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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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machen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ich nicht«, hatte Owen geantwortet. »Wenn man da seinen Schniedel reinsteckt, gefriert er wahrscheinlich und bricht ab. Und dann ist Schluss mit lustig.«
    Obwohl Monica eingebildet, herablassend, stocksteif, humorlos und überhaupt ziemlich nervtötend war, konnte man sie doch fast als schön bezeichnen. Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit der jungen Elizabeth Taylor.
    Eine gewisse Ähnlichkeit. Die vielen Unterschiede waren in ihrer Gesamtheit nicht unbedingt zu Monicas Vorteil.
    Niemand erwähnte diese Unterschiede.
    Alle wiesen nur auf die Ähnlichkeiten hin.
    So war es wahrscheinlich seit Monicas Kindheit gewesen: Freunde, Verwandte, Lehrer, Klassenkameraden und Fremde auf der Straße wurden nicht müde, ihr zu sagen: »Weißt du, dass du genau wie Elizabeth Taylor aussieht? Die Ähnlichkeit ist richtig unheimlich. Ich kann meinen Augen kaum trauen.«
    Und natürlich hatte sie ihnen geglaubt.
    Obwohl ihr jeder Spiegel das Gegenteil beweisen konnte.
    Owen verwunderte es nicht, dass sie in dem Glauben aufgewachsen war, sie wäre die Königin von Saba, wenn nicht des Universums.
    »Sie zu kennen heißt sie zu hassen«, hatte Henry gesagt.
    Und Owen hatte ihm zugestimmt.
    Während des Wintersemesters hatte er nach Möglichkeit versucht, ihr aus dem Weg zu gehen. Er wollte nichts mit ihr zu tun haben. Doch da sie beide Englischlehrer und noch dazu das erste Jahr an dieser Schule waren, blieben gelegentliche Treffen nicht aus.
    Bei denen Owen freundlich zu ihr sein musste.
    Sobald ein Gespräch unausweichlich war, lächelte er und tat so, als könne er sie leiden. So, wie er eigentlich allen anderen Mitmenschen auch gegenübertrat.
    Sie schien ihn mit der für sie typischen kühlen Geringschätzung zu behandeln.
    Bis zu diesem Dezembermorgen, als sie ihn fragte, ob er sie zur Weihnachtsfeier mitnehmen könne. Sie hatte ihn im Lehrerzimmer in die Ecke getrieben. »Owen, kann ich dich um einen großen Gefallen bitten?«
    »Klar. Sicher.«
    »Gehst du auch zur Weihnachtsfeier?«
    »Ja. Klar.« »Wie kommst du dorthin?«
    Oh nein.
    »Mit meinem Auto.«
    »Hast du noch einen Platz frei?«
    Leider ja.
    »Ja, bis jetzt schon.«
    »Ich frage dich deshalb, Owen, weil - ich kann doch nicht alleine zu dieser Party fahren. Schließlich ist es ziemlich gefährlich für eine Frau, nachts noch unterwegs zu sein.«
    »Klar. Das ist für jeden gefährlich.«
    »Aber für Frauen noch gefährlicher.«
    »Klar. Sicher. Gefährlicher.«
    »Die Party wird ja um Mitternacht noch nicht vorbei sein. Und ich kann so spät doch unmöglich ganz allein heimfahren. Würde es dir etwas ausmachen, mich abzuholen? Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.«
    Owen wollte sie nicht mitnehmen. Er konnte sie nicht leiden. Doch er hatte bereits zugegeben, dass er noch Platz im Auto hatte. Aus dem Stegreif war er nicht in der Lage, eine halbwegs glaubwürdige Notlüge zu erfinden, um sie nicht mitfahren lassen zu müssen. »Klar. Das mache ich doch gerne«, hatte er gesagt und gelächelt.
    Wie sich herausstellen sollte, war sie auf mehr als nur eine Mitfahrgelegenheit aus. Während der Feier wich sie nicht von seiner Seite. Sie hielt sich an seinem Arm fest, führte ihn hierhin und dorthin und ließ ihn nicht für eine Sekunde los, während sie mit anderen Lehrern und deren Ehepartnern plauderte, Leute, die Owen noch weniger als sie leiden konnte und denen er normalerweise tunlichst aus dem Weg ging.
    Endlich schaffte es Owen, sich von ihr loszueisen, sich einen Becher roten, starken Punsch zu organisieren und etwa drei, vier Minuten lang mit seinen Freunden Henry, Jill und Maureen zu reden.
    »Oha, da kommt Ärger«, sagte Henry. »Jetzt steckst du bis zum Hals in der Scheiße, Kumpel.«
    »Na toll«, sagte Owen und stürzte den Punsch hinunter.
    »Wenn du sie nicht leiden kannst«, sagte Maureen, »wieso sagst du ihr nicht einfach, dass sie sich aus dem Staub machen soll?«
    »Das kann ich nicht.«
    Monica begrüßte alle mit einem steifen Lächeln. Dann packte sie Owens Arm. »Würdet ihr uns bitte entschuldigen«, sagte sie.
    »Dich schon, ihn nicht so gern«, sagte Henry.
    »Ha, ha. Sehr witzig.« Sie zog Owen mit sich. Während sie ihn hinter sich her zerrte, machte sie einen Schmollmund. »Ich dachte schon, du wärst mir abhanden gekommen. Du kannst doch nicht einfach ein Mädchen ausführen und es dann mutterseelenallein stehen lassen, Owie.«
    Er hasste es, wenn ihn jemand Owie nannte.
    Genau wie

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