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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Ozeanpanoramen gab es auch Bilder von Walen und Delfinen, die sich im Wasser tummelten, von Segel-booten, die in den Abendhimmel hinausfuhren, dazu aufgewühlte Meere bei Sturm, ein Geisterschiff mit zerfetzten Segeln, Fußspuren im Sand und Möwen, die durch den blauen Himmel glitten.
    Und Surferboy, das einen gebräunten, muskulösen jungen Mann darstellte, der eine äußerst knappe Badehose trug und mit seinem Surfbrett posierte. Sandy erschrak.
    Tyrone!
    Sie betrachtete das Gemälde genauer und entdeckte Blazes Signatur in einer Ecke.
    Das Preisschild, auf dem einst 450$ gestanden hatte, war durchgestrichen worden. Jetzt kostete das Bild nur noch hundertfünfzig Dollar.
    Sandy grinste.
    Hat wohl Schwierigkeiten, seinen Krempel an den Mann zu bringen.
    »Das ist eins meiner Lieblingsbilder.«
    Sie zuckte zusammen und drehte sich um.
    Vor ihr stand eine kleine, rundliche Frau, die Sandy durch eine riesige Brille mit rotem Gestell anstarrte. Ihr graues Haar war gleichmäßig zu kurzen Borsten geschoren. Sie trug große, goldene Ohrreifen und ein weites Ballonkleid.
    »Megan Willows, die Galeristin«, sagte sie und streckte Sandy die Hand hin.
    »Hi.« Sandy schüttelte sie. »Ich bin Ashley.«
    »Ashley. Was für ein schöner Name. Ich habe bemerkt, dass Sie sich für unseren Surferboy interessieren.«
    »Ja, er ist mir ins Auge gefallen.«
    »Sie scheinen ein sehr gutes Auge zu besitzen. Es ist ein Frühwerk eines sehr vielversprechenden ortsansässigen Künstlers, Blaze O. Glory. Sein Talent ist in den vergangenen Jahren förmlich aufgeblüht.«
    »Das muss aber nach diesem Bild hier passiert sein«, sagte Sandy.
    Megan lachte glucksend. »Sie haben wirklich ein gutes Auge. Dies ist mit Sicherheit keines seiner reiferen Werke. Aber es hat eine gewisse urwüchsige Kraft, finden Sie nicht?«
    »Wenn Sie das sagen.«
    »Ein schöner Junge. Ist er nicht zum Anbeißen?« Grinsend fletschte Megan die Zähne.
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte Sandy.
    »Das war nur eine Redewendung. Aber stellen Sie sich ihn doch an Ihrer Schlafzimmerwand vor.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Oder wollen Sie es vielleicht jemandem schenken?«
    »Nein. Ich hab einen Haufen Geld zum … Geburtstag bekommen.« Um ein Haar hätte sie ›Highschool-Abschluss‹ gesagt, war sich aber nicht sicher, ob ihr Megan das abkaufen würde. Obwohl Sandy ziemlich reif für ihr Alter war, würde man ihr nicht unbedingt zutrauen, die Schule schon beendet zu haben. Sie zuckte mit den Schultern und lächelte. »Also dachte ich, ich kauf mir ein bisschen Kunst.«
    »Das ist eine sehr weise Entscheidung, Ashley. Ein schönes Kunstwerk ist nicht nur eine Wohltat für die Seele, sondern oft auch eine rentable Wertanlage. Mit unserem Surferboy hier können Sie nichts falsch machen, und außerdem ist er für hundertfünfzig Dollar ein echtes Schnäppchen.«
    »Ich glaube nicht, dass es das wert ist«, sagte Sandy. »Mir jedenfalls nicht.«
    »Also … ich wäre bereit auf, sagen wir … hundert Dollar herunterzugehen.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Für diesen Preis ist es praktisch geschenkt. Dafür dürften Sie eines seiner jüngsten Werke nicht einmal anfassen …«
    Sandy schüttelte den Kopf.
    »Fünfundsiebzig Dollar. Das ist mein letztes Wort. Was meinen Sie? Der Rahmen ist natürlich mit inbegriffen, und der allein ist schon fünfzig wert.« Sie blinzelte und lächelte sie an. »Also, kommen wir ins Geschäft?«
    »Leider nicht. Wissen Sie, ich glaube nicht, dass meine Eltern davon begeistert sind, wenn ich so ein Ding mit nach Hause bringe. Ich meine, es ist vielleicht ein bisschen zu gewagt. Man kann ja fast sein Gerät sehen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Megan kicherte. »Ich verstehe. Ihre Eltern wollen wir natürlich auf keinen Fall verschrecken.«
    »Nein.«
    »Kann ich Sie vielleicht für ein anderes Gemälde interessieren?«
    »Ich würde gerne etwas Neueres von diesem Maler sehen, wie heißt er noch … Blazer?«
    »Blaze.«
    »Genau der. Hätten Sie da was im Angebot?«
    »Wir haben ein weiteres Bild von ihm, aber das ist leider schon verkauft. Sie dürfen es sich natürlich gerne ansehen, wenn Sie möchten.«
    »Sehr gerne. Vielen Dank.«
    Megan führte sie durch die Galerie.
    »Wir erwarten jeden Moment ein neues Werk. Es müsste in zwei bis drei Wochen eintreffen. Seine Bilder sind momentan schrecklich gefragt. Ach ja. Hier.« Megan trat einen Schritt zur Seite und machte eine einladende Geste. »Voilá!«
    »Oh! Wie bezaubernd.«
    »Ja,

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