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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Stoffhase.
    Blut.
    Getrocknetes, dunkelbraunes Blut an der Krippe, in der eine blutbedeckte Stoffpuppe mit ausgestreckten Gliedmaßen und O-förmi-gem Mund lag. Auch auf dem Holzboden vor dem Bettchen befanden sich dunkle Flecken.
    Auf der geblümten Tapete etwa zwei Meter hinter der Krippe waren ebenfalls Blutspritzer zu erkennen. Owen fragte sich, ob die Bestie das Baby an den Füßen durch den Raum gewirbelt hatte, nachdem sie es ausgeweidet hatte.
    Glücklicherweise schien es keine Wachsfigur des Säuglings zu geben.
    Und glücklicherweise war Monica vorher gegangen. Jetzt wäre sie wirklich ausgeflippt. Er konnte sie förmlich hören. Oh Owie, wie kannst du dir so etwas nur ansehen? Ich glaube, mit dir ist etwas nicht in Ordnung. Du brauchst Hilfe. Hast du schon einmal über eine Therapie nachgedacht? Ich glaube, du solltest dringend mit jemandem über deine Probleme reden.
    Du bist mein Problem, Schätzchen.
    Owen lachte leise, woraufhin ihm eine Frau neben ihm einen finsteren Blick zuwarf.
    Leck mich, Lady.
    »Verzeihung«, murmelte er zerknirscht.
    Da merkte er, dass sein Kassettenrekorder das Band immer noch zurückspulte.
    Scheiße!
    Er drückte auf Stopp, dann wieder auf Start.
    Maggie. »… mit Ethel fertig war, schlug es den Salon kurz und klein. Sie warf eine Büste von Julius Cäsar um. Sehen Sie die Nase dort auf dem Kaminsims? Sie ist…«
    Owen schaltete den Apparat ab und starrte darauf.
    Wie weit zurück …? Verdammt, das war im Salon gewesen. Ganz am Anfang der Führung!
    Er seufzte tief und hätte am liebsten losgeheult.
    Vielen, vielen Dank, Monica.
    Er spulte wieder vor.
    Jetzt werde ich eine Ewigkeit brauchen. Und sie wartet unten auf mich und wird von Minute zu Minute wütender…
    Er schaltete das Gerät aus, trat von der Kinderzimmertür zurück und bahnte sich einen Weg durch die überfüllte Galerie auf die Treppe zu.
    Es war vorbei.
    Jetzt konnte er die Führung beim besten Willen nicht mehr genießen. Nicht, wenn er dauernd an Monica denken musste.
    Vielleicht kann ich ja eines Tages noch einmal kommen - ohne Monica - und mir ungestört alles in Ruhe ansehen.
    Owen verließ das Horrorhaus. Das grelle Sonnenlicht schmerzte in seinen Augen.
    Monica, die auf der Veranda stand, bemerkte ihn, legte den Kopf schräg und eilte auf ihn zu. »Hat ja gar nicht so lange gedauert«, sagte sie fröhlich.
    »Nö«, sagte Owen und nahm die Kopfhörer ab.
    Sie gingen am herabbaumelnden Leichnam von Gus Goucher vorbei die Verandatreppe hinunter.
    »Also«, sagte Monica. »Hat’s dir gefallen?«
    »Ja, toll.«
    »Super! Zumindest einer von uns hatte seinen Spaß.«
    »Ja.«
    Als sie auf die Ticketbude zugingen, nahm sie seine Hand. Er ließ es geschehen.
    »Sieh dir nur die vielen Leute an«, sagte sie. »Die wissen ja gar nicht, worauf sie sich einlassen.« »Wahrscheinlich nicht«, sagte Owen.
    An der Bude angekommen bemerkte Owen, dass die Person, die jetzt die Rekorder verteilte, die große, fantastische Blondine war.
    Der eisige Knoten in seinen Eingeweiden schien mit einem Mal zu schmelzen.
    Mein Gott, sieh sie dir nur an.
    »Na toll«, murmelte Monica, die sie offensichtlich ebenfalls bemerkt hatte. »King Kong.«
    Owen war nicht wütend.
    Er starrte sie an. Sie war tatsächlich sehr groß, aber auch äußerst wohlgeformt. Die beige Bluse und die Shorts, offenbar die Uniform der Angestellten des Horrorhauses, standen ihr ausgezeichnet.
    Ihre bloßen Arme und Beine waren leicht gebräunt. Zu seinem Verdruss trug sie eine Sonnenbrille, so dass er ihre Augen nicht sehen konnte. Aber soweit er sich erinnern konnte, waren sie von einem tiefen, intelligenten, empfindsamen Blau gewesen.
    Obwohl sie damit beschäftigt war, Rekorder zu verteilen und deren Bedienung einer vierköpfigen Familie zu erklären, schenkte sie Owen und Monica ein strahlendes Lächeln. »Ich nehme Ihnen die in einer Sekunde ab«, sagte sie.
    »Okay«, sagte Owen und spürte, wie seine Knie weich wurden.
    Er sah ihr zu, bis die Familie in Richtung Horrorhaus marschierte. »Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten«, sagte sie und nahm ihnen die Geräte und Kopfhörer ab. »Ich hoffe, dass Ihnen die Führung gefallen hat.«
    »Ja, sehr gut, vielen Dank«, sagte Owen.
    Sie trug ein Namensschild aus rotem Plastik über ihrer rechten Brust: DANA.
    »Kommen Sie von weit her?«, fragte sie.
    »Mit dem Bus aus San Francisco.«
    »Wirklich? Wie war die Fahrt?«
    »Schrecklich«, sagte Monica. »Endlos und …«
    »Sehr schön«, sagte

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