Der Keller
auffiel. Viele Frauen fühlten sich in ihrer Gegenwart unbehaglich.
Im Moment war auch Tyler selbst nicht gerade begeistert.
Mach dir keine Sorgen, sagte sie sich. Du bist diejenige, die Dan geliebt hat. Außerdem würde ihr Nora niemals dazwischenfunken. Sie war ihre beste Freundin und wusste genau, was sie dachte und wie sie sich fühlte.
Zweitklassig nämlich.
Tyler ging zu den Briefkästen im schattigen Eingangsbereich. »Er hat in Nummer vier gewohnt«, sagte sie.
Der Name, der auf einem roten Plastikschild über dem Briefschlitz stand, lautete »B. Lawrence«. Sie überprüften die anderen Schilder. »Kein Jenson«, sagte Nora. »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«
»Ganz sicher.« Sie spürte, wie Enttäuschung, aber auch Erleichterung in ihr aufstieg. »Ich habe ja gleich gesagt, dass wir nur unsere Zeit verschwenden«, sagte sie mit leicht zitternder Stimme.
Nora drückte ihre Schulter. Sie wirkte fest entschlossen. »Noch sind wir nicht geschlagen, mein Schatz. Schließlich hast du Nora
Branson, die Top-Collegebibliothekarin, dabei. Was ich nicht weiß, werde ich herausfinden. Als Erstes klingeln wir mal bei diesem B. Lawrence, dann beim Hausmeister. Wenn wir da kein Glück haben, gibt es immer noch das Telefonbuch. Und dann ist da noch die örtliche Polizeiwache. Wenn Dan wirklich nicht mehr hier arbeiten sollte, wissen die bestimmt, wo er hingezogen ist. Schließlich hat er bestimmt noch Kumpels auf dem Revier, von einer Personalakte ganz zu schweigen.«
»Vielleicht sollten wir die ganze Sache vergessen.«
»Auf gar keinen Fall. Hier geht’s um deine Zukunft. Es ist ja wohl offensichtlich, dass du diesen Kerl immer noch liebst. Also werden wir ihn auch aufstöbern, koste es, was es wolle. Ist Nummer vier im Erdgeschoss?«
Tyler seufzte. »Im ersten Stock.«
Sie folgte Nora die Holztreppe zu einer Galerie hinauf, die sich über die gesamte Vorderfront des Gebäudes zog. Vor der ersten Tür blieben sie stehen. Jemand hatte das gebeizte Holz in den letzten fünf Jahren mit limonengrüner Farbe überstrichen. Der Rahmen war orange. Ein Windspiel aus tönernen Stäben, das über der Tür hing, klingelte leise.
Tyler war sich sicher, dass Dan ausgezogen war, und trotzdem schlug ihr das Herz bis zum Hals, als Nora auf die Türklingel drückte. Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen.
Die Tür öffnete sich. Eine kleine, rundliche Frau in einem ha-waiianischen Muumuu und Lockenwicklern lächelte sie an. »Hallo«, sagte sie. »Was kann ich für Sie tun?«
»Wir suchen nach Dan Jenson«, sagte Nora, bevor Tyler antworten konnte. »Angeblich hat er hier einmal gewohnt.«
»Stimmt genau. Dan, der Cop. Mein alter Kumpel. Seid ihr Freunde von ihm?«
Nora deutete mit dem Daumen auf Tyler. »Sie ist ebenfalls ein alter Kumpel.«
»Aha!« Die Frau nickte und musterte Tyler, wobei sie ein Auge zukniff und den Zeigefinger hob. »Ich wusste es doch. Ist mir gleich aufgefallen. Sofort, als ich Sie gesehen habe. Sie sind das Mädchen auf dem Foto, das er über dem Kamin stehen hatte. Sie sind es doch, oder?«
Tyler zuckte mit den Schultern. Sie wusste zwar nichts von dem Foto, aber Dan hatte ständig Bilder von ihr geschossen. Er hatte es geliebt, sie ohne Vorwarnung zu knipsen - wegen des »natürlichen Ausdrucks«, wie er behauptet hatte. Einmal hatte er sie sogar erwischt, wie sie gerade aus der Dusche gestiegen war. Bei der Erinnerung daran errötete sie. Hoffentlich war es nicht gerade dieses Bild gewesen, das er sich auf den Kamin gestellt hatte.
»Er hat Sie Tippy genannt, stimmt’s?«
Tyler nickte.
»Tippy?«, fragte Nora.
»Die Kurzform von Tippecanoe«, erklärte sie. »Wie in diesem alten Lied: ›Tippecanoe and Tyler too‹.«
»Das ist typisch für ihn. Er gab jedem einen Spitznamen. Mich hat er Barbie getauft. Damals wohnte ich noch in Nummer eins. Er hat manchmal Pizza für mich gemacht. Oh Mann, seine Pizza war echt lecker.«
»Mein Rezept«, murmelte Tyler. Sie fühlte so etwas wie Heimweh. »Ich hab ihm gezeigt, wie es geht.«
»Schon beim Gedanken daran läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Ich vermisse seine Pizza wirklich sehr.«
»Ich kann Ihnen das Rezept schicken.«
»Wirklich?« Sie ergriff Tylers Hand und drückte sie fest. »Sie sind ein Schatz. Kein Wunder, dass Dan so in Sie vernarrt war. Er wird vor Freude Luftsprünge machen, wenn er Sie wiedersieht. Und Sie sind …?«
»Dann wissen Sie also, wo er ist?«, fragte Nora.
»Aber
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