Der Keller
ein lahmes Kamel!« Er rannte los, Sandy hinterher.
Jud wandte sich zu Donna um. »Keine Lust auf einen Wettlauf?«
»Nein.« Der Wind blies Haarsträhnen in ihr Gesicht. Jud strich sie zur Seite. Er konnte seinen Blick nicht von ihren Augen abwenden.
»Ich weiß auch, warum«, sagte er.
»Warum?«
»Weil Sie Angst haben, gegen mich zu verlieren.«
»Ach ja, glauben Sie?« Ihr Blick wirkte amüsiert und gleichzeitig um Ernst bemüht, als wollte sie sich unter keinen Umständen von ihm provozieren lassen.
»Habe ich Recht?«, fragte er.
»Ist Ihr Name wirklich Judgment?«
»Ja.«
»Ich wünschte, wir wären alleine hier, Judgment.«
Er legte seine Hände auf ihre Schultern und zog sie zu sich. Er spürte ihren Körper, die leichte Berührung ihrer Hände auf seinem Rücken, die warme, feuchte Öffnung ihrer Lippen.
»Leider sind wir nicht allein«, sagte sie nach einer Weile.
»Dann hören wir wohl besser auf damit.«
»Man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist.«
»Was für ein blöder Spruch«, sagte Jud.
»Das finde ich auch.«
Händchenhaltend gingen sie den Pfad entlang. Unter ihnen rannte Sandy vor Larry her über den Strand und sprang ins Wasser. Larry
blieb am Ufer stehen und kniete sich hin. Das Mädchen winkte ihm zu, aber er schüttelte den Kopf. »Kommen Sie rein!«, hörte Jud sie über den Wind und die Wellen hinweg rufen.
Sandy watete durch das Wasser, ging in die Hocke und spritzte Larry nass.
»Wir sollten uns beeilen«, sagte Donna. »Sonst zerrt meine bezaubernde Tochter den armen Larry noch in die Fluten.«
Noch während sie sprach, war das Mädchen auf Larry zugerannt und zog an seinem Arm.
»Lass ihn zufrieden, Sandy!«
Der kniende Larry konnte sich nur mit Mühe zu ihr umsehen. »Ist schon in Ordnung, Donna. Wirklich«, rief er. »Ich werde schon mit ihr fertig.«
Sandy ließ seinen Arm los, rannte um ihn herum und sprang auf seinen Rücken. »Hüa!«, schrie sie.
Er drehte sich um und machte einen Satz nach vorn, kroch auf Händen und Füßen durch den Sand und gab ein Geräusch von sich, das wie das Wiehern eines Pferdes klang. Dann war er mit einem Mal auf den Beinen. Sandy hatte seinen Hals umklammert und schaute zu Donna und Jud hinüber. Obwohl sie nichts sagte, war deutlich der Schrecken auf ihrem Gesicht zu erkennen. Larry drehte sich um die eigene Achse und zerrte an den Armen des Mädchens. Jud sah blanke Angst in seinen weit aufgerissenen Augen. Das Wiehern hatte sich in panisches Keuchen verwandelt. Verzweifelt versuchte er sich zu befreien.
»Oh Gott«, rief Donna und rannte los.
Jud eilte an ihr vorbei auf das inzwischen vor Entsetzen kreischende Mädchen zu.
Dann fiel Sandy hintüber. Ihre Beine hielten noch immer Larrys Hüfte umklammert, doch ihre Arme wedelten ohne Halt durch die Luft. Mit einer ihrer kleinen Hände gelang es ihr, Larrys Kragen zu packen. Sein Hemd zerriss, und er schrie auf. Jud fing das fallende Mädchen auf und zog sie an sich.
Larry wirbelte herum und starrte sie mit wilden Augen an. Er taumelte zurück, fiel hin und stützte sich auf einem Ellbogen auf, ohne den Blick abzuwenden. Langsam verschwand der irre Ausdruck aus seinem Gesicht, und sein keuchender Atem beruhigte sich etwas.
Jud lieferte Sandy in den Armen ihrer Mutter ab und ging zu ihm hinüber.
»Sie hätte … sie hätte nicht auf meinen Rücken springen dürfen.« Seine Stimme war nur noch ein hohes Piepsen. »Nicht auf meinen Rücken.«
»Jetzt ist ja wieder alles in Ordnung.«
»Nicht auf meinen Rücken.« Er lag im Sand, bedeckte das Gesicht mit den Unterarmen und weinte leise.
Jud kniete sich neben ihn. »Ist schon gut, Larry. Es ist vorbei.«
»Es ist nicht vorbei. Es wird niemals vorbei sein. Niemals.«
»Sie haben das Mädchen zu Tode erschreckt.«
»Ich weiheiheiß«, schluchzte er und dehnte das Wort zu einem Schrei der Verzweiflung aus. »Es tut mir leid. Vielleicht… sollte ich mich entschuldigen.«
»Das wäre angebracht.«
Er schniefte und wischte sich über die Augen. Als er sich aufsetzte, sah Jud die Narben. Sie verliefen in einem wilden Zickzackmuster über seinen Rücken und waren noch heller als seine blasse Haut.
»Die stammen nicht von der Bestie, falls Sie das vermuten. Ich habe sie mir beim Sturz aus dem Fenster zugezogen. Die Bestie hat mich niemals berührt. Niemals.«
Kapitel acht
Roy überprüfte noch einmal, ob er Joni auch wirklich ordentlich gefesselt hatte. Obwohl es wahrscheinlich egal war. Anscheinend war sie
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