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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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versucht hat, ihre Kinder zu retten.«
    Die Gruppe folgte Maggie aus dem Schlafzimmer.
    »Sobald die Bestie erkannt hatte, dass sie nicht in ihr Zimmer gelangen konnte, rannte sie diesen Korridor hinunter.«
    In der Mitte des Korridors oberhalb der Treppe war ein Areal mittels vier hölzerner Brentwood-Stühle, um die eine Wäscheleine gespannt war, abgesperrt. Die Gruppe musste sich im Gänsemarsch zwischen Wäscheleine und Geländer hindurchzwängen.
    »Hier werden wir unsere neueste Erwerbung zur Schau stellen. Die Puppen sind bereits bestellt, doch vor dem Frühjahr werden wir sie wohl nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Das ist aber schade«, sagte der Mann mit den beiden Kindern in sarkastischem Ton zu seiner Frau.
    Maggie trat durch eine Tür zu ihrer Rechten. »Schließlich erreichte die Bestie diesen Raum«, sagte sie.
    Durch die Fenster des Zimmers waren die Wälder hinter dem Anwesen zu sehen. Die Messingbetten ähnelten dem in Lillys Raum. Nur dass die Überdecken völlig durcheinandergeworfen waren. In einer Ecke stand neben einem Waschbecken ein Schaukelpferd, das schon bessere Tage gesehen hatte.
    »Earl war zehn Jahre alt«, sagte Maggie, »und sein Bruder Sam erst acht.«
    Ihre zerfetzten, misshandelten Wachsleichen lagen bäuchlings zwischen den Betten. Beide trugen die Überreste gestreifter Schlafanzüge, die gerade so ihre Hinterteile bedeckten.
    »Wir gehen«, sagte der Vater der beiden Kinder. »Das ist ja wohl der ekelhafteste, geschmackloseste Voyeurismus, der mir jemals untergekommen ist.«
    Seine Frau schenkte Maggie ein entschuldigendes Lächeln.
    »Zwölf Dollar hierfür!«, zischte der Mann. »Gütiger Gott!« Seine Frau und die beiden Kinder folgten ihm aus dem Raum.
    Eine durchtrainierte Frau in einer weißen Bluse und Shorts packte ihren Sohn beim Ellenbogen. »Wir gehen auch.«
    »Mami!«
    »Keine Diskussion. Wir haben mehr als genug gesehen.«
    »Och, Mami!«
    Sie schob den Kleinen aus der Tür.
    Sobald sie verschwunden waren, lachte Maggie leise in sich hinein. »Jetzt verpassen sie das Beste«, sagte sie. Nervöses Gelächter machte sich im Rest der Gruppe breit.

    2

    »Wir wohnten seit genau sechzehn Tagen in diesem Haus, als die Bestie erneut zuschlug.« Sie führte sie den Korridor entlang an den Stühlen und dem Treppenhaus vorbei. »Mein Mann Joseph hielt sich nicht gerne in den Räumen auf, in denen die Morde passiert waren. Also machten wir es uns so gut es ging in den anderen Zimmern gemütlich. Cynthia und Diana waren nicht so empfindlich, deshalb schliefen sie in dem Zimmer der Jungen, das wir gelassen hatten, wie es war.«
    Maggie führte die Gruppe in einen Raum gegenüber von Lillys Schlafzimmer. Donna suchte vergeblich nach Wachspuppen, obwohl eine vierflüglige spanische Wand eine Ecke samt Fenster verdeckte.
    »Das war Josephs und mein Schlafzimmer. Es geschah in der Nacht des siebten Mai 1931. Und obwohl das schon fünfzig Jahre zurückliegt, haben sich diese Vorkommnisse unauslöschlich in mein Gehirn eingebrannt. An diesem Tag regnete es wie aus Eimern. Wir hatten die Fenster geöffnet, und ich lauschte dem Plätschern. Meine Mädchen schliefen tief und fest am anderen Ende des Flurs, und Theodore, mein armes Baby, war in seinem behaglichen Kinderzimmer untergebracht.
    Nichtsahnend schlief ich ein und wachte erst auf, als ich Glas splittern hörte. Das Geräusch schien aus dem ersten Stock zu kommen. Joseph, der es ebenfalls mitbekommen hatte, stand leise auf und ging auf Zehenspitzen zum Kleiderschrank, um seine Waffe zu holen.« Sie öffnete eine Schublade und zog eine ,45er Automatik der Marke Colt daraus hervor.
    »Es war genau diese Pistole hier. Glauben Sie mir, wenn er sie abfeuerte, machte sie wirklich ordentlich Lärm.« Sie klemmte sich den Gehstock unter den Arm, packte den schwarzen Griff der Waffe und ließ mit einem leichten, metallischen Klicken den Schlitten vor-und zurückgleiten. Mit dem Daumen spannte sie den Hahn. Dann legte sie die Waffe in die Schublade zurück.
    »Joseph nahm sie mit sich, als er den Raum verließ. Als ich seine Schritte auf der Treppe hörte, ging ich so leise wie möglich den Korridor hinunter, um meine Kinder in Sicherheit zu bringen. Was Sie sicherlich nur zu gut verstehen.«
    Die Gruppe folgte ihr wieder den Korridor hinab.
    »Genau hier, an dieser Stelle, hörte ich die Schüsse aus der Eingangshalle. Joseph schrie - und ich kann Ihnen versichern, etwas Ähnliches hatte ich in meinem Leben noch nicht gehört. Ich

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