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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ich werde nicht Giraffe zu dir sagen. Versprochen. Nur Dana. Oder Miss Lake, wenn du Mist baust.«
    »Ich baue doch keinen Mist.«
    »Klar, du doch nicht.«
    »Wie soll ich dich dann nennen?«, fragte Dana.
    »Frau Chefin natürlich.«
    Dana prustete los, und Tuck grinste. »Mit Lynn könnte ich leben«, sagte sie, als sich Danas Lachanfall etwas gelegt hatte.
    Dana nickte und nahm ihre Tasse. Dampf stieg von der dunklen Oberfläche des Kaffees auf. Sie blies sanft darauf, dann trank sie einen Schluck. »Hmmm. Gut.«
    »Willst du was essen?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Okay. Wir haben sowieso keine Zeit mehr. Wir können uns ja was an der Snackbar holen. Oder uns auf dem Weg Donuts kaufen. Bist du immer noch so wild auf Donuts?«
    »Aber sicher«, sagte Dana. »Im Moment hab ich aber keinen Hunger. Ich esse morgens sowieso nur selten was.«
    »Bist du fertig?«
    »Jau. Gestiefelt und gespornt.« Schnell nahm sie einen weiteren Schluck Kaffee.
    »Lass dir Zeit. So eilig haben wir es nun auch wieder nicht. Schließlich bin ich der Chef.«
    »Genau deshalb solltest du nicht zu spät kommen.«
    »Selbst wenn wir erst um halb zehn antanzen, werden wir die Ersten sein. Deine Kollegen sind keine großen Frühaufsteher. Für sie ist es einfach nur ein Beruf.«
    »Und für dich?«
    »Eine Berufung!«
    Dana lachte. »Klar.«
    »Soll ich dir die Wahrheit sagen?«
    »Raus damit.«
    »Ich mache das furchtbar gern. Wirklich. Ich bin gern der Chef…«
    »Du hast auch schon immer recht gern andere herumkommandiert …«
    »Darum geht es nicht. Jedenfalls nicht nur. Aber das Horrorhaus hat irgendwas. Es hat Geschichte, verstehst du? Klar, eine ziemlich blutige Geschichte, aber auch irgendwie … nostalgisch und romantisch und geheimnisvoll. Ich bin gern dort. Als ob man in die Vergangenheit reisen könnte … man kann sie zumindest richtig spüren.« »Wenn du meinst.«
    »Ist dir das gestern nicht aufgefallen?«
    »Eigentlich hat’s mich eher gegruselt.«
    Tuck grinste. »Gut. Das soll es auch. Aber keine Angst, wenn du dich erst mal dran gewöhnt hast, ist es vielleicht gar nicht mehr so unheimlich.«
    »Vielleicht?«
    »Ja, gut, bei manchen wird die Angst schlimmer, je länger sie da drin arbeiten. Kommt aber nur selten vor.«
    »Hoffentlich passiert mir das nicht.«
    »Mach dir keine Sorgen. Wird schon schiefgehen. Mir jedenfalls gefällt das Haus von Tag zu Tag besser.«
    »Vielleicht gehört es dir ja auch eines Tages.«
    »Na, darauf will ich mich mal nicht verlassen«, sagte Tuck.
    »Aber du bist doch Janices einzige Erbin, oder nicht?«
    »Im Moment sieht es jedenfalls danach aus. Sie hat keine Geschwister, und was mit ihren Eltern passiert ist, weißt du ja.« Tuck runzelte die Stirn und dachte einen Moment lang darüber nach. »Außer Dad und mich hat sie niemanden, nur einen Onkel und eine Cousine. Andererseits ist sie gerade mal Mitte dreißig. Ich bezweifle, dass sie in nächster Zeit den Löffel abgeben wird. Außerdem wäre es ja gut möglich, dass sie irgendwann ein Kind bekommt.«
    »Bist jetzt scheint sie keine Ambitionen in dieser Richtung zu haben.«
    »Ja, aber sie ist ja auch erst seit ein paar Jahren verheiratet.«
    »Wie alt ist sie jetzt genau?«
    Tuck überlegte. »Sechsunddreißig.«
    »Na, in dem Alter kann man eigentlich schon noch eine Familie gründen.«
    »Wer weiß, vielleicht hat sie schon längst einen Braten in der Röhre. Und wenn nicht, dann bestimmt, wenn sie von dieser Kreuzfahrt zurückkommt. Zwei Monate im Südpazifik? Ich werde ja schon schwanger, wenn ich nur daran denke.«
    »Haben sie es denn schon versucht?«
    »Himmel! Woher soll ich denn das wissen? Sie ist eine tolle Frau und alles und wir mögen uns echt gern, aber ich kann ja schlecht mit ihr so reden wie mit dir. Immerhin ist sie die Ehefrau meines Vaters. Da sind manche Sachen einfach tabu.« Tuck hob die Augenbrauen. »Willst du noch Kaffee?«
    »Nein, vielen Dank.«
    »Dann machen wir uns lieber auf die Socken.« Sie streckte die Hand nach Danas Tasse aus. »Ich spüle noch schnell ab und mache hier die Schotten dicht. Vergiss deine Windjacke nicht. Dieser verdammte Nebel an der Küste ist völlig unberechenbar.«
    Fünf Minuten später folgte Dana Tuck in die Garage, die Platz für drei Autos bot. Sie gingen an dem über fünf Meter langen Kajütboot und einem Mercedes vorbei und stiegen in den Jeep Wrangler.
    »Ich weiß nicht, wie du in solcher Armut leben kannst«, sagte Dana.
    »Es ist schon nicht einfach.«

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