Der Keller
Ärmeln übers Gesicht. »Danke«, sagte sie.
»Geht’s einigermaßen?«
Sie nickte mit zusammengepressten Lippen. »Machen wir einen Meinen Spaziergang?«, fragte sie.
»Ich weiß auch, wohin. Dafür müssen wir aber ein Stück mit dem Auto fahren.«
»Ich muss vorher noch eine weitere Nacht buchen«, sagte sie.
»Gute Idee«, sagte Jud. »Das muss ich auch noch erledigen.«
Gemeinsam gingen sie zur Rezeption. »Wo ist Sandy?«, fragte er.
»Sie schläft.«
»Sie schläft ziemlich viel, findest du nicht?«
»Wahrscheinlich eine Form der Flucht.«
»Ist alles in Ordnung mit ihr?«
»Nein. Das glaube ich nicht.«
Nachdem sie ihre Zimmer verlängert hatten, stiegen sie in den Chrysler und fuhren die Front Street entlang.
»Ich habe heute Morgen im Ort dein Auto gesehen«, sagte Donna. Offensichtlich wollte sie das Thema wechseln.
»Ich habe die Führung noch einmal mitgemacht.«
»Es gibt diese Führungen immer noch ? Hat die Polizei nicht…« »Die Polizei weiß offensichtlich nichts von dem Mord. Die Leiche ist weg, genau wie das Blut. Anscheinend hat da jemand gründlich geputzt.«
»Schrubb, Schrubb.« Ihre Blicke trafen sich, und Donna legte die Stirn in Falten. »Dafür ist Axel zuständig. Er macht dort sauber.«
»Axel steckt bis zum Hals in der ganzen Sache drin. Genau wie seine Mutter. Sie alle zusammen. Und ab und zu brauchen sie einen Mord, damit der Touristenstrom nicht abreißt.«
»Aber wenn sie die Leiche haben verschwinden lassen …«
»Ich glaube, sie sind nervös. Jedenfalls nervös genug, um den letzten Mord zu verschleiern.«
»Aber warum haben sie sie überhaupt umgebracht? Sie. Jetzt hast du mich von deiner Theorie auch schon fast überzeugt. Also, warum haben sie es getan, wenn sie nicht wollten, dass es jemand erfährt?«
»Sie wollte das Haus niederbrennen.«
»Tja, das ist wohl Grund genug. Was hast du als Nächstes vor? Willst du die Leiche suchen?«
»Nein, das würde uns nicht weiterbringen. Wir müssen den Mann im Affenkostüm aufstöbern.«
»Und dann?«
»Dann bringe ich ihn um, wenn es sein muss.«
»Du bist fest dazu entschlossen, stimmt’s?«
»Ich glaube nicht, dass er mir eine Wahl lassen wird.«
Schweigend fuhren sie am Horrorhaus vorbei. »Hast du viele Menschen getötet?«, fragte Donna, nachdem sie um die Kurve gebogen waren.
»Ja.«
»Und musst du oft… daran denken?«
Er warf ihr einen Blick zu und hielt am Straßenrand an. »Willst du wissen, ob mich deshalb mein Gewissen plagt?«
»Ja, genau.«
»Ich habe niemanden umgebracht, der es nicht verdient hätte.« »Wer sagt das?«
»Ich sage das. Ich urteile über sie und vollziehe die Strafe.«
»Mit welchem Recht?«
»Ich höre Stimmen.«
Sie lächelte. »Im Ernst.«
»Das ist mein voller Ernst. Ich höre eine Stimme, üblicherweise meine eigene. Und die sagt: ›Jetzt bringe ich dieses Arschloch lieber um die Ecke, bevor er dasselbe mit mir macht‹.«
»Du bist schrecklich.«
Er lachte leise. Dann spürte er, wie sich in seiner Magengrube ein eiskalter Knoten bildete. Er schluckte. »Manchmal höre ich auch die Stimmen der Toten. Menschen, die ich niemals kennen gelernt habe, deren Leichen ich auf Pressefotos oder mit meinen eigenen Augen gesehen habe. ›Ich könnte jetzt noch am Leben sein, wenn dieses Arschloch nicht wäre‹, sagen diese Toten zu mir. ›Die-ses Arschloch wird mich morgen umbringen‹, sagen die Lebenden. Und dann richte ich und exekutiere, soweit es in meiner Macht steht. Räche die Toten und rette ein paar Leben. Das mag hart klingen, doch mein Gewissen kann damit ziemlich gut leben.«
»Tötest du auch für Geld?«
»Bei den Leuten, mit denen ich normalerweise zu tun habe, gibt es immer einen, der bereit ist, gut dafür zu bezahlen.«
Sie stiegen aus. Jud nahm Donnas Hand und führte sie über die Straße. »Bereit für ein bisschen Sport?«, fragte er.
»Klar.«
Sie betraten den Wald. Jud ging voraus und suchte einen Weg zwischen den dicht stehenden Pinien hindurch, an Felsbrocken und umgefallenen Baumstämmen vorbei. Zweimal hielten sie an, damit Donna verschnaufen konnte.
»Mit einem Hindernislauf habe ich nicht gerechnet«, sagte sie.
Die letzten Meter ging es ziemlich steil bergab, und Jud warf Donna einen fragenden Blick zu. Sie wischte sich einen Schweißtropfen von der Nase, schien aber fest entschlossen, ihm zu folgen.
Feuchtes Haar klebte auf ihrer Stirn. »Wir sind fast da«, sagte er und hielt ihr die Hand hin. Er zog sie auf einen toten
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