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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hält er uns sofort an. Und dann sind wir im Arsch.«
    »Ef war Notwehr. Er hat mich geflagen.«
    »Ja, aber nicht, als du ihn überfahren hast. Wenn sie rausfinden, was passiert ist, stecken sie dich ins Kittchen.«
    »Feif drauf.«
    Sobald Sandy die Straße durch die Bäume hindurch erkennen konnte, schaltete sie den Scheinwerfer aus und hielt am Straßenrand an. Alles war dunkel und verlassen. Sie starrte auf den kleinen MG.
    »Ift daf deiner?«, fragte Lib.
    »Nein.«
    »Aber du …«
    »Ja. Der Kerl, dem er gehört, ist tot. Ich hab ihn umgebracht.«
    »Echt?« Sie lachte schniefend.
    »Er hat mir und meinem Kind wehgetan.«
    »Du haft ihn umgebracht?«
    »Ja.«
    »Ift ja irre. Wir find beide Killer.«
    »Was soll ich mit seinem Auto machen?«
    »Damit kannft du keinen Wohnwagen ziehen.«
    »Ich weiß.«
    »Laff ihn da stehen.«
    »Da sind doch überall meine Fingerabdrücke drauf.«
    »Mufft fie abwiffen.«
    »Ja, stimmt. Warte hier.«
    Ohne den Motor auszuschalten öffnete Sandy die Tür. Die Innenbeleuchtung schaltete sich ein, und sie sah zu Lib hinüber.
    Ihre Blicke trafen sich.
    Lib hatte sich einen Großteil des Bluts aus dem Gesicht gewischt und hielt sich ein rotes Halstuch vor Nase und Mund. An einem ihrer Ohren baumelte ein großer, goldener Ring, das andere Ohrläppchen war eingerissen und blutete. Sandy vermutete, dass sie um die dreißig war, obwohl das aufgrund ihrer Verletzungen schwer einzuschätzen war.
    Sie war größer als Sandy, hatte breite Schultern und wirkte ziemlich muskulös. Mit dem kahlgeschorenen Kopf sah sie trotz ihres verquollenen Gesichts recht hartgesotten aus.
    Libby nahm das Tuch vom Gesicht. »Wo ift dein Hemd?«
    »Wo sind deine Haare?« »Ha!«
    »Bin gleich wieder da.«
    Sandy stieg aus und schloss die Tür. Sie rannte zum MG hinüber, ließ sich auf den Fahrersitz fallen, zog den Zündschlüssel heraus und steckte ihn in ihre Hosentasche. Dann öffnete sie das Handschuhfach.
    Und fand einen kleinen Revolver.
    Sandy spitzte die Lippen, nahm die Waffe schnell an sich und stopfte sie in die Tasche.
    Im Handschuhfach lagen außerdem ein paar Straßenkarten und ein Stapel Papierservietten, die Slade wohl aus verschiedenen Restaurants mitgenommen hatte.
    Sandy nahm sie heraus und schloss das Fach. Mit den Servietten wischte sie das Handschuhfach, das Armaturenbrett, den Schalthebel und das Lenkrad ab. Dann öffnete sie die Fahrertür und säuberte auch den inneren Türgriff.
    Die Straße lag immer noch verlassen da.
    Sie stieg aus, entfernte auch außen ihre Fingerabdrücke, steckte die Servietten in die Hosentasche und kehrte zu Lib zurück.
    »Wem gehört dieses Auto?«, fragte sie.
    Lib schniefte laut. »Mir.«
    »Bist du wirklich die Eigentümerin?«
    »Klar.«
    »Die registrierte Eigentümerin?«
    »Willft du mich verarschen?«
    »Heißt das jetzt ja oder nein?«
    »Scheife, nein.«
    »Ist es gestohlen?«
    »Darauf kannft du wetten.«
    »Na toll.«
    Sandy fuhr auf die Straße und in Richtung Wohnwagen.
    »Wann habt ihr es gestohlen?«, fragte sie, während sie den Scheinwerfer einschaltete.
    »Vor einem Monat. Haben ef in Mexiko mitgehn laffen. Alfo keine Angft.«
    »Bist du eine Kriminelle oder so?«
    Lib lachte wieder grunzend. »Der war gut. Bill und ich hatten eine tolle Zeit. Wie Bonnie und Clyde. Aber Bill war nur ein Feigling mit grofer Schnauze und nem Spatzenhirn.« »Wart ihr verheiratet?« »Ha!«
    »Also nicht.« »Miefef Ftück Dreck.«
    Sandy fuhr langsamer und bog in den Feldweg ab. Sie blickte in den Rückspiegel, aber dort war niemand, nur Dunkelheit und Flecken von Mondlicht. Äste und Gestrüpp strichen gegen den Unterboden.
    »Da wohnft du?«
    »Ja. Ich und mein Kind.«
    »Wie alt?«
    »Sechs Monate.«
    »Ein Baby.«
    »Ja.«
    »Junge oder Mädchen?« »Junge.«
    »Oh. Fön, echt fön. Und dein Mann?« »Kein Mann.«
    »Der Bastard hat dich gefängert und ift abgehaun?« »Er hat mich geschwängert und wurde umgebracht.« »Oh.« »Tja.«
    »Haft du ihn geliebt?« »Ja.«
    »Scheife.« »Ja.«
    »Daf Leben ift hart.«
    »Ja, das stimmt. Meistens zumindest.«
    Lib lachte und tätschelte Sandys Bein.
    »Du bift in Ordnung, Charly.«
    »Danke.«
    Als sie den Hügel erreicht hatten, fiel der Strahl des Scheinwerfers auf ihren Wohnwagen.
    »Wir sind da«, sagte Sandy. »Sollen wir ihn an dein Auto hängen und abhauen?«
    »Verfuchen können wir ef ja. Weift du, wie ef geht?«
    »Klar. Agnes und ich haben ihn hier mit ihrem Pick-up raufgefahren. Ich hab mir

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