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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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stattfinden.
    Sollte er doch den Mietwagen nehmen? Nein. Erstens hatte er Angst, einen Unfall zu bauen, und zweitens freute er sich auf einen Spaziergang durch den Nebel.
    Auf halbem Wege zum Horrorhaus fiel ihm ein, dass er seine Kamera im Zimmer vergessen hatte.
    Egal. Ist sowieso der falsche Film drin.
    Er fragte sich, was wohl noch alles schiefgehen würde.
    Owen blieb vor dem hohen Eisenzaun stehen und spähte hindurch. Er war eine halbe Stunde zu früh. Noch waren keine Touristen auf dem Grundstück zu sehen. Die Angestellten trafen die letzten Vorbereitungen für das Grillbüffet. Er erspähte Dana, die zusammen mit einem Mann einen Tisch über den Rasen schleppte.
    Neben den Tischen stand ein Grill mit drei Rosten. Ein Mann in rotem Jackett, weißem Hemd und Fliege baute daneben gerade eine Bar auf.
    Dana setzte den Tisch ab. Der Angestellte ging zu ihr hinüber, lächelte und unterhielt sich mit ihr.
    Wer zum Geier ist das denn?
    Er kam ihm irgendwie bekannt vor.
    Der Typ aus der Imbissbude!
    Als sie wieder in Richtung Haus schlenderten, schob Dana eine Hand in seine Gesäßtasche.
    Owen fühlte sich, als hätte man ihm in den Magen getreten.
    Was hast du denn erwartet? Natürlich hat sie einen Freund.
    Klar, dachte er. Aber enttäuscht war er schon.
    Dana und ihr Lover verschwanden hinter dem Haus.
    Wer sitzt jetzt wohl in der Ticketbude?, fragte sich Owen.
    Wahrscheinlich niemand. Die regulären Führungen waren vorbei, und die Mitternachtsführung war seit gestern ausverkauft.
    Ein paar Leute standen davor herum und schienen darauf zu warten, dass es endlich losging.
    Vielleicht kann ja einer von denen eine Eintrittskarte gebrauchen.
    Owen ging auf die Gruppe zu.
    John war nicht dabei, dafür einige ziemlich gutaussehende Frauen, von denen eine äußerst schräg aussah.
    Schade. Du verpasst was, Kumpel.
    Owen nickte denjenigen, die ihn bemerkten, freundlich zu, ging
    an ihnen vorbei und zum Parkplatz hinüber. Nur sieben oder acht Autos waren dort abgestellt.
    Johns blauer Ford Granada war nicht darunter.
    Ob er noch oben auf dem Hügel steht? Vielleicht haben sie ihn inzwischen auch abgeschleppt und beschlagnahmt.
    Owen wandte sich wieder der Gruppe zu. Die attraktivste der Frauen war um die dreißig, hatte hellbraunes Haar, wache Augen und war tiefgebräunt und athletisch gebaut. Aus irgendeinem Grund trug sie Tennisklamotten: ein Strickhemd, einen sehr kurzen karierten Rock, Söckchen mit Bommeln daran und Turnschuhe. Sie hatte sich einen Pullover über die Schultern gelegt.
    Ihr Begleiter trug einen roten Strickpullover und karierte Bermudashorts. Der Mann wirkte ziemlich stämmig, durchtrainiert und außergewöhnlich gut gelaunt.
    Kein Wunder bei so einer Braut, dachte Owen.
    Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Frau, die komplett in Vampirchic gekleidet war. Sie konnte nicht älter als zwanzig sein, war über eins achtzig groß und so schlank wie ein Model. Ihre Haut wirkte glatt und unnatürlich blass. Ihr rabenschwarzes Haar war kurz geschnitten und an den Kopf geklatscht. Sie trug ein Piercing in ihrer linken Augenbraue und hatte blauen Lidschatten aufgetragen. Außerdem steckten in ihrer Nase und ihrer mit schwarzem Lippenstift bedeckten Oberlippe goldene Ringe. In jedem Ohr schienen ebenfalls mindestens sechs Ringe zu hängen, und um ihren Hals herum verlief eine Stacheldraht-Tätowierung. Am Oberkörper trug sie nur einen schwarzen Satin-BH und eine offene schwarze Lederjacke. Owen konnte ein Bauchnabelpiercing über dem ultrakurzen schwarzen Lederrock erkennen. Die hohen Stiefel reichten fast bis zu den Knien ihrer blassen Beine.
    Sie war nicht allein.
    Ihr attraktiver, ebenfalls sehr junger Freund besaß ein fein geschnittenes, etwas feminin wirkendes Gesicht. Im Vergleich zu ihr sah er fast normal aus. Owen konnte weder Tatoos oder Piercings noch Make-up erkennen. Sein zotteliges, blondes Haar flatterte leicht im Wind. Er trug ein weites, schwarzes Seidenhemd, dessen obere Knöpfe geöffnet waren, so dass man seine blasse, unbehaarte Brust erkennen konnte. Dazu hatte er eine schwarze Lederhose an, deren Gürtelschnalle die Form einer weißen Bestie hatte und womöglich aus Elfenbein war.
    Ein echter Fan, dachte Owen.
    Die beiden sind ja richtige Paradiesvögel. Wenn mir die Führung langweilig wird, muss ich nur sie beobachten.
    Owen bemerkte, dass er nicht der Einzige war, der sie anstarrte: Zwei Jungen standen auf dem Gehweg. Der eine war dürr wie eine Bohnenstange und hatte

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