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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verfilztes braunes Haar. Der andere war klein und pummelig und hatte einen Stoppelhaarschnitt. Sie trugen beide graue Pullover, Bermudashorts, weiße Tennissocken und Turnschuhe.
    Sie konnten unmöglich alt genug für die Mitternachtsführung sein. Sie waren höchstens sechzehn und damit zwei Jahre zu jung. Ob sie sich ihre Eintrittskarten mit gefälschten Ausweisen besorgt hatten?
    Vielleicht haben sie gar keine Karten.
    Vielleicht waren sie gar nicht wegen der Führung hier, sondern nur zufällig vorbeigekommen und beobachteten jetzt die Vampirkönigin und ihren Eunuchen. Sie kicherten, flüsterten und stießen sich gegenseitig mit den Ellbogen an.
    Idioten.
    Owen hoffte inständig, dass sie nicht an der Führung teilnahmen. Sie würden Lynn ständig unterbrechen, lachen und pausenlos idiotische Kommentare abgeben.
    Der Großwildjäger schien Owens Meinung zu teilen. Er war etwa fünfzig Jahre alt, hatte ein schmales, wettergegerbtes Gesicht und beobachtete die beiden Jungen mit finsterer Miene durch eine Brille mit Goldrand. Er trug ein Safarihemd mit Schulterklappen, Pattentaschen und einem Stoffgürtel. Die farblich genau abgestimmte
    Hose steckte in hohen Armeestiefeln. Owen vermisste die Elefan tenbüchse und das große Jagdmesser. Wenigstens hatte er sich einen altmodischen schwarzen Fotoapparat um den Hals gehängt.
    Vielleicht war er Fotojournalist - und hatte gerade noch über eine Stammesfehde in Ruanda berichtet.
    Außerdem befand sich noch ein schlankes, attraktives, gut gekleidetes Ehepaar unter den wartenden Leuten. Owen schätzte die beiden auf Mitte bis Ende dreißig.
    Der Mann schien seine beginnende Glatze mit buschigen Augenbrauen und einem gewaltigen Schnurrbart wettmachen zu wollen. Er hatte aufgeweckte, verschmitzte Augen, die sich ständig nach irgendetwas Aufregendem oder zumindest Empörenswer-tem umzusehen schienen. Er trug einen braunen Pullover mit rundem Ausschnitt, eine maßgeschneiderte graue Hose und schwarze Lederschuhe.
    Seine Frau hatte fülliges braunes Haar, ein hübsches Gesicht, einen cremefarbenen Teint und unglaubliche Augen.
    Was für eine scharfe Braut, dachte Owen, und empfand sofort Schuldgefühle. Sie war zwar sehr attraktiv, jedoch so … würdevoll. Keine Braut. Eine Frau.
    Ihre Augen wirkten ruhig, aufgeregt, amüsiert und intelligent zugleich. Sie trug einen flauschigen, dunkelgrünen Pullover über einer weißen Bluse mit offenem Kragen. Ihr Hals war lang und schlank. Der Pullover reichte ihr bis zu dem in Schottenkaro gemustertem Rock. Die strumpflosen Füße steckten in braunen Slippern.
    Was für ein attraktives Pärchen, dachte Owen. Bestimmt Ärzte oder Professoren. Was machen die denn nur an so einem Ort?
    Owen zählte durch. Mit ihm waren es bereits zehn Gäste.
    Also fehlten noch zwei (John natürlich ausgenommen).
    Er sah auf die Uhr. 19:52 Uhr.
    In acht Minuten würde die Show beginnen.
    Also sollte ich mal besser zusehen, dass ich das Ticket irgendwie loswerde. Owen zog es aus der Brusttasche und hielt es hoch.
    »Entschuldigung! Entschuldigen Sie bitte«, rief er. »Braucht jemand eine Eintrittskarte? Ich habe eine übrig und würde sie gerne
    verkaufen.«
    Die Vampirkönigin warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Ihr Eunuch ignorierte Owen einfach. Die Tennisspielerin und ihr Mann sahen Owen höflich an und schüttelten die Köpfe.
    »Tut mir leid, Mann«, sagte die Bohnenstange.
    »Tut uns echt leid - aber wir haben schon Karten«, fügte sein pummeliger Freund hinzu.
    Eigentlich ganz nette Jungs.
    Der Großwildjäger nahm die Pfeife aus dem Mund, grunzte verächtlich und verkündete mit unnötig lauter, hoher Stimme: »Bitte um Vergebung, alter Junge. Aber wir alle hier hatten wohl den Weitblick, unsere Karten im Voraus zu kaufen.«
    »Das habe ich ja auch getan«, erklärte Owen. »Ich habe zwei gekauft, und jetzt ist meine Begleitung krank geworden. Ich dachte, dass mir die Karte vielleicht noch jemand abkaufen würde.«
    »Vielleicht sollten Sie versuchen, sie umzutauschen«, schlug der gut angezogene Schnurrbartträger vor.
    Seine Frau nickte zustimmend und sah Owen mit ihren großen Augen besorgt an. »Ich glaube nicht, dass Sie Schwierigkeiten haben werden, die Karte loszuwerden. Das hier ist schließlich eine unglaublich gut besuchte Attraktion.«
    »Wir haben gehört«, sagte ihr Mann, »dass die Mitternachtsführung immer ausverkauft ist.«
    »Genau. Es kommt bestimmt in letzter Sekunde noch jemand vorbei.«
    »Ich nehme das Ticket!«,

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