Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
finden Sie? Hmmm.«
    Sandy hatte für das Bild vor etwa einem Monat Modell gestanden.
    Die Szenerie war mit Bedacht gewählt - eine Lichtung im dichten Wald. Tiefes Grün, Schatten und Sonnenstrahlen, die durch das Laubwerk fielen. An diesem Tag hatte sich kein Lüftchen geregt, und die Moskitos hätten sie bei lebendigem Leib aufgefressen, wenn sie kein Abwehrmittel aufgetragen hätte. Sie waren sogar in ihre Ohren geflogen, und einer hatte sich in ihr Auge verirrt.
    Dem Mädchen auf dem Bild merkte man das natürlich nicht an. Sie schien so sorglos wie ein Schulkind am ersten Ferientag.
    Und erinnerte ein bisschen an einen Affen.
    Sie hatte auf einem Hocker gestanden, der auf dem Bild natürlich nicht zu sehen war. Stattdessen wirkte es, als wäre sie durch den Wald spaziert, hätte einen Ast entdeckt und sich nur zum Spaß mit einer Hand daran festgeklammert. Der andere Arm hing ausgestreckt herab, genau wie das rechte Bein.
    Du bist ein Wildfang, der sorglos durch den Wald tollt, hatte Blaze ihr eingeschärft.
    Ein barfüßiger Wildfang mit abgeschnittenen Jeans und einem ärmellosen roten Hemd. Die Shorts waren sehr knapp, ziemlich ausgeblichen und ausgefranst und das Hemd etwas zu klein für sie gewesen.
    So wie sie an dem Ast hing, gab es ihre Rippen und ihren Bauch-nabel frei, und ihre Shorts schienen ihr jeden Moment von der Hüfte zu rutschen. Das Hemd war zum Teil aufgeknöpft und ließ ihre linke Brust erkennen.
    Blaze hatte das Bild Huckleberry Fem getauft.
    Sandy warf einen Blick auf das Preisschild unter dem VER-KAUFT-Aufkleber.
    5800 $.
    »Das gibt’s doch nicht«, murmelte sie.
    »Wenn Sie mich fragen«, sagte Megan, »ist das ein echtes Meisterwerk. Ich verehre es geradezu. Sehen Sie sich dieses Mädchen an. Sie ist so … natürlich und unschuldig und gleichzeitig so … verführerisch. Blaze hat hier wirklich eine kindliche Unschuld am Rande der aufblühenden Sinnlichkeit eingefangen.«
    »Sieht ganz so aus«, sagte Sandy.
    »Würde sich das nicht ganz prächtig an Ihrer Wand machen?«
    »Allerdings. Schade, dass es schon verkauft ist.«
    »Wie gesagt, sein neuestes Werk wird bald eintreffen.«
    »Sind alle seine Bilder so gut?« »Aber sicher. Die jüngsten Werke auf jeden Fall - seit ihm Electra Modell steht.«
    »Hä?«
    »Electra. Das ist sein Modell.«
    »Er hat nur ein Modell?«
    »Natürlich. Sie ist eine echte Entdeckung. Sieht sie nicht umwerfend aus?«
    Sandy hätte sich beinahe bedankt.
    »Sie ist Blazes Nichte, müssen Sie wissen. Zweimal im Monat kommt sie eigens aus San Francisco, um mit ihm zu arbeiten. Ich habe sie persönlich kennen lernen dürfen. Eine ganz reizende Person.«
    Unverschämte Lügnerin.
    »Tja«, sagte Sandy. »Ich muss dann mal wieder. Vielleicht komme ich noch mal vorbei und sehe mir das neue Bild an.«
    »Versuchen Sie es Anfang nächster Woche. Wie alle Künstler ist Blaze sehr unberechenbar, aber wir sind die einzige Galerie, der er vertraut. Wenn Sie eine Electra wollen, bekommen Sie sie nur bei uns. Aber wie gesagt, die Bilder sind sehr begehrt. Am besten, Sie schauen jeden Tag mal kurz vorbei.«
    »Wir werden sehen. Vielen Dank.«
    Sandy verließ die Galerie. Sie war erstaunt, dass Megan sie nicht erkannt hatte, und gleichzeitig hocherfreut, dass die Bilder von ihr so einen hohen Preis erzielten. Sie nahm sich vor, mehr Geld von Blaze zu fordern.
    Viel mehr Geld.
    Und sie hatte es auch bekommen.
    Obwohl sie ihm nie von ihrem Besuch in der Galerie erzählt hatte.
    »Sei ein braves Mädchen und steig noch mal ins Wasser«, sagte Blaze und riss sie aus ihren Erinnerungen. »Das Kleid wird sonst zu trocken.«
    »Und das wollen wir ja auf keinen Fall«, sagte sie, streckte sich, watete wieder in die Fluten und tauchte bis zu den Schultern unter. Das Wasser war angenehm kühl. Als sie sich wieder aufrichtete, war das Kleid völlig durchnässt, und ihre Haut glänzte.
    »Fantastisch«, sagte Blaze.
    Sie warf sich wieder in Positur und starrte auf die Klippe hinter Blaze.
    »Den Kopf ein bisschen zur Seite. Gut so. Fantastisch.«
    Blaze malte weiter.
    »Das wird unser Meisterwerk«, sagte er nach einer Weile.
    »Was wollen Sie dafür haben?«, ertönte eine Männerstimme aus den Klippen hinter Blaze.

Kapitel dreißig
    Die Abmachung

    Owen bestellte sich ein scharfes Bestienwürstchen, Pommes und eine mittlere Kreaturencola. John Cromwell entschied sich für den doppelten Monsterburger Deluxe, dazu monströse Chilipommes mit Käse und eine große Kreaturencola.

Weitere Kostenlose Bücher