Der Keller
Maggie wird Ihnen ihre Geschichte also mit ihren eigenen Worten erzählen, ganz so, als würde sie selbst vor Ihnen durch das Haus humpeln.
Sie befinden sich jetzt bei Station eins, dem aufgeknüpften Leichnam von Gus Goucher. Maggie selbst hat nie eine Puppe von Gus in Auftrag gegeben. Sie wurde erst kürzlich auf meine Veranlassung hin zu den anderen Ausstellungsstücken hinzugefügt. Wenn Maggie noch hier sein könnte, würde sie jetzt mit ihrem Stock auf den Balken deuten, an dem Gus jetzt hängt, und Folgendes berichten: ›Dort oben haben sie den armen Gus Goucher aufgeknüpft. Er war erst achtzehn Jahre alt und auf dem Weg nach San Francisco, um mit seinem Bruder in den Sutro Baths zu arbeiten. Die Sutro Baths waren eine Badeanstalt mit gewaltigen überdachten Swimmingpools mit warmem Meerwasser. Das Cliff House liegt gleich daneben - oder zumindest das, was von ihm übrig ist. Sie können die Ruinen des Bades noch immer vom Cliff House aus sehen.
Seinerzeit waren die Sutro Baths ein wirklich mondäner Ort. Leider sollte Gus niemals dort ankommen. Am zweiten August des Jahres 1903 machte er hier Halt, um Feuerholz für Lilly Thorn zu schlagen, der damaligen Besitzerin des Hauses, die mit ihren beiden Kindern dort lebte und gerade ihre Schwester Ethel zu Besuch hatte. Im Gegenzug bekam er eine warme Mahlzeit, bevor er sich wieder auf den Weg machte.
In der Nacht schlug die Bestie zu. Niemand außer Lilly überlebte. Sie rannte schreiend durch die Straßen und weckte die halbe Stadt auf. Sofort fanden sich einige beherzte Männer, die das Anwesen vom Keller bis zum Dach durchsuchten, ohne eine lebende Seele zu finden. Alles, worauf sie stießen, waren die zerrissenen, halb aufgefressenen Leichen von Lillys Schwester und Lillys zwei kleinen Jungen. Die Männer durchstreiften die Wälder und Hügel hinter dem Anwesen und entdeckten dort den selig an seinem Lagerfeuer schlafenden Gus Goucher.
Ein paar Leute erinnerten sich, dass sie ihn an diesem Tag auf dem Gelände der Thorns gesehen hatten - da er ein Fremder war, konnte offensichtlich nur er diese Tat begangen haben. Es gab eine Gerichtsverhandlung, bei der sich niemand bereit fand, ihn zu verteidigen. Außerdem befand sich Blut an seiner Kleidung, was sein Schicksal besiegelte. Die Verhandlung fand im ehemaligen Gerichtsgebäude statt, das 1916 bis auf die Grundmauern niederbrannte.
Gus beteuerte seine Unschuld. Er behauptete, dass er sich in den Finger geschnitten hatte und konnte sogar eine Wunde zeigen, um dies zu beweisen. Der Ankläger sagte, er hätte sich absichtlich geschnitten, um seine Tat zu vertuschen. Die Geschworenen glaubten ihm.
›Was war mit Lilly?‹«, fragte die Stimme eines jungen Mannes. Er war deutlich zu hören, und Owen vermutete, dass sie demjenigen gehörte, der die Führung heimlich aufgezeichnet hatte. »›Sie hat doch gesehen, was passiert ist, oder nicht? Wieso hat sie Gus nicht entlastet? ‹
›Nun, das konnte sie nicht, mein Junge. Zu diesem Zeitpunkt war Lilly vor Kummer bereits nicht mehr bei Sinnen. Sie war nicht in der Verfassung, über irgendetwas eine Aussage zu machen. Das Urteil war schnell gefällt. Gus wurde des dreifachen Mordes angeklagt und zum Tod durch den Strang verurteilt.
Dieses Urteil sollte jedoch nie vollstreckt werden. Ein Mob, der sich in der Nacht nach der Verhandlung bildete, kam den Behörden zuvor. Maskierte Männer zerrten Gus aus dem Gefängnis, brachten ihn hierher, warfen ein Seil über diesen Querbalken und hängten ihn auf.
Gus war natürlich völlig unschuldig. Zumindest so unschuldig, wie es ein Mann nur sein kann. Er hat niemanden umgebracht, außer, er besaß scharfe Krallen. Die Bestie war es. Die Bestie hat alle umgebracht. Wenn Sie mir nun bitte ins Haus folgen würden.‹
Wenn Sie das Horrorhaus betreten«, sagte Janice, »beachten Sie bitte, dass es sich nicht um die ursprüngliche Tür handelt, die im Jahre 1978 von einer Polizeischrotflinte aufgeschossen wurde. Sie befindet sich heute im Horrorhausmuseum.
Begeben Sie sich jetzt zu Station Nummer zwei, indem Sie sich in der Eingangshalle nach links wenden. Halten Sie das Band jetzt an und lassen Sie die Aufzeichnung weiterlaufen, sobald Sie sich im Salon befinden.«
Owen drückte auf die Stopptaste.
Monica grinste zynisch. »Wird das irgendwann noch mal besser?«
»Gehen wir rein und finden es raus.«
Aus den Augenwinkeln hatte Owen bemerkt, wie mehrere Leute die Veranda betreten hatten und dann im Haus verschwunden
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