Der Keller
Angst, das werde ich. Aber dieser Spanner macht mir wirklich Sorgen. Niemand weiß, was er als Nächstes vorhat. Und ich befürchte, dass Tuck wirklich …«
»Tuck?« Warren drehte sich um.
Oh nein!
»Lynn.« »Du hast sie gerade Tuck genannt?«
»Dafür wird sie mich umbringen.«
Warren grinste bis über beide Ohren. »Wie Bruder Tuck ? Der aus Robin Hood?«
»Es ist die Kurzform von Tucker. Ich sage schon immer Tuck zu ihr, aber sie wollte nicht, dass ich sie in eurer Gegenwart so nenne.«
»Wieso nicht? Ist doch süß.«
»Manche Leute haben sich deshalb ziemlich derbe über sie lustig gemacht. Sie waren richtig fies. Es reimt sich auf ein bestimmtes Wort, verstehst du?«
»Verstehe.«
»Tu einfach so, als hätte ich das nie gesagt.«
»Mal sehen. Was bekomme ich für mein Schweigen?«
»Was willst du denn?«, fragte Dana.
Er starrte auf ihre Lippen.
Nächster Versuch, dachte sie, während sich ihr Herzschlag beschleunigte.
»Kann ich mal deinen Lippenstift probieren?«, fragte er.
NEIN!
Sie konnte den Schock nicht verbergen.
»Und zwar den auf deinem Mund«, fügte er mit einem Lächeln hinzu.
Kapitel sechsunddreißig
Sandy - Juli 1992
Sie konnte keine zwei Wochen warten.
Sie konnte keine zwei Tage warten.
Sie hielt es nicht einmal eine Nacht lang aus. Sie wälzte sich im Bett herum. Ihre Gedanken rasten wie im Fieber, während sie zwischen Hoffnung und tiefer Furcht schwebte.
Am nächsten Morgen wachte sie nackt unter dem zerknitterten Laken auf.
Überrascht bemerkte sie, dass sie tatsächlich hatte einschlafen können.
Als sie den Kopf hob und an sich heruntersah, musste sie lächeln.
Genau wie Die Schlafende. Nur schweißbedeckt, mit geröteter Haut und den Körper voll Falten vom verknitterten Bettzeug.
Kein schöner Anblick, dachte sie. Zum Glück kann mich Terry jetzt nicht sehen.
Aber insgeheim wünschte sie sich, dass er es könnte. Wünschte, dass er genau jetzt in diesem Raum wäre.
In ein paar Stunden könnte ich bei ihm sein.
Diese Vorstellung machte ihr Angst.
Warum nicht?
Sie streckte sich und stand auf.
Ihr Nachthemd lag auf dem Boden. Sie erinnerte sich dunkel, dass sie schweißgebadet und atemlos mitten in der Nacht aufgewacht war, es ausgezogen und von sich geschleudert hatte.
Sie hob es auf. Es war immer noch feucht.
Dann hörte sie ein Grunzen, Eric stand in der Tür, lächelte und hob eine Hand.
»Morgen, du Frühaufsteher«, sagte sie. »Ich hab dir was ganz Be
sonderes zum Frühstück mitgebracht. Warte ein paar Minuten. Ich springe nur schnell unter die Dusche.«
Er nickte, blieb jedoch im Türrahmen stehen und starrte sie weiter an.
»Was?«, fragte sie.
Er zuckte die Achseln, drehte sich um und trottete davon.
Sie warf ihr Nachthemd in den Wäschesack und ging ins Badezimmer.
Wieso hat er mich nur so angesehen?, fragte sie sich.
Sie war nackt, aber das war nichts Neues für ihn. Sie lief öfter unbekleidet in der Hütte herum, und Eric hatte sowieso niemals etwas an. So war es schon immer gewesen, und es kam ihr nur natürlich vor.
Also warum hat er mich so angestarrt?
Vielleicht sehe ich irgendwie anders aus, dachte sie und betrachtete sich im Spiegel. Ihre leicht gebräunte Haut war etwas gerötet. Sie hatte gestern wohl zu viel Sonne abbekommen. Das passierte ab und zu, aber …
Hat er Verdacht geschöpft?
Vielleicht fragte er sich, wie man vom Einkaufen so braun werden kann.
Oder war es etwas anderes?
Wusste er, dass sie Terry kennen gelernt hatte, nur, indem er sie ansah …?
Sie zog den Duschvorhang beiseite und entdeckte Blutspuren in der Badewanne.
»Eric!«, rief sie. »Komm sofort her!«
Er war sofort zur Stelle und lächelte sie nervös an.
»Was ist das?« Sandy deutete in die Wanne.
Eric stöhnte auf.
»Wie oft hab ich dir gesagt, dass du die Wanne sauber machen sollst, wenn du fertig bist? Besonders wenn du wieder mal irgendetwas abgeschlachtet hast!«
Eric sah unglücklich drein.
»Also, wirklich! Findest du nicht, dass du langsam alt genug bist, um deine Sauereien selbst wegzumachen? Du bist jetzt dreizehn Jahre alt! Ich hab Besseres zu tun, als mein Leben lang ständig hinter dir herzuräumen!«
Eric wimmerte und senkte den Kopf, was Sandy zu Tränen rührte. »Oh«, sagte sie. »Hey.« Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. »Tut mir leid«, sagte sie und streichelte sanft seinen Rücken. »Tut mir leid, Schätzchen. Mami hätte dich nicht anschreien dürfen. Wieder gut?«
Er drückte sein
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