öffnete.
    Jack stand im Türrahmen und schoss ein Foto von der Treppe, die zum Keller des Horrorhauses führte. »Alles klar«, flüsterte er.
    Abe schaltete die Taschenlampe an und ging an Jack vorbei die Stufen hinunter. Auf halbem Weg blieb er stehen, beugte sich über das Geländer und richtete den Lichtstrahl auf den Raum unter der Treppe. Außer einem großen Schrankkoffer war dort nichts zu erkennen. Dann besah er sich das Kellergewölbe. An den Wänden lehnte eine Sammlung alter Gartengeräte: Schaufeln, ein Rechen und eine Hacke. Ein paar Einmachgläser standen auf staubigen Regalbrettern. Der Boden bestand aus festgestampftem Lehm, auf dem einige Scheffelkörbe gestapelt waren.
    »Die Luft ist rein«, sagte Jack.
    Abe betrachtete den Schrankkoffer genauer. Er war verschlossen. »Mach die Fotos«, sagte er, »dann hauen wir ab.«
    Jack stand am Fuß der Treppe und schoss drei Bilder. Abe schloss die Augen, um dabei nicht geblendet zu werden.
    »Abmarsch.«
    »Warte. Ich will mich noch umsehen.«
    Abe reichte ihm die Taschenlampe. Während Jack durch den Raum ging, sah

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