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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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oder so.«
    »Die Sachen gehören dir gar nicht?« »Jetzt schon.«
    »Du hast sie geklaut?«
    »Mann, Schätzchen, so ziemlich alles, was ich habe, ist geklaut. Ich bin eine Diebin. Schon immer gewesen. Alles klar?«
    »Keine Ahnung. Willst du mich auch beklauen?«
    »Nein! Für wen hältst du mich? Du bist meine Partnerin, oder nicht?«
    »Denke schon. Aber wenn wir uns zusammentun, musst du mir versprechen, keinen Ärger zu machen. Immerhin haben wir heute Nacht zwei Männer umgelegt. Wir müssen in aller Stille von hier verschwinden. Wir können nicht durch die Gegend laufen und irgendwelche Sachen klauen.«
    »Klar. Schon verstanden.«
    »Keine krummen Dinger mehr.«
    »Wie du meinst.« Sie hob die Augenbrauen. »Schicke Teile, oder?«
    Sandy grunzte höhnisch. »Sehr schick. Jetzt waschen wir uns, dann ziehen wir sie an.« Sie führte Lib zum Badezimmer und schaltete das Licht ein.
    »Du kannst dich hier waschen. Ich nehme das Waschbecken in der Küche.«
    Sie hängte eine der Blusen über einen Haken.
    »Bin gleich fertig«, sagte Lib und hielt Sandy die Flasche hin. »Willst du?«
    »Nein danke.«
    »Letzte Chance.«
    »Kannst sie ruhig austrinken.«
    »Weißt du was? Du bist eine echte Prinzessin. Eine richtige, echte, bekackte Prinzessin.«
    Sandy schüttelte lachend den Kopf. »Genau«, sagte sie. Als sie die Küche betrat, hörte sie wie in der Dusche das Wasser aufgedreht wurde.
    Sie warf ihre Blazing-Babes-Bluse auf die Arbeitsfläche und ließ heißes Wasser ins Spülbecken laufen. Dann nahm sie ein sauberes Geschirrtuch aus der Schublade.
    Hier gab es keinen Spiegel, in dem sie ihr Gesicht hätte betrachten können.
    Sie machte sich jedoch keine großen Hoffnungen. Wenn sie an sich herab auf ihre mit Kratzern, Schmutz und Blut beschmierten Schultern, Arme und Brüste sah, konnte sie sich ausrechnen, dass ihr Gesicht ebenfalls eine Katastrophe war. Selbst die Shorts und ihre Beine starrten vor Dreck.
    Ich bräuchte die Dusche wahrscheinlich viel dringender als Lib.
    »Was die braucht«, murmelte Sandy, »ift ein bekackter Fahnarft.«
    Leise lachend tauchte sie das Tuch in das heiße Wasser, beugte sich über das Spülbecken und wusch sich das Gesicht. Sie war zu erschöpft, um nach Seife zu suchen.
    Wird schon gehen.
    Der warme, feuchte Lappen fühlte sich gut an auf ihrem Gesicht. Wasser lief ihren Hals und die Brust hinunter bis auf die Shorts. Sie trat einen Schritt zurück, um die Hose auszuziehen, bevor sie völlig durchnässt war.
    Ich hätte sie erst ausziehen sollen und dann …
    Jemand kreischte auf.
    Sandys Herz setzte für einen Moment aus.
    Sie wirbelte herum und ließ dabei das Geschirrtuch fallen. Es glitt zwischen ihren Brüsten hindurch und blieb an ihrem Bauch kleben.
    Aus der Hosentasche zog sie Slades kleinen Revolver.
    Sie fragte sich, ob er geladen war.
    Bestimmt.
    Lib musste geschrien haben. Sonst war ja keiner hier.
    Aber warum?
    War Slade doch nicht tot?
    Im engen Korridor war niemand.
    Das Tuch löste sich von ihrem Bauch, streifte ihren Oberschenkel und segelte zu Boden, als sie ins Badezimmer eilte.
    Der Duschvorhang war geschlossen. Da Sandy dahinter nichts erkennen konnte, riss sie ihn weit auf.
    Lib stand breitbeinig unter der Dusche. Sie hielt Eric in beiden Händen, als hätte sie ihn mitten im Sprung aufgefangen.
    Sie keuchte.
    Aus dem Duschkopf prasselte Wasser auf sie herunter.
    Libs Körper war mit Blutergüssen bedeckt, die die Größe einer Faust, eines Knies oder einer offenen Hand hatten. Sie schillerten braun, violett, grün und gelb. Offensichtlich war sie auch gebissen und gekniffen worden.
    Ganz sicher hatte Bill sie über einen langen Zeitraum hinweg ständig misshandelt.
    Bis sie es heute nicht mehr ausgehalten hatte.
    Sie starrte Eric an und schien Sandy überhaupt nicht wahrzunehmen.
    Schließlich zog sie Eric an ihre Brust und wiegte ihn sanft. »Was ist das?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Mein Sohn.«
    »Dein Haustier?«
    »Mein Baby. Ich bin seine Mutter.«
    »Ohne Scheiß?«
    »Ohne Scheiß.«
    »Also da soll mich doch einer …« Lib schüttelte den Kopf und streichelte vorsichtig Erics Rücken. »Tut mir leid, dass ich so geschrien hab. Aber der kleine Scheißer hat mich zu Tode erschreckt.«
    Sandy nickte und ließ die Waffe sinken. »Nenn ihn nicht so.«
    »Wie heißt er?«
    »Eric.«
    »Hallo, Eric. Ich bin Lib. Das ist die Kurzform von Libby.« Sie sah zu Sandy auf. »Kann er sprechen?«
    »Nein.«
    »Was für ein hässlicher kleiner Kerl.

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