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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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draußen? Viel wirst du nicht mehr verpassen. Ich komme in ein paar Minuten nach und dann können wir schön essen gehen. Was hältst du davon?«
    Monica hob eine dünne Augenbraue. »Willst du mich etwa loswerden?«
    »Aber nein, natürlich nicht.«
    »Damit du dieser Blondine nachsteigen kannst?«
    »Hä?«
    »Du weißt genau, wovon ich rede.«
    »Ich will mir einfach nur den Rest des Hauses ansehen, mehr nicht.«
    »Dann nur zu. Keiner hält dich auf.«
    »Prima. Kommst du jetzt mit oder wartest du lieber draußen auf mich?«
    Sie starrte ihn aus ihren wunderschönen, veilchenfarbenen Augen durchdringend an, als könnte sie direkt in seinen Kopf sehen und würde für das, was sie dort entdeckte, nur Mitleid und Abscheu empfinden. Sie schwiegen einige Augenblicke lang. »Ich glaube, ich werde wirklich draußen warten, vielen Dank. Jetzt weiß ich auch, woran ich bin.«
    Owen verzog das Gesicht. »Was soll denn das jetzt heißen?«
    »Das ist doch wohl offensichtlich. Ich bin dir im Weg. Also gehe ich lieber und lasse dich in Ruhe diese Führung genießen.« »Monica, um …«
    »Bis später. Vielleicht.« Sie schenkte ihm ein grimmiges Lächeln, wirbelte herum und ging die Treppe hinunter.
    Owen öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. Er fühlte sich, als hätte er gerade einen schlimmen Verkehrsunfall verursacht.
    Ist nicht meine Schuld, versuchte er sich zu beruhigen.
    Er beobachtete, wie Monica die Treppe hinunterstolzierte. Ihr von der albernen rosafarbenen Schleife zusammengehaltener Zopf wippte auf und ab wie der Schwanz eines hochmütigen Hundes. Sie sah sich nicht nach ihm um.
    Wenn ich ihr jetzt nicht hinterherrenne…
    Sie will wirklich das Horrorhaus verpassen!
    Glaubt sie im Ernst, dass ich ihr nachlaufe und sie anflehe, die Führung bis zum Ende mitzumachen?
    Das kann sie vergessen.
    Als Monica durch die Eingangstür verschwunden war, ging er die Galerie zum Kinderzimmer hinunter.
    Wie kann sie mir das nur antun? Jetzt sind wir den ganzen weiten Weg hierhergekommen, und dann verlangt sie von mir, dass ich die Führung sausen lasse?
    Das war nur ein beschissenes Machtspielchen.
    Gut, dann spiele ich eben mit. Zum Teufel mit ihr und ihren Mätzchen.
    Owen gesellte sich zu einer kleinen Gruppe, die sich vor dem Kinderzimmer versammelt hatte. Die Tür stand offen, der Raum selbst war jedoch durch eine weitere Seidenkordel abgesperrt. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und konnte ein altes Schaukelpferd, eine Holzkiste und eine Krippe erkennen.
    Er rückte den Kopfhörer zurecht und startete das Band.
    »Maggie hielt diesen Raum Zeit ihres Lebens unter Verschluss«, sagte Janice. »Als ich das Haus erwarb, bestellte ich einen Schlüsseldienst.«
    Sie weiß doch genau, wie sehr mich das hier interessiert. Warum kann sie nicht einmal zurückstecken?
    »… im Handumdrehen. Wir entdeckten, dass seit der Nacht, in der Theodore ermordet wurde, praktisch nichts verändert worden war.«
    Ich überlege mir doch auch nicht den ganzen Tag, wie ich ihr das Leben versauern kann.
    »… Möbel, genauso wie Kinderrasseln und Plüschtiere.«
    Das war einfach nicht fair.
    »… Krippe, in der er schlief, sogar die Blutflecken auf dem Boden.«
    Ich will mir schon seit fahren das Horrorhaus ansehen. Ich habe mir alle Filme angesehen, die Bücher gelesen, und jetzt, wo ich endlich hier bin, verdirbt sie mir alles.
    »… die Tür verschlossen und in all den Jahren niemals geöffnet worden wäre.«
    Vielen Dank auch, Monica.
    »… entschloss ich mich, alles unverändert zu lassen, so einen erschreckenden Anblick der Raum auch bietet.«
    Wahrscheinlich schmollt sie jetzt den Rest der Reise über.
    »… was Maggie …«
    Als ob alles meine Schuld wäre. Als ob ich ein Riesenarschloch wäre. Und das muss ich mir jetzt den Rest der Woche anhören. Vielleicht will sie auch gleich morgen wieder zurückfliegen.
    Was vielleicht gar nicht so schlecht wäre.
    »… wie diese blasse Bestie mein Kind aus der Wiege zerrte und sich darauf stürzte.«
    Scheiße. Das war Maggie. Ich hab gar nicht aufgepasst.
    »… dass es nicht in meiner Macht stand, den kleinen Theodore zu retten.«
    Mit zitternden Händen drückte Owen die Stopptaste und spulte zurück.
    Während das Band in seinen Ohren zischte, trat das Pärchen vor ihm zur Seite. Jetzt hatte er einen unverstellten Blick auf das gesamte Kinderzimmer.
    Ein Schaukelpferd mit abgeblättertem Lack. Bauklötze auf dem Hoden. Ein im Laufe der Jahre vergrauter, staubiger

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