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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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waren, während er der Tonbandaufnahme gelauscht hatte. Jetzt stand schon die nächste Touristengruppe unter dem Gehängten und betrachtete ihn mit Abscheu und Faszination.
    »Nach dir«, sagte Monica, als sie die geöffnete Tür zum Horrorhaus erreicht hatten.
    »Wenn du lieber nicht reingehen willst…«
    »Doch.«
    »Du musst nicht. Du kannst auch draußen bei der Snackbar warten oder…«
    »Und mir den ganzen Spaß entgehen lassen?«
    »Sieht nicht so aus, als würde es dir viel Spaß machen.«
    »Ach, ist dir das auch schon aufgefallen?«
    »Warum machst du nicht einen Spaziergang? Ich komme nach, so schnell ich kann.«
    »Nein, abgelehnt. Vergiss nicht, ich tue das nur für dich, Owie. Obwohl ich überhaupt keine Lust habe, komme ich mit - weil ich dich liebe.«

Kapitel neun
    Sandy - August 1980
    Die Frau hinter dem Lenkrad versuchte etwas zu sagen, brachte jedoch nur ein undeutliches Krächzen heraus.
    Sandy steckte Daumen und Zeigefinger der linken Hand in ihren Mund und zog angewidert Bills Haare heraus. Es war, als würde sie den Abfluss der Badewanne sauber machen, nur dass Fleischbrocken und Zähne an den Haarbüscheln klebten.
    »Danke, Kleine. Taufend dank«, nuschelte die Frau, sobald Sandy das Gröbste aus ihrem Mund entfernt hatte.
    »Sind Sie verletzt?«
    Die Frau lachte würgend. »Hab ich den Schwanflutscher alle gemacht?«
    »Denke schon.«
    »Fieh nach. Ich muff ef wiffen.«
    »Ich geh da nicht rüber, Lady. Wie schlimm hat es Sie erwischt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Können Sie sich bewegen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Lassen Sie den Motor an.«
    Die Frau hob langsam die rechte Hand und drehte den Zündschlüssel herum. Der Motor sprang brummend an, und die Frau warf Sandy ein blutiges Lächeln zu.
    »Rutschen Sie rüber. Ich fahre«, sagte Sandy, der sich der Magen umdrehte.
    »Waf ift mit Bill?«
    »Sehen Sie sich ihn doch an. Er ist tot. Wie könnte er auch noch am Leben sein? Sie haben sicher was von seinem Hirn verschluckt.«
    Die Frau lachte wieder gurgelnd. »Und jetft find meine Pläne im Arsch.« »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte Sandy.
    »Hm?«
    »Rutschen Sie rüber und sehen Sie zu. Ich werde mich um ihn kümmern, und dann fahren wir los, okay?«
    »Okay.«
    Sandy stieg aus und trat in den Lichtkegel des Scheinwerfers. Ein großer Schatten fiel auf Bills nackten Rücken.
    Sie trat einen Schritt zur Seite, damit die Frau alles sehen konnte. Dann kniete sie sich hin.
    Es sah aus, als wäre Bills Kopf bis zu den Ohrenspitzen im Boden versunken.
    Sandy packte das Haar an seinem Hinterkopf. Als sie daran zog, rutschte der Schädel über den Boden. Er war nicht versunken - sondern plattgedrückt.
    Sie hob den Kopf so hoch, wie sie es schaffte, und hoffte, dass die Frau im Auto Bills eingedrückten und zur Hälfte geleerten Schädel gut sehen konnte.
    Dann schlitzte sie ihm mit dem Messer die Kehle durch, rannte zum Auto zurück, stieg ein und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Danke«, sagte die Frau.
    Sandy lächelte sie an. »Kein Ding.«
    »Ich heife Lib.«
    »Lib?«
    »Libby. Lib.«
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen. Ich bin Charly. Mit Y. Machen wir, dass wir von hier … Hey! Cool!«
    »Waf?«, fragte Lib.
    »Automatikschaltung!« Sie legte den Rückwärtsgang ein. Einen Moment lang befürchtete sie, dass der Wagen sich nicht vom Baum lösen würde. Doch unter Knirschen und Klirren setzte sich das Auto in Bewegung.
    »Wo fährft du hin?«, fragte Lib.
    »Keine Ahnung.«
    Sie wusste es wirklich nicht. Das Wichtigste war, dass das Auto überhaupt funktionierte. Sie wendete vorsichtig und fuhr langsam durch den Wald und den Abhang hinauf.
    Auf der Hälfte der Anhöhe sah sie das Geschirrtuch auf dem Waldboden liegen. Doch sie traute sich nicht, an der steilen Stelle anzuhalten und es aufzuheben.
    Schließlich hatten sie den Hügel überwunden.
    »So!«, keuchte sie.
    »Waf?«
    »Wir habens geschafft.«
    Fast, dachte sie, während sie das Auto behutsam durch den Wald lenkte. Erst mal müssen wir es unbeschadet auf die Straße schaffen, und dann?
    »Wo wohnst du, Lib?«
    »Na hier.«
    »Hier in Malcasa?«
    »Nö. Im Auto.«
    »Du wohnst in deinem Auto?«
    »Ja.«
    »In diesem Auto?«
    »Ja.«
    »Hast du denn kein richtiges Zuhause?«
    »Und du?«
    »Ich hab einen Wohnwagen«, sagte Sandy. »Gar nicht so weit von hier.«
    »Ich hab ne Anhängerkupplung.«
    »Ich weiß. Hab ich schon gesehen. Leider sind ein Scheinwerfer und die Windschutzscheibe kaputt. Wenn ein Cop uns so sieht,

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