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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ich ein und wachte erst auf, als ich Glas splittern hörte. Das Geräusch schien aus dem ersten Stock zu kommen. Joseph, der es ebenfalls mitbekommen hatte, stand leise auf und ging auf Zehenspitzen zum Kleiderschrank, um seine Waffe zu holen.«
    »Der folgende Abschnitt der Führung«, warf Janice ein, »fand in Maggies und Josephs Schlafzimmer statt. Maggie ging zu einer Kommode hinüber, öffnete eine Schublade und zog die alte Colt ,45er Automatik ihres Mannes daraus hervor.«
    »Genau diese Pistole!«, verkündete Maggies Stimme triumphierend. »Joseph war stets darauf bedacht, dass die Kammer leer war, jedoch ein volles Magazin in der Waffe steckte. Also musste er sie zunächst laden. So.« Owen hörte ein scharfes metallisches Klicken und stellte sich vor, wie Maggie grinsend eine Kugel in die Kammer gleiten ließ. »Dieses Geräusch kam mir in der stillen Finsternis entsetzlich laut vor. Mit der Pistole im Anschlag schlich sich Joseph auf die Galerie. Ich blieb im Bett und lauschte konzentriert. Der Regen hatte sich inzwischen gelegt, und bis auf Josephs Schritte herrschte Totenstille. Als er die Treppe hinunterging, konnte ich nicht mehr länger liegen bleiben. Ich stand auf, um nach meinen Kindern zu sehen.«
    »An dieser Stelle«, unterbrach sie Janice, »legte Maggie die Pistole wieder zurück und führte ihre Gäste in die Galerie bis zur Treppe, wo Sie jetzt auch gerade stehen.«
    »Ich war genau hier, als die Schüsse ertönten«, übernahm Maggie wieder. »BAMM! BAMM! Joseph schrie so laut, dass er selbst Tote hätte aufwecken können. Bei Gott, mir gefror das Blut in den Adern. Sobald der Schrei verstummt war, hörte ich Schritte wie von bloßen Füßen mit gewaltigen Klauen, die über das Holz kratzten.
    Die Schritte kamen näher. Ich dachte, dass ein Bär im Haus wäre. Doch wie sehr sollte ich mich täuschen!
    Mein einziger Gedanke war, mich und meine Kinder in Sicherheit zu bringen, doch blankes Entsetzen lähmte mich. Die Bestie kam die Treppe herauf. Ich konnte nur erkennen, dass sie gebückt, jedoch auf zwei Beinen wie ein Mensch ging. Sie lachte heiser und warf mich zu Boden. Dann bearbeitete sie mich mit Zähnen und Klauen. Ich wollte mich wehren, doch sie war viel größer als ich und stärker als zehn Männer. Ich hatte schon mein letztes Gebet gesprochen, als der kleine Theodore plötzlich zu schreien anfing. Die Bestie ließ von mir ab und stürmte auf das Kinderzimmer zu.
    Obwohl ich verletzt war, rannte ich hinterher. Ich musste doch mein Baby retten.«
    Janices Stimme erklang. »Maggie führte ihre Gruppe daraufhin zu der verschlossenen Tür des Kinderzimmers, Station Nummer sechs …«
    Monica schaltete ihren Rekorder aus, sah Owen in die Augen und hob die Augenbrauen.
    Owen hörte weiter zu.
    »… die letzte Tür zu Ihrer Rechten. Bitte halten Sie jetzt das Tonband an, bis Sie das Kinderzimmer erreicht haben.«
    Er drückte die Stopptaste.
    »Ich war wieder schneller als du«, sagte Monica.
    »Stimmt«, sagte er und beließ es dabei.
    »Und jetzt müssen wir die ganze Galerie wieder zurückgehen?«
    »Sieht so aus«, sagte Owen.
    »Wie dämlich ist das denn?«, sagte Monica. »Da kommen wir doch gerade her.«
    »Du musst ja nicht.«
    »Ach nein? Soll ich etwa hier warten?«
    »Wie du willst.«
    »Wie öde. Und pervers dazu.«
    »Ja, tut mir schrecklich leid. Aber du musst ja nicht weitermachen, wenn du nicht willst.« Owen wollte keinen Streit anfangen und versuchte deshalb, so freundlich wie möglich zu klingen. »Offenbar gefällt’s dir hier nicht. Warum brichst du die Führung nicht einfach ab und wartest draußen auf mich? Ich komme bald nach. Wir können uns ja an der Ticketbude treffen oder so.«
    »Damit du dann jedem erzählen kannst, was für ein Spielverderber ich bin?«
    »Was? Wem denn erzählen?«
    »Oh, du weißt schon. Den üblichen Verdächtigen.«
    »Hä?«
    »Henry zum Beispiel, dem tollen Hecht. Oder der ach so bezaubernden Maureen. Jill nicht zu vergessen und den Rest von deiner Gang.« »Gang? Mein Gott, Monica. Das sind meine Freunde. Gang? Außerdem werde ich wohl kaum überall ausposaunen, dass du dich aus dem Horrorhaus abgeseilt hast. Also wirklich, wen würde das den interessieren?«
    »Oh, das würde sie wirklich brennend interessieren, da wette ich. Wieder ein Grund mehr, um hinter meinem Rücken über mich zu lachen.«
    »Niemand lacht über dich.«
    »Oh doch.«
    »Ich werde keinem ein Sterbenswörtchen verraten. Warum wartest du nicht einfach

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