Der Keller
waschen.
Sie wollte gar nicht wissen, was sie alles angefasst hatte.
Also ging sie zuerst auf die Toilette, wusch sich die Hände und stellte sich dann hinter die drei wartenden Leute vor der Imbissbude und studierte die Speisekarte.
Es gab den Original Bestienburger, den Bestien-Cheeseburger, den Bestienburger mit Bacon oder Chili, und den doppelten Monsterburger Deluxe. Wenn man keinen Appetit auf Hackfleisch hatte, konnte man auch das scharfe Bestienwürstchen bestellen.
Dana musste grinsen.
Sie brauchte einige Minuten, um sich zu entscheiden. Dann trat sie vor das Fenster und lächelte dem Mann dahinter zu. »Hi!«
»Oh, hallo«, sagte er. »Du musst Dana sein, stimmt’s?«
»Genau.«
»Ich heiße Warren.«
»Hi, Warren.«
Wow!, dachte sie. Wer ist denn das? Und wieso hat Tuck ihn mir gegenüber nicht erwähnt?
»Wie fühlst du dich so an deinem ersten Tag?«, fragte er.
»Na ja, geht so. Oben hätte ich beinahe gekotzt…«
Grinsend schüttelte er den Kopf. Dana wurde puterrot. Hatte sie das wirklich gerade gesagt?
»Aber sonst geht’s mir prima«, fügte sie hinzu.
Er lachte. »Mach dir keine Sorgen. Am ersten Tag hat jeder seine Probleme mit dem Haus. Das legt sich schnell.«
»Danke. Hoffentlich.«
»Also, was kann ich für dich tun.«
»Ich nehme den Hotdog.«
Sein Grinsen wurde noch breiter. »Hotdogs haben wir nicht.«
»Ach so. Also gut. Dann nehme ich eins von diesen … äh … scharfen Bestienwürstchen.« »Sehr gute Wahl.«
»Muss das jeder sagen?«
»Nein, nicht jeder.«
»Nur die Neuen?«
»Nur die Frauen.«
»Das ist gemein!«
Er lachte sanft. »Ja, ein klein wenig schon. Aber die meisten haben ihren Spaß dabei. Vor allem ich.«
»Das sind ja ziemlich ausgefallene Namen für die Gerichte. Wer hat sie sich ausgedacht?«
»Äh … keine Ahnung. Ich vermutlich.«
»Vermutlich?«
»Ziemlich sicher eigentlich. Also, ein scharfes Bestienwürstchen. Noch was dazu?«
»Ja, die Chili …«, sie unterbrach sich, um die Speisekarte noch einmal zu lesen. »Einmal monströse Chilipommes mit Käse. Und dazu eine mittlere Kreaturencola.«
»Kommt sofort.« Er tippte die Bestellung in die Kasse ein.
Dana zog ein Bündel Geldscheine aus der Tasche und reichte Warren einen Zehner. »Ich bring dir das Essen, sobald es fertig ist«, sagte er und gab ihr das Wechselgeld.
»Woher weißt du, wo du mich findest?«
»Keine Angst. Weit kommst du nicht.«
»Okay. Danke.« Sie lächelte ihm zu und suchte sich einen freien Tisch. Er war für zwei Personen gedacht, es stand jedoch nur ein Stuhl daran.
Neben ihr saß eine fünfköpfige Familie um einen etwas größeren Tisch. Offensichtlich hatte sie ihren Stuhl in Beschlag genommen, was Dana etwas verärgerte. Sie überlegte sich, ob sie einen anderen Stuhl holen sollte. Aber dann würde Warren denken, sie hätte den Stuhl seinetwegen geholt. Und wie peinlich wäre das denn?
Mit finsterer Miene starrte sie die Familie an, bis ihr auffiel, dass sie ihr gerade noch im Horrorhaus begegnet war.
Sie lächelte bei dem Gedanken daran, wie sehr das kleine blonde Mädchen, ein süßes Ding von etwa fünf oder sechs Jahren, um ihre Freiheit gekämpft hatte. Lass mich los, lass mich los. Biiiihiiiitee. Woraufhin ihre Mutter ihr geduldig erklärt hatte, dass sie inmitten der ganzen Leute leicht verloren gehen könnte. Ich geh nicht weg. Bitte, lass mich los, hatte das Mädchen daraufhin unverdrossen und mit überraschend ruhiger Stimme wiederholt. Du hast bestimmt Angst, dass ich was kaputtmache. Tu ich aber nicht. Kimmy macht nie was kaputt.
Raffiniertes Kind, dachte Dana.
Im Moment knabberte das Mädchen hochkonzentriert an einer Fritte herum.
Es schien eine recht nette Familie zu sein - selbst wenn der Vater ihren Stuhl gestohlen hatte. Die Kinder hatten im Haus keine Faxen gemacht und schienen auch jetzt ziemlich brav zu sein. Sie strahlten vor Glück.
Wahrscheinlich, weil sie ihre Eltern wie Menschen behandelten.
Was leider nicht die Regel war.
Schlechte Eltern gab es überall. Im Supermarkt, im Kaufhaus, in öffentlichen Parks, und auch heute Morgen an ihrem ersten Tag im Horrorhaus. Doch das war alles nichts im Vergleich zu dem Freibad, in dem sie so viele Sommer lang als Bademeisterin gearbeitet hatte. Dort wimmelte es von schlechten Eltern.
Für einige von ihnen schien es eine Frage der Ehre zu sein, ihren Kindern so viel Freiheit wie möglich zu gewähren. Als ob ein wenig Disziplin das Selbstvertrauen ihrer Blagen ruinieren
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