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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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schließen. Warte, bis ich wieder da bin.«
    Mit einem abwesenden Gesichtsausdruck verschloss das Mädchen die Tür und kurbelte ihr Fenster hoch.
    Donna rannte auf die Ticketbude zu.

    5

    Jud konnte sich auf halber Höhe der Treppe am Geländer festhalten. Er hörte das Klirren von Glas und Larrys Schrei. Gerade, als er sich aufrappeln wollte, erschien die weiße Kreatur über ihm und sprang auf ihn zu. Er feuerte einmal aus nächster Nähe auf sie, dann schlugen ihm ihre Krallen die Waffe aus der Hand. Mit einem Schmerzensschrei rannte die Bestie an ihm vorbei und die Treppe hinunter. Jud beobachtete, wie die blasse Gestalt auf die Küche zueilte.
    Er lief die Stufen hinauf und tastete im Korridor neben Roy und der ersten Bestie den Boden nach der Taschenlampe ab, fand sie
    und schaltete sie ein. In ihrem Licht entdeckte er Larrys Machete. Jud rannte in Maggies Schlafzimmer und sah das zerbrochene Fenster hinter der umgestürzten Pappwand. Dann fiel sein Blick auf einen kopflosen Rumpf - als er sich darüberbeugte, bemerkte er, dass es nur die Wachsfigur von Tom Bagley war, Larrys Jugendfreund.
    Jud rannte zum Fenster und sah hinab. Zwei Körper lagen ausgestreckt auf dem Boden. Eine Frau kniete neben einem von ihnen.
    Donna.
    »Lebt er noch?«
    Donna sah zu ihm auf.
    »Jud, alles in Ordnung?«
    »Klar«, log er. »Was ist mit Larry?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Dann hol Hilfe. Schnell. Er braucht einen Arzt. Einen Krankenwagen.«
    »Kommst du runter?«
    »Ich muss die Bestie jagen.«
    »Nein!«
    »Hol Hilfe.« Er wandte sich vom Fenster ab, steckte die Machete in den Gürtel und ging zur Kommode. Dort nahm er den .45er Colt aus der obersten Schublade. Er lag genau dort, wo Maggie ihn während der Führung herausgeholt hatte, um ihn herumzuzeigen. Jud nahm das leere Magazin heraus und rammte das zwanzigschüssige Magazin aus seiner Tasche hinein. Dann zog er den Schlitten zurück, ließ eine Kugel in die Kammer gleiten und machte sich auf den Weg zur Küche.
    Blutspuren führten von dort in den Vorratsraum, durch eine geöffnete Tür und die steile, hölzerne Treppe zum Keller hinab.
    Der Keller war feucht, kühl und roch nach Erde. Im Schein der Taschenlampe sah er Scheffelkörbe und Regale mit staubigen Einweckgläsern. Er durchsuchte die Ecke mit den Körben und fand ein Loch im Lehmboden - genau wie es Lilly Thorn in ihrem Tagebuch beschrieben hatte.
    Er kehrte zu den dunklen Blutflecken zurück und folgte ihnen, bis sie vor einem vor der Wand aufgestellten Schrankkoffer endeten. Der Koffer war fest verschlossen. Die Bestie konnte sich unmöglich darin versteckt haben.
    Dann ertönten zwei weit entfernte Schüsse. Erst war er besorgt, doch dann vermutete er, dass Donna mit seinem Gewehr geschossen hatte, um die Aufmerksamkeit der Sanitäter und Polizisten auf sich zu lenken.
    Jud legte die Taschenlampe auf den Boden und steckte den Colt in eine Tasche seines Parkas. Dann schob er die Finger zwischen Koffer und Wand und zog. Mit einem knirschenden, kratzenden Geräusch löste sich der Koffer von der Wand. Von der Rückseite des Koffers baumelte ein mit frischem Blut verschmiertes Seil, das in einem Loch in der Wand verschwand. Jud nahm die Taschenlampe in die Hand und stieg in den Tunnel hinab.

    6

    Sobald Donna begriffen hatte, dass Larry tot war, rannte sie zur Vordertür des Hauses. Mit zwei Schüssen zerstörte sie das Schloss und warf ihre Schulter so lange gegen das massive Holz, bis die Tür aufsprang. Dann betrat sie die Eingangshalle. »Jud?«, rief sie.
    Keine Antwort. Sie hörte überhaupt nichts. Noch einmal rief sie nach ihm, lauter diesmal. Wieder keine Antwort.
    Sie hängte sich das Gewehr um die Schulter, zog die Leuchtfackel aus der Tasche und drehte die Verschlusskappe ab. Mit der Reibefläche auf der Rückseite der Kappe rieb sie an der Fackel. Beim zweiten Versuch erwachte die Fackel stotternd zum Leben. Die grelle, blauweiße Flammenzunge erhellte die Eingangshalle und den größten Teil der Treppe. Langsam ging sie die Stufen hinauf und hielt selbst dann nicht inne, als sie die Leichen im Korridor erblickte: Roy mit dem Gesicht zum Boden, sein Genick ein blutiger Brei, und eine seltsame weiße Kreatur, die auf seinem Rücken lag. Als sie den blutigen, kopflosen Stumpf bemerkte, würgte sie und musste sich übergeben.
    Aber sie ging weiter den Korridor entlang, bis sie Maggies Schlafzimmer erreicht hatte. »Jud«, rief sie. Keine Antwort. Auch in Lillys Zimmer war er nicht zu finden.
    Sie

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