Der Keller
Künstler.
Künstlern wie zum Beispiel Blaze O. Glory.
Gleich hinter dem nördlichen Ende der Stadt bog Sandy auf den Buena Vista Parkway und folgte der breiten, kurvigen Straße landeinwärts in die Hügel, bis sie über den Emerald Drive die enge, gewundene Crestline Lane erreichte, an der sich Blazes Anwesen befand.
Sie hielt am Fuß der steilen Einfahrt an, schaltete in den ersten Gang und gab Gas. Die Front des Pick-up schien in den Himmel zu schießen, und sie wurde in den Sitz gedrückt.
Oben angekommen senkte sich die Motorhaube wieder. Es war, als wäre sie soeben auf einer Landebahn niedergegangen, die zu einer atemberaubenden Konstruktion aus Glas und verwittertem Holz führte.
Sie parkte neben der Garage und ging eine Holztreppe zur Veranda hinauf.
Als sie auf die Klingel drückte, hörte sie die Melodie des alten Liedes von dem Mann, der eine Frau sucht, die genau wie die Frau ist, die seinen alten Herren geheiratet hat.
Sie kicherte und schüttelte den Kopf.
Blaze öffnete die Tür. »Mein Goldstück !«, rief er und breitete die Arme aus.
Sandy trat über die Schwelle.
Er nahm sie in die Arme und drückte sie. Sie klopfte ihm auf die Schultern. Blaze trug einen Seidenkimono, durch dessen glatten Stoff sie die Wärme spüren konnte, die er ausstrahlte.
Er hielt sie an den Armen. »Sieh dich an. Oh, sieh dich nur an. Zauberhaft. Absolut zauberhaft! Wie immer. Bleib, wie du bist, Schatz. Was auch passiert, bleib wie du bist.«
»Du siehst auch ganz gut aus«, sagte sie.
»Ach du liebe Güte. Ich weiß. Ich weiß! Ich sehe fantastisch aus, nicht wahr?«
»Wie immer.«
»Oh, ich bin so froh, dass du heute kommst. Du hast meinen Tag gerettet.« Er ging an ihr vorbei, schloss die Tür und wirbelte wieder zu ihr herum. »Oh, ich vermisse dich immer so sehr. Du bist so eine Augenweide ! Ich wünschte, du würdest bei mir einziehen. Ich habe doch so viel Platz!«
»Ich weiß. Vielleicht irgendwann mal.«
»Ach, quäl mich nicht mit deinen leeren Versprechungen. Ich weiß, dass das nie geschehen wird. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht wahr? Wir könnten so viel Spaß zusammen haben.«
»Den hätten wir bestimmt.«
»Du bist so wunderschön. Ein richtiges Chamäleon. So viele Stimmungen, so viele Veränderungen und Nuancen. Wenn es nach mir ginge, wärst du mein einziges Motiv. Ich würde jede Stunde meines Lebens damit zubringen, nur dich zu malen.«
»Danke.«
»Dann hätten wir nicht nur eine tolle Zeit, sondern würden auch stinkreich werden.«
»Wie geht’s uns denn in dieser Beziehung?«, fragte Sandy.
»Ganz gut.« Er wackelte mit den Augenbrauen, steckte die Hand in den Kimono und zog zwei dicke, mit Gummibändern umwickelte Geldscheinbündel daraus hervor. »Zwanzig Prozent, wie versprochen«, sagte er und drückte Sandy die Bündel in die Hand.
»Wow«, sagte sie.
»Allerdings. Zweitausenddreihundert hübsche Dollarchen.«
Sie grinste. »Nicht schlecht.«
Blaze beugte sich zu ihr vor, kniff ein Auge zusammen und senkte die Stimme. »Ashley, wir sind ein unschlagbares Team. Deine Schönheit und mein Genie, wenn es darum geht, sie auf die Leinwand zu bannen … aber du musst öfter kommen. Ohne deine Anwesenheit geht es nicht.«
»Es ist eine ziemlich lange Fahrt, Blaze.«
»Wie weit ist es denn?«
»Sehr weit.«
»Hast du kein Interesse daran, reich zu werden?«
»Zweitausend Mäuse im Monat sind nicht gerade ein Pappenstiel.«
»Aber wir könnten noch viel mehr verdienen. Ein Vermögen!«
»Ich dachte, ihr Künstler interessiert euch nicht für Geld.«
»Bin ich nicht auch Mensch? Aus Fleisch und Blut? Habe ich keine Bedürfnisse?«
Lachend stopfte Sandy das Geld in die Vordertasche ihrer Jeans. »Also gut, du Gierschlund. Fangen wir an.«
»Jawohl! Je eher, desto besser!« Er lächelte und streckte die Arme aus wie ein Kind, das den Regen auf den Handflächen spüren will. »So ein schöner Tag. Wollen wir wieder ans Meer fahren?«
»Von mir aus. Fährst du?«
»Ich habe schon alles eingepackt. Jetzt müssen wir uns nur noch umziehen, und schon geht’s los.«
Kapitel sechsundzwanzig
Interne Angelegenheiten
Offenbar hatte niemand Ethel angerührt. »So weit, so gut«, sagte Dana.
Dann setzten sie ihren Rundgang durch das Haus fort.
Niemand fiel über sie her.
Sie bemerkten nichts Ungewöhnliches.
An den Wachsfiguren schien nichts verändert worden zu sein. »Vielleicht wird der heutige Tag ja ein bisschen ruhiger«, sagte Tuck, nachdem sie ihren
Weitere Kostenlose Bücher