Der Keller
Miene starrte er auf den Boden, als er auf sie zuschlenderte.
Er war ein großer Mann, etwa dreißig Jahre alt. Seine Augen wirkten zu klein für das riesige Gesicht mit den dicken, vollen Lippen. Sein Kiefer war breiter als seine Stirn.
»Bekackter Neandertaler«, murmelte Nora.
Dann sah er plötzlich auf. Seine winzigen Augen wanderten von Nora zu Tyler, und sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. Er hob den Mittelfinger und machte damit eine schraubende Bewegung. Tyler presste unwillkürlich die Beine zusammen.
»Was für ein Schwein«, sagte Nora.
Mit dem Mittelfinger bedeutete er ihnen, auszusteigen.
Nora beugte sich vor. »Nie im Leben, du Schwanzgesicht!«, rief sie.
»Verdammt!«, keuchte Tyler.
Mit einem höhnischen Grinsen brach der Mann die Antenne des Omni ab und schwang sie wie eine Reitgerte. Tyler zuckte zusammen, als er damit gegen die Windschutzscheibe schlug.
»Schieb sie dir in den Arsch!«, rief Nora.
Tyler boxte ihr gegen die Schulter. »Hör auf damit! Wir haben schon genug Ärger. Provozier ihn nicht.«
Er schlug wieder auf die Scheibe ein. Tyler legte den Rückwärtsgang ein und fuhr los. Der Wagen holperte über den Straßenrand.
Dann tauchte mit einem Mal ein großes Wohnmobil hinter ihnen auf. Sie riss das Steuer herum, um ihm auszuweichen, und spürte, wie sich der Wagen auf die Seite neigte. Schnell trat sie auf die Bremse. Das Wohnmobil schoss so nahe an ihnen vorbei, dass ein Luftstoß den Omni erzittern ließ. Tyler legte den ersten Gang ein, stieg aufs Gas und ließ die Kupplung kommen. Ein Hinterrad drehte durch. Das Auto bewegte sich keinen Millimeter vorwärts.
Der Mann kam auf sie zugerannt und blieb kurz stehen, um einen Stein von der Größe eines Tennisballs aufzuheben.
Nora riss die Tür auf, sah sich schnell um, schlug die Tür wieder zu und verriegelte sie. »Wir hängen über dem Straßengraben«, sagte sie.
»Na toll.«
»Er wird die Scheibe mit dem Stein zertrümmern.«
»Das weiß ich!«
Der Mann rannte mit dem Stein in der einen und der Antenne in der anderen Hand auf sie zu.
Tyler versuchte noch einmal, den Wagen in Bewegung zu setzen.
»Gib´s auf«, sagte Nora. »Er wird das Fenster einschlagen.« Sie öffnete die Tür wieder.
»Nicht!«
Nora stieg aus und trat vor das Auto.
»Nora!«
Sie lehnte ihr Hinterteil gegen die Motorhaube und verschränkte die Arme über der Brust. Der Mann blieb stehen. Einer seiner Mundwinkel verzog sich zu einem Grinsen. Er warf den Stein weg, nahm die Antenne in die rechte Hand und ließ sie durch die Luft sausen, als er langsam auf sie zuging.
Tyler stöhnte auf, schaltete den Motor ab, zog die Handbremse an und stieg aus. Mit zitternden Knien ging sie zu Nora und stellte sich neben sie.
Der Mann blieb etwa einen Meter vor ihnen stehen. Er ließ seinen Blick langsam über Noras, dann über Tylers Körper wandern.
Tyler spürte eine Übelkeit erregende Kälte in ihrem Inneren aufsteigen. Sie versuchte, nicht die Fassung zu verlieren.
»Gefällt dir, was du siehst, Fettlippe?«, fragte Nora.
Mit einem Knurren ließ der Mann die Antenne knapp vor ihren Gesichtern vorbeizischen.
»Ooooh, jetzt hab ich aber Angst«, sagte Nora.
Er deutete mit der Antenne auf das Gebüsch hinter dem Straßengraben. »Vorwärts«, sagte er.
»Es kann reden«, sagte Nora.
»Los!«
»Was haben Sie vor?«
»Ich werd euch in den Arsch ficken.«
»Ohne Scheiß. Mit was denn?«
Er ließ die Antenne auf ihre Schulter niedersausen. Sie zuckte zusammen und biss die Zähne aufeinander. »Dafür mach ich dich alle, Freundchen«, murmelte sie und ging auf den Mann los. Er rammte ein Knie in ihren Bauch. Als sie sich vor Schmerzen krümmte, schubste er sie zur Seite und sie rollte in den Graben. Tyler schlug dem Mann ins Gesicht und spürte, wie seine Nase unter ihren Knöcheln brach. Blut schoss aus seinen Nasenlöchern. Er blinzelte und schüttelte den Kopf. Dann knurrte er, packte Tylers Kehle und drängte sie zurück. Sie fiel über den Kühler des Wagens und schlug hart auf der Motorhaube auf. Mit seiner freien Hand zerrte er an ihrer Bluse. Blut tropfte auf ihr Gesicht. Sie schlug mit der Faust gegen seine Schläfe, trat nach ihm, aber er drängte sich zwischen ihre Beine und hämmerte ihren Kopf gegen die Motorhaube. Sie blinzelte sich das Blut aus den Augen und sah, dass er die Faust wie einen Hammer erhoben hatte und jeden Moment zuschlagen würde. Doch dann blickte er über seine Schulter, stieß sich von ihr ab und wirbelte
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