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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Vielleicht kannst du ihm ja auch ein paar Fragen stellen. Sie blieb stehen und drehte sich um. Clyde kam auf sie zu. »Keinen Schritt weiter, verstanden? Wir können reden, aber bleib mir vom Leib.«
    Er blieb ebenfalls stehen. »So?« »Prima. Also, was willst du, Clyde?« »Ich will, dass wir Freunde sind.« »Freunde. Klar.«
    Er breitete die muskulösen Arme aus. »Warum nicht?« »Sicher.«
    »Hast du heute Abend schon was vor?« Sie bemerkte, dass ihr Herz raste.
    »Nein, hab ich nicht«, sagte sie. »Und um die Wahrheit zu sagen, hatte ich das gestern auch nicht. Ich wollte einfach nur nicht mit dir ausgehen.«
    »Also hast du mich angelogen.«
    »Stimmt.«
    »Schäm dich.«
    »Ich hasse es zu lügen. Deswegen mache ich jetzt auch reinen Tisch. Wir arbeiten zusammen und können auch gerne Freunde sein. Aber ich habe nicht die Absicht, mit dir auszugehen.« »Ach, die alte ›Wir arbeiten nur zusammen‹-Masche.« »Das ist keine Masche.«
    »Klar ist das eine Masche. Eine billige Ausrede. Warum sagst du nicht einfach, dass du mich hasst?«
    »Ich hasse dich nicht.«
    »Deine gute Freundin Lynn hat dir bestimmt lauter grässliche Lügen über mich erzählt. Sie ist immer noch sauer, weil ich sie abserviert habe. Mann, die war vielleicht in mich verknallt. Sie konnte gar nicht genug von mir kriegen. Sie war richtig unersättlich. Weißt du, dass wir es sogar hier im Horrorhaus getrieben haben? Und das nicht nur einmal. In jedem einzelnen Raum. Sogar auf dem Dachboden. Und im Keller.«
    »Na klar.«
    »Sie wollte mich immer wieder. Sie wurde vor Lust fast wahnsinnig. Und vor Eifersucht. Sie war schrecklich eifersüchtig, richtig besitzergreifend. Das hielt ich dann einfach nicht mehr aus. Anschuldigungen, ständig grundlose Anschuldigungen. Sie dachte, ich würde es mit Sharon treiben. Sie hat mich sogar beschuldigt, Rhon-da verführt zu haben. Rhonda! Kannst du dir das vorstellen? Kannst du dir auch nur für einen Augenblick vorstellen, dass ich Interesse hätte, dieses kindische, dumme Schweinchen zu vögeln?«
    »Hör auf damit.«
    »Ich weiß nicht, was Lynn dir für Lügen über mich aufgetischt hat. Und wahrscheinlich glaubst du ihr auch noch. Wieso auch nicht? Sie ist deine beste Freundin. In deinen Augen ist sie sicher über jeden Zweifel erhaben.«
    »So weit würde ich nicht gehen.«
    »Ich bin kein schlechter Mensch. Das weiß sogar sie. Sie hielt mich für toll. Deswegen hasst sie mich jetzt auch so.«
    »Ich glaube, da gibt es mindestens noch einen anderen Grund.«
    »Welchen denn?«
    »Du bist ein Klugscheißer.«
    Danas Augen hatten sich inzwischen an das Zwielicht gewöhnt. Sie sah, dass sich Clydes Lippen zu einer dünnen, wütenden Linie verzogen. Sie drehte sich um und ging die Treppe hinauf.
    »Du wirst deine Meinung schon noch ändern.«
    Dana antwortete nicht.
    »Du weißt ja nicht, was dir entgeht.«
    Sie sagte nichts.
    »Wenn du einmal auf den Geschmack gekommen bist, wirst du gar nicht mehr genug von mir kriegen können. So geht es allen. Du wirst mich anflehen.«
    Dana ging die Galerie entlang.
    »Pass auf, dass die Bestie dich nicht holt!«, rief Clyde.
    »Danke für den Tipp«, rief Dana zurück. »Schönen Tag noch.«
    Sie hörte, wie er etwas vor sich hin murmelte und konnte sich schon denken, was er gesagt hatte.
    »Ein echter Charmeur«, flüsterte sie und lächelte. Doch sie konnte nicht aufhören zu zittern.

Kapitel siebenundzwanzig
    Sandy - Juli 1992

    »Anscheinend haben wir den Strand ganz für uns«, sagte Sandy, als sie bemerkte, dass keine Autos am Ende des Feldweges parkten.
    »Das hoffe ich doch sehr«, sagte Blaze. »Ich habe nämlich etwas ganz Besonderes vor.«
    »Da bin ich ja mal gespannt.«
    Er wendete seinen Chevrolet Silverado und hielt an. Sie stiegen aus und luden die Ausrüstung aus.
    »Willst du die Kühlbox und die Staffelei tragen? Ich nehme dann den Rest.«
    »Klar«, sagte Sandy. Sie trug immer die Kühlbox und die Staffelei, genau wie Blaze immer seine Leinwände, die Malutensilien und einen schweren Rucksack trug und darauf bestand, hinter ihr zu gehen, obwohl er doch die Richtung bestimmte.
    »Das gibt mir die Gelegenheit, mich erneut auf deine Gestalt und deine Bewegungen einzustellen«, hatte er ihr einmal erklärt.
    Sandy hatte ihre Klamotten bei ihm gelassen und trug jetzt ein blaues Seidenkleid, das sie in seinem Gästezimmer vorgefunden hatte. Es war tief ausgeschnitten und wurde von dünnen, wusche-ligen Trägern gehalten. Der Stoff schien fast

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