Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
nachzugrübeln.
    Aber sie konnte einfach nicht aufhören. Mit einem beengenden Gefühl der Verzweiflung fragte sie sich, wie viele Frauen er wohl im Bett gehabt hatte. Was waren das für Frauen gewesen? Hatten ihn manche an sie erinnert? Vielleicht hatte er sie längst vergessen und eine neue Liebe gefunden.
    Stop!
    Zumindest war er nicht verheiratet. Oder war es zumindest vorletztes Weihnachten noch nicht gewesen. Andererseits konnte es gut sein, dass er es in seiner Grußkarte einfach nicht erwähnt hatte. Vielleicht hatte er Malcasa auch verlassen und war weitergezogen. Und dann?
    Sie wurde schlagartig aus ihren Gedanken gerissen, als sie hinter einer Kurve einen grünen Pick-up sah, der ein Wohnmobil überholte und direkt auf sie zusteuerte. Sie hupte und stieg auf die Bremse.
    Nora schreckte auf. »Heilige Scheiße!«
    Tyler riss das Steuer herum, um dem Lieferwagen auszuweichen. Die Reifen auf der rechten Wagenseite wirbelten Kiesel und Staub auf.
    Der Fahrer des Pick-ups grinste und tippte mit dem Finger gegen seinen Cowboyhut, als er an ihnen vorbeirauschte.
    Nora streckte ihm den Mittelfinger entgegen. »Arschloch!«, rief sie.
    Tyler steuerte den Wagen auf die Straße zurück.
    »Himmel«, keuchte Nora. Sie hielt sich die Hände vor die Brust, als hätte sie Angst, dass ihr Herz gleich herausspringen würde. »Gottverdammter Hinterwäldlerarsch!«
    Tyler holte tief Luft. Ihr eigenes Herz hämmerte wie verrückt. Ihre Beine fühlten sich wie Pudding an.
    »Der Vollidiot hätte uns um ein Haar umgebracht!«, sagte Nora. »Was hab ich dir gesagt? Steck einen von diesen Pennern in einen Pick-up, und er denkt, er wäre der Allergrößte.«
    Ein paar Augenblicke später erschien der grüne Pick-up im Rückspiegel. Tyler stöhnte auf. »Er kommt zurück.«
    »Du machst wohl Witze.« Nora warf einen Blick über ihre Schulter. »Ach du Scheiße.«
    »Vielleicht ist er es gar nicht.«
    »Er ist es. Oh Scheiße. Ich hätte ihm wohl nicht den Finger zeigen sollen.«
    Der Lieferwagen holte auf. Bald war er nicht mehr als eineinhalb Meter von ihnen entfernt. Der Fahrer hupte wie verrückt. Nora sah nach vorn und sank in ihrem Sitz zurück. Sie lächelte Tyler gequält an. »Was glaubst du - ist er angepisst oder einfach nur scharf auf uns?«
    »Das will ich gar nicht rausfinden«, sagte Tyler. Vor ihnen lag nur die zweispurige Straße, die auf der einen Seite von kahlen braunen Hügeln und auf der anderen von einem Abhang begrenzt wurde, der zum Ozean führte.
    »Wo ist die Polizei, wenn man sie mal braucht?«, murmelte Nora.
    »Wo ist die Zivilisation, wenn man sie mal braucht?«
    Tyler gab Gas. Der Pick-up fiel zurück, als ihr Tachometer auf hundert Stundenkilometer kletterte. Bald jagten sie mit mehr als hundertzwanzig Sachen dahin. Noch führte die Straße geradeaus, aber Tyler konnte in etwa einer Meile Entfernung eine enge Kurve erkennen. Der Pick-up holte schnell wieder auf.
    »Keine Chance«, murmelte sie und nahm den Fuß vom Gas. Sofort wurden sie langsamer. Sie sah in den Rückspiegel und musste gegen die aufsteigende Panik ankämpfen, als der Lieferwagen immer näher kam. Er machte keine Anstalten abzubremsen. Sie bereitete sich auf den Aufprall vor. Im letzten Moment wechselte der Pick-up die Spur und fuhr neben ihnen her. Die Hupe dröhnte wie ein Schrei in Tylers Ohren. Anstatt zu überholen, jagte der Wagen neben ihnen her. Zumindest war die Straße vor ihnen frei. Schon erwartete sie, dass der Pick-up ihre Flanke rammen und ihren kleinen Dodge Omni von der Straße drängen würde. Sie trat auf die Bremse, und der Wagen schoss an ihnen vorbei, bog jäh auf ihre Spur und wurde langsamer. Jetzt stieg sie voll in die Eisen und sah in den Rückspiegel. Ein Mustang näherte sich ihnen mit hoher Geschwindigkeit. Der Pick-up blockierte die Straße vor ihnen.
    »Oh Gott«, rief sie, fuhr an den Straßenrand und hielt an. Der Pick-up stieß zurück, während der Mustang die Fahrspur wechselte und an ihnen vorbeijagte. Der Lieferwagen näherte sich ihnen, bis er fast ihre vordere Stoßstange berührte.
    Mit zitternder Hand kurbelte Tyler das Fenster hinauf und drückte auf den Verriegelungsknopf der Wagentür. Durch das Rückfenster des Pick-ups konnte sie sehen, wie der Fahrer seinen Cowboyhut abnahm.
    »Du hast nicht zufällig eine Pistole zur Hand?«, fragte Nora.
    »Leider nicht.«
    »Das hab’ ich mir gedacht.«
    Der Mann rutschte auf den Beifahrersitz, öffnete die Wagentür und stieg aus. Mit finsterer

Weitere Kostenlose Bücher