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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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übergeschnappt. Aber Roy wollte nichts dem Zufall überlassen.
    Im Wohnzimmer zündete er die Kerze an. Er schob die Zeitungen noch einmal zusammen und stellte sicher, dass der Stapel ganz dicht an der Kerze lag. Dann bahnte er sich einen Weg durch die zerknüllten Zeitungen und die Kleidungsstücke, die er auf dem Boden verstreut hatte, in die Küche.
    Möglicherweise würde das Feuer nicht alle Beweise zerstören, aber schaden konnte es auch nicht.
    Er setzte sich eine Sonnenbrille und eine ausgewaschene Dodger-Baseballkappe auf, die Marv gehört hatte, und verließ das Haus durch den Hintereingang. Er zog die Tür zu und verwischte die Fingerabdrücke am Griff. Dann ging er die Veranda hinunter und die Einfahrt entlang.
    Das Nachbarhaus war nicht weit entfernt. Er beobachtete die Fenster, konnte jedoch niemanden erkennen.
    An der Doppelgarage öffnete er das linke Tor. Dahinter stand ein roter Chevrolet. Er stieg ein und suchte aus den drei Schlüsselbünden, die er aus dem Haus mitgenommen hatte, den passenden heraus.
    Er ließ den Motor an, fuhr aus der Garage und blieb neben der Hintertür stehen. Dann holte er Joni aus dem Haus und warf sie in den Kofferraum.
    In weniger als zehn Minuten hatte er Karens Haus erreicht. Seltsamerweise sah es anders aus, als er es in Erinnerung hatte. Aber es war zweifelsfrei die richtige Adresse. Dann erinnerte er sich, dass sie und Bob kurz nach dem Prozess umgezogen waren. Also war es doch das richtige Haus.
    Er parkte davor und sah auf die Uhr - Marvs Uhr, die jetzt ihm gehörte. Fast halb drei.
    Es war ein ziemlich ruhiges Viertel. Roy sah sich um, als er zur Haustür ging. Vier Häuser weiter zu seiner Rechten beschnitt ein japanischer Gärtner gerade einen Strauch. Links kauerte eine gefleckte Katze auf dem Nachbarrasen und schien irgendetwas zu beobachten. Offensichtlich witterte sie Beute. Genau wie Roy.
    Grinsend betätigte er die Türklingel. Er wartete und klingelte noch einmal. Anscheinend war niemand zu Hause.
    Er ging um das Haus herum und blieb abrupt stehen.
    Da war sie. Vielleicht war es nicht Karen, aber irgendeine Frau lag auf einer Chaiselongue und hörte Musik aus einem Transistorradio. Die Lehne der Liege verdeckte alles bis auf ihre schlanken, gebräunten Beine, ihren linken Arm und den Schirm ihrer Matrosenmütze.
    Roy sah sich um. Der Garten war von hohen Hecken umgeben. Das war ideal. Er beugte sich vor, schob sein Hosenbein hoch und zog das Messer aus der Scheide.
    Geräuschlos trat er näher, bis er über die Lehne der Chaiselongue sehen konnte. Die Frau trug einen weißen Bikini, dessen Träger von ihren Schultern baumelten. Ihre Haut glänzte vor Son-nenöl. Sie hielt eine Zeitschrift in der Hand und achtete darauf, dass sie keinen Schatten auf ihren Bauch warf.
    Als Roy seine Hand auf ihren Mund presste, ließ sie die Zeitschrift fallen.
    Er drückte die Klinge des Messers gegen ihre Kehle.
    »Kein Laut, sonst schlitze ich dich auf.«
    Sie versuchte, etwas zu sagen.
    »Schnauze. Ich werde jetzt meine Hand wegnehmen. Keinen Laut, verstanden?«
    Sie nickte einmal.
    Roy nahm die Hand von ihrem Mund, riss die Mütze von ihrem Kopf und packte ihr braunes Haar. »Okay. Steh auf.« Er half nach, indem er an ihrem Haar zog. Sobald sie vor ihm stand, drehte er ihren Kopf zu sich herum. Das gebräunte Gesicht gehörte Karen, kein Zweifel. Das konnte er trotz der Sonnenbrille genau erkennen. »Kein Wort«, flüsterte er.
    Er scheuchte sie zur Hintertür.
    »Aufmachen«, sagte er.
    Sie betraten die Küche, die im Vergleich zum sonnendurchfluteten Garten ziemlich dunkel war. Roy hatte jedoch keine Hand frei, um seine Sonnenbrille abzunehmen. »Ich brauche ein Seil oder so was«, sagte er. »Wo finde ich das?«
    »Heißt das, ich darf jetzt wieder reden, oder wie?«
    »Ein Seil, verdammt!«
    »Wir haben kein Seil.«
    Er verstärkte den Druck auf die Klinge. »Ich will für dich hoffen, dass du eins hast. Wo?«
    »Ich habe kein …« Sie keuchte auf, als er an ihrem Haar riss. »Ich glaube, bei den Campingsachen ist eines.«
    »Zeigs mir.« Er nahm das Messer nur ein paar Zentimeter von ihrer Kehle weg und ließ sein Handgelenk auf ihrer Schulter liegen.
    Sie gingen aus der Küche in einen Flur, vorbei an einer Reihe geschlossener Türen und dem Badezimmer, bis sie ein Arbeitszimmer mit Bücherregalen, einem unordentlichen Schreibtisch und einem Schaukelstuhl erreicht hatten.
    »Hast du Kinder?«
    »Nein.«
    »Schade aber auch.«
    Sie blieb vor einer Tür neben

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