Der Keller
dachte sie, während sie das Tor hinter dem Lieferwagen schloss. Dann fuhr sie den schattigen Feldweg entlang, bis sie den Küstenhighway erreichte.
Es war kurz nach neun, als sie in den Beach Drive einbog. Niemand war zu sehen.
Auf den Rasenflächen und Einfahrten lagen noch immer die Zeitungen. Entweder waren Terrys Nachbarn schon zur Arbeit gefahren oder noch gar nicht aufgestanden.
Was, wenn Terry noch schläft?
Nicht so schlimm, dachte sie. Dann wecke ich ihn eben.
Hoffentlich ist er überhaupt zu Hause.
Sein Auto stand in der Einfahrt, und die Zeitung lag im Gras vor der Veranda.
Sandy hielt an.
Und wenn er eben erst ins Bett gegangen ist?, dachte sie. Wann ist so eine Nachtschicht zu Ende, um acht?
Aber heute ist Freitag. Er hat Mittwoch und Donnerstag frei, also hat er gestern Nacht nicht gearbeitet.
Sie steckte die Autoschlüssel in die Handtasche und stieg aus. Vorsichtig schloss sie die Wagentür und umrundete den Lieferwagen - bis sie bemerkte, dass sie auf Zehenspitzen ging.
Wenn ich mir solche Sorgen mache, ihn aufzuwecken, kann ich auch gleich wiederfahren.
Sie könnte im Café nett frühstücken und in einer Stunde wieder kommen.
Sie hob Terrys Zeitung auf, trug sie die Veranda hinauf und blieb vor der Eingangstür stehen. Sie starrte auf den Klingelknopf, ohne ihn zu betätigen.
Was, wenn ich ihn aufwecke?
Was, wenn er nicht allein ist?
Was, wenn er verheiratet ist? Vielleicht ist seine Frau gestern in der Arbeit gewesen.
Mach dich nicht lächerlich, dachte sie. Er ist nicht verheiratet.
Keine Frau würde erlauben, dass sich ihr Mann ein Bild wie Die Schlafende ins Wohnzimmer hängt. Selbst eine feste Freundin sähe so etwas nicht gerne.
Er ist Single und ungebunden, genau wie er es gesagt hat.
Ihre zitternde Hand näherte sich dem Klingelknopf.
Ihr Finger verharrte nur wenige Zentimeter davon entfernt.
Lieber nicht. Er erwartet mich nicht. Er wird denken, dass ich nicht ganz bei Sinnen bin. Ich fahre einfach wieder und komme später noch mal vorbei.
Sie trat einen Schritt zurück und legte die Zeitung auf die Fußmatte. Dann drehte sie sich um und ging die Stufen hinunter.
Der Kerl hat fünftausend Mäuse für ein Bild von mir ausgegeben. Hat mit Blaze einen Plan ausgeheckt, um mich kennen zu lernen. Ist über diese Klippen geklettert, um mich »ganz zufällig« zu treffen.
Und jetzt hätte er was gegen einen Überraschungsbesuch?
Sie ging die Treppe wieder hinauf. Ohne zu zögern drückte sie auf die Klingel. Dann hob sie die Zeitung wieder auf.
Ihr Selbstvertrauen war zurückgekehrt. Nervös war sie trotzdem.
Sie wartete gespannt. Unter ihrer weiten Bluse lief der Schweiß ihren Körper hinunter.
Sie hörte leise Schritte.
Oh Gott. Er kommt.
Sie holte tief Luft.
Ruhig, ruhig.
Er öffnete die Tür.
»Ihre Zeitung, Sir«, sagte Sandy.
Er starrte sie verblüfft an.
»Ashley?«, flüsterte er.
»Zu Ihren Diensten, Sir.«
Grinsend machte er ihr Platz. »Komm rein«, sagte er und schüttelte den Kopf.
»Danke.« Sie trat ein und schloss die Tür. »Ich kann gar nicht fassen, dass du hier bist.« »Ich war gerade in der Gegend.« Er lachte.
»Es ist noch ziemlich früh, und ich hatte Angst, dich aufzuwecken. Habe ich auch, oder?« »Ich muss furchtbar aussehen.« Sandy lachte. »Du siehst perfekt aus.«
Sein Haar war völlig durcheinander. Er trug einen alten, verwaschenen blauen Morgenmantel, der ihm mindestens eine Nummer zu klein war. Die Ärmel waren zu kurz, und er war zu eng, als dass er ihn vor der Brust hätte schließen können. »Ich hab dich geweckt, stimmts?« »Frag mich, ob es mir was ausmacht.« »Macht es dir was aus?«
»Mann, machst du Witze? Soll ich Kaffee machen?« »Ich hätte gerne einen Kuss.«
»Ich dachte, damit willst du noch zwei Wochen warten.« »Ich hab’s nicht länger ausgehalten.« »Was ist mit deinem Sohn?«
»Dem geht’s gut. Er ist bei meiner Mutter. Den ganzen Tag über.« »Den ganzen Tag?«
»Er bleibt sogar über Nacht.« Sie ließ ihre Handtasche auf den Boden fallen.
»Also kannst du den ganzen Tag bleiben?«, fragte Terry.
»Wenn du willst.«
»Oh Mann.« Er legte die Arme um sie. »Ja«, sagte er und zog sie zu sich.
Sie legte den Kopf schief, damit ihre Nasen nicht aneinanderstießen.
Sein Mund berührte ihre geöffneten Lippen.
Sein Körper drängte gegen ihre Brüste.
Die Zeitung landete mit einem leisen Knistern auf dem Boden. Sie drückte sich fester an ihn.
Und plötzlich kam es ihr vor, als wäre
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