Der Keller
nichts von einer dritten Person wüssten, und wir haben auch niemanden gefunden. Also fehlt uns noch ein Rekorder.«
»Na toll«, sagte Clyde.
»Über vermisste Personen wollen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht spekulieren«, sagte Lynn.
»Das tun wir ja nie, oder?«
»Weil auch noch nie jemand vermisst wurde.«
»Wenn mit jedem Rekorder auch ein Besucher verschwinden würde, hätten wir schon vor Jahren dichtmachen können.«
»Das sagst du.«
»Hör auf damit, Clyde«, sagte Sharon.
»Ich sage, die Bestie ist wieder da.« Er warf Dana ein höhnisches Lächeln zu. »Und ab und zu holt sie sich jemanden. Frischfleisch, wenn ihr versteht, was ich meine.«
»Er will dir nur Angst machen«, sagte Rhonda.
»Ich zittere schon«, sagte Dana.
»Das solltest du auch. Du könntest die Nächste sein.«
»Das reicht, Clyde«, sagte Lynn. »Machen wir keine große Sache draus. Soweit wir wissen, wird niemand vermisst. Der Rekorder könnte auch gestohlen worden sein. Trotzdem müssen wir die Augen offen halten. Vielleicht ist wirklich jemandem etwas zugestoßen, wenn es auch keinen Grund für diese Annahme gibt. Eine weitere Möglichkeit ist, dass sich noch immer jemand im Haus versteckt hält. Und ich habe keine Ahnung, was dieser Jemand im Schilde führen könnte, also müssen wir ganz besonders wachsam sein.«
»Glaubst du, dass es da eine Verbindung gibt?«, fragte Rhonda mit gerunzelter Stirn.
»Was für eine Verbindung?«, fragte Lynn.
Rhonda errötete. »Du weißt schon. Die Sache mit Ethel und der verschwundene Kassettenrekorder. Das ist ja immerhin alles am gleichen Tag passiert.«
»Die Puppe wurde in der Nacht zuvor beschädigt«, sagte Lynn. »Aber ja, es könnte eine Verbindung geben. Noch wissen wir zu wenig, und wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
»Einen Schluss kann man daraus schon ziehen«, sagte Sharon durch den Rauch ihrer Zigarette. »Und zwar, dass hier irgendwas gewaltig stinkt. Das ist erst der Anfang.«
Clyde riss die Augen auf. »Seit Dana hier ist, gibt es Probleme.«
»Red keinen Scheiß«, sagte Sharon.
»Du kannst mich mal.«
»Nie im Leben.«
»Hört auf«, sagte Lynn. »Wir hatten schon diverse Vorfälle, bevor Dana zu uns gestoßen ist. Clyde, hör also auf, den Klugscheißer zu spielen.«
»Ooooh«, sagte er. »Pass auf, was du sagst, Kleine. Sonst muss ich dir den Mund mit Seife auswaschen.«
Lynn ignorierte seine Bemerkung und sah auf die Uhr. »Wir müssen gleich anfangen. Noch Fragen?« »Ich würde gerne den ersten Stock übernehmen. Wäre das möglich?«, fragte Dana.
Sharon erklärte sich bereit, mit ihr zu tauschen.
»Rate mal, wer das Erdgeschoss macht?«, fragte Clyde höhnisch.
»Ich sehe da kein Problem«, sagte Dana. »Du?«
»Aber nein, nicht doch. Ich sehe eine Gelegenheit.«
»Sind wir dann so weit?«, fragte Lynn.
»Noch nicht«, sagte Clyde und drückte seine Zigarette mit der Schuhsohle aus.
»Was denn noch?«
»Du hast mich Klugscheißer genannt.«
»Stimmt. Und?«
»War das ein Kompliment?«
»Such’s dir aus«, sagte Tuck. »Also, gehen wir’s an.«
Clyde trottete hinter den anderen her, als sie das Haus umrundeten. Sharon und Rhonda gingen zur Ticketbude hinüber, während er Dana folgte. Sie musste den Drang bekämpfen, sich nach ihm umzudrehen.
»Glaubst du auch, dass ich ein Klugscheißer bin?«, fragte er.
Sie wandte sich zu ihm um. »Keine Ahnung.«
Er schloss zu ihr auf. »Lynn ist immer noch sauer, weil ich mit ihr Schluss gemacht habe. Seitdem hasst sie mich.«
»Ach, wirklich«, murmelte Dana.
»Ich glaube, ich habe ihr das Herz gebrochen.«
»Tja, du bist wohl ein echter Herzensbrecher.«
»Wie war deine Verabredung gestern?«
»Ganz nett.«
»Ganz nett? Das hört sich ja nicht gerade begeistert an. Wenn du mit mir ausgegangen wärst, hättest du jetzt mit ›Fantastisch‹ geantwortet. Vielleicht sogar mit ›Unbeschreiblich‹.«
»Zweifellos.« Sie ging die Verandatreppe hinauf.
Clyde öffnete ihr die Tür.
»Danke.«
Clyde zog die Tür hinter ihr wieder zu. Im trüben Dämmerlicht konnte sie kaum die Hand vor Augen sehen.
»Tut mir leid«, sagte Clyde. »Brauchst du Licht?« »Geht schon.«
»Können wir uns mal kurz unterhalten?« »Ich muss nach oben«, sagte sie und nahm die Treppe in Angriff. »Die nächsten fünf Minuten kommt sowieso niemand. Also renn nicht gleich weg, okay?«
Eilig stieg sie einige weitere Stufen hinauf. Warte mal. Warum hörst du dir nicht an, was er zu sagen hat?
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