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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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er ihren Tonfall hasste - als würde sie mit einem Dreijährigen sprechen.
    Außerdem hasste er es zu tanzen. »Wie wär’s, wollen wir ein wenig das Tanzbein schwingen?«, fragte sie und umklammerte seinen Arm.
    »Ich bin kein großer Tänzer.«
    »Nicht so schlimm. Dafür bin ich eine fabelhafte Tänzerin. Und eine fabelhafte Lehrerin. Im Handumdrehen wirst du Fred Astaire Konkurrenz machen können.«
    »Fred Astaire ist tot.«
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Sei nicht so morbide, Schatz.«
    Schatz? Oh Gott.
    »Ich will lieber nicht tanzen.«
    Er hasste es zu tanzen, ganz besonders mit Monica. Noch dazu auf der Weihnachtsfeier der Fakultät inmitten von Kollegen, Beratungslehrern, Sekretärinnen, stellvertretenden Rektoren … und nicht zuletzt dem Rektor persönlich. Menschen also, mit denen er jeden Tag zusammenarbeiten musste. Menschen, die ihn kannten.
    »Du kannst mich doch nicht ausführen und dann nicht mit mir tanzen. Wie sieht das denn aus?«
    Ich habe dich nicht ausgeführt, wollte er schreien. Ich habe dich nur mitgenommen! Sag Danke und lass mich in Frieden.
    Aber er dachte es nur, er sprach es nicht aus. Damit würde er ihre Gefühle nicht nur verletzen, sondern richtiggehend auf ihnen herumtrampeln.
    »Wir können’s ja mal versuchen«, sagte er schließlich.
    Sie führte ihn in den Freizeitraum im Keller, der mit roten und grünen Luftschlangen geschmückt war und nur von Lichterketten an der Decke erhellt wurde. Owen bemerkte, dass es keine einzige weiße Glühbirne gab. Sie waren entweder blau, rot, grün oder orange, wirkten festlich und wunderbar und tauchten alles in schummriges Dämmerlicht.
    Zum Glück, dachte Owen.
    Der Raum war mit tanzenden Pärchen gefüllt, von denen Owen zumeist mindestens einen Partner kannte. Viele nickten ihm zu, lächelten oder grüßten ihn, als sie sich einen Weg in die Mitte der Halle bahnten. Monica blieb stehen, drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen.
    Sie ist wirklich hübsch, dachte Owen.
    Andererseits wirkte in dem anheimelnden Glanz der Lichterketten wohl jeder hübsch. Licht schimmerte in Monicas Haar und funkelte in ihren Augen. Es machte ihre Konturen weicher, ließ die harten Kanten verschwimmen, versteckte die arrogante Miene und den Argwohn, der normalerweise in ihrem Gesicht lag.
    Sie hatte wirklich große Ähnlichkeit mit Elizabeth Taylor.
    Außerdem stand ihr der Angorapullover außerordentlich gut. Er schmiegte sich an ihren Körper, so dass jede ihrer Brüste einzeln hervortrat - wie zwei flauschige weiße Hügel mit einer Schlucht dazwischen.
    Der karierte, ziemlich kurze Faltenrock, der ihre Schenkel umspielte, hätte ihr ebenfalls gut gestanden, wäre seine Wirkung nicht durch eine schwarze Strumpfhose ruiniert worden, die ihre zugegebenermaßen wohlgeformten Beine völlig bedeckte und keinen Zentimeter Haut preisgab.
    »Tu das, was ich auch tue, Schatz«, sagte sie.
    Dann trat sie einen Schritt vor, und ihre Körper berührten sich.
    Sie nahm Owens linke Hand und legte ihre eigene auf seine Schulter. »Leg deine Hand auf meinen Rücken«, befahl sie.
    Er tat wie geheißen.
    »Genau so«, flüsterte sie.
    Jetzt ertönte Bing Crosbys »White Christmas« aus den Lautsprechern.
    Sie fingen an zu tanzen.
    Es war ein langsamer Tanz, bei dem sie sich eng aneinander-schmiegten. Owen ließ sich von Monica führen. Tis war gar nicht so schwer; sie bewegte sich kaum, schaukelte leicht hin und her und machte kleine Schritte in die eine, dann in die andere Richtung.
    Sie roch verdammt gut nach einem Parfüm, das vor Owens geistigem Auge milde Nächte und eine sanfte Tropenbrise heraufbeschwor. Er hatte diesen Duft schon den ganzen Abend lang wahrgenommen. Doch jetzt schien ihn ihre Haut in warmen, aromatischen Wellen geradezu auszustrahlen.
    Es war ein wunderbarer, exotischer Duft.
    Doch lange nicht so wunderbar und exotisch wie das Gefühl, Monica in den Armen zu halten. Sie hatte ihr Gesicht an seine Schulter gelehnt, und ihr Haar kitzelte ihn an der Nase. Ihre linke Hand streichelte seinen Rücken und ihre Rechte hielt seine Hand fest umklammert. Entschlossen, aber zugleich sehr sanft drückte sie ihre Brüste gegen seinen Oberkörper. Ihre Bäuche berührten sich, und ihre Hüfte rieb sich wie zufällig an ihm. Bei jedem Schritt konnte er ihre Schenkel spüren.
    Noch bevor Bing den Song zur Hälfte beendet hatte, spürte Owen, wie er eine Erektion bekam.
    Na toll.
    Das hat mir gerade noch gefehlt.
    Er hoffte, dass Monica noch

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