Der Keller
Restaurants im Stadtzentrum zu besuchen. Sie sind mühelos zu Fuß erreichbar. Wir fahren um dreizehn Uhr dreißig wieder zurück, also haben Sie etwa drei Stunden zu Ihrer Verfügung. Genug Zeit, um auch Janice Crogans Horrorhausmuseum zu besuchen. Und wenn Sie dann immer noch unternehmungslustig sind, empfehle ich Ihnen einen Spaziergang am Strand, der nur ein paar hundert Meter vom Horrorhaus entfernt ist. Vielleicht wollen Sie sich ja etwas aus der Snackbar mitnehmen und dort picknicken. Aber sehen Sie gelegentlich auf die Uhr - die drei Stunden werden wie im Flug vergehen, und wir wollen ja nicht, dass Sie den Bus verpassen. Für gewöhnlich fahren wir pünktlich ab. So etwa gegen vier werden sie wieder in Ihren Hotels sein, können sich ausruhen und auf den Abend vorbereiten. Ich hoffe, Sie haben schon etwas Schönes vor - vielleicht ein nettes Abendessen in Fishermans Wharf? Ich werde mich in ein paar Minuten wieder bei Ihnen melden und Ihnen etwas über die Geschichte des Horrorhauses erzählen.«
Patty lächelte, ließ das Mikrofon sinken und drehte sich um.
»Meine Güte«, sagte Monica. »Dabei geht ja der ganze Tag drauf.«
»So steht’s ja auch in der Broschüre …«
»Ich weiß. Mir wurde es jetzt nur gerade so richtig bewusst.«
»Wieso hast du nicht gesagt, dass du keine Lust hast? Jetzt ist es ein bisschen spät, um deine Meinung zu ändern.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte sie. »Kommt mir nur wie Zeitverschwendung vor. Immerhin haben wir nur eine Woche in San Francisco, und davon verplempern wir einen ganzen Tag hiermit. Und noch dazu unseren ersten Tag. Wir haben noch überhaupt nichts von der Stadt gesehen.«
Owen war versucht, sie daran zu erinnern, dass sie gestern nach dem Einchecken mehrere Stunden damit verbracht hatten, durch Fisherman’s Wharf zu bummeln. Nach einem köstlichen Abendessen hatten sie sich in den Souvenirgeschäften umgesehen, das Wachsfigurenkabinett besucht und sich auf Pier 39 herumgetrieben, den Jongleuren zugesehen und anschließend weitere Souvenirläden abgeklappert.
Für ihn hatten sie damit durchaus ein klein wenig von San Francisco gesehen. Aber Monica darauf hinzuweisen wäre ein großer Fehler gewesen.
»Wenn ich das gewusst hätte, hätten wir auch was anderes machen können.«
»Nein, nein, ist schon in Ordnung.« Lächelnd tätschelte sie sein Bein. »Wir bringen es einfach hinter uns, und dann bleibt uns noch der Rest der Woche.«
Bringen es hinter uns.
Oh Mann.
»Wir hätten nicht mitfahren müssen«, sagte er. »Wenn du mir gesagt hättest, dass du nicht mitwillst…«
»Wieso hätte ich denn mitwollen sollen? Was ist so toll daran, eine alte Bruchbude anzusehen, in der ein Haufen Leute ermordet wurde? Ich finde diese ganze Tour ziemlich krank. So etwas sollte verboten werden. Zumindest sollten die Leute so viel Anstand besitzen nicht daran teilzunehmen. Es ist pervers. Und außerdem sitzen wir vier Stunden in diesem verdammten Bus.«
Owen starrte sie an, als hätte sie ihn gerade ins Gesicht geschlagen.
»Willst du damit sagen, ich bin pervers?«
Sie lachte. »Quatsch, dich hab ich doch nicht gemeint.« Sie legte ihren Mund an sein Ohr. »Ich liebe dich, du Dummchen. Glaubst du, ich würde mich in einen Perversen verlieben?«
»Aber ich bin wirklich einer, weißt du das nicht?«
»Ha, ha. Du bist so witzig. Dummchen. Aber ich liebe dich trotzdem.« Sie küsste ihn auf das Ohr und ließ ihr lüsternes Knurren ertönen.
Gott allein wusste, wo sie das aufgeschnappt hatte. Wahrscheinlich aus irgendeinem Film.
Monicas lüsternes Knurren: ein leises Grummein aus der Kehle, begleitet von einem winzigen Zähnefletschen und einem schwülen Blick.
Owen hasste es.
Er hatte es seit dem Zeitpunkt gehasst, als sie es zum ersten Mal an ihm ausprobiert hatte. Das war vor sechs Monaten gewesen.
Genau wie Owen lehrte auch Monica an der Crawford Junior Highschool in Los Angeles. Er hatte sie im September letzten Jahres zu Beginn des Wintersemesters kennen gelernt. Und er hatte sie von Anfang an nicht ausstehen können. Seinem Freund Henry, ebenfalls Lehrer an der Crawford, war es ähnlich gegangen. »Was für eine bescheuerte Klugschwätzerin«, hatte er gesagt, und Owen hatte ihm zugestimmt. »Die meint wohl, dass ihre Scheiße nach Rosen duftet.« Auch hier war Owen einer Meinung mit ihm gewesen. »Schade eigentlich«, hatte Henry gesagt, »weil sie ja eigentlich ziemlich hübsch ist. Ich würde gern mal das alte Rein-Raus-Spielchen mit ihr
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