Der Keller
schon.«
»Hört mal«, sagte Nora. »Seid ihr auch Richtung Norden unterwegs? Warum suchen wir uns nicht ein nettes Plätzchen, und ihr lasst euch von uns einen Drink spendieren.«
Bei diesem Vorschlag schlug Tylers Herz schneller. Sie warf einen
Blick auf ihre zerrissene, blutverschmierte Bluse. »So kann ich nirgendwo hingehen.«
»Dann zieh dich um«, sagte Nora.
»Na gut.«
»Was meint ihr, Jungs?«
»Einverstanden«, sagte Abe.
Jack rieb sich die Hände. »Okay\«
»Fahrt einfach hinter uns her«, sagte Nora. »Wenn wir was Nettes sehen, halten wir an.«
»Alles klar.«
»Moment mal«, sagte Nora. »Wir sitzen hier fest.« Sie deutete auf die Front ihres Wagens, die aus dem Graben ragte.
»Augenblick«, sagte Jack.
Abe lehnte sich in das Auto und löste die Handbremse. Dann packte er das Lenkrad und den Türrahmen und stemmte sich dagegen. Jack hatte sich am Heck positioniert und schob. Der kleine Omni rollte aus dem Graben. Abe zog die Handbremse wieder an. »So«, sagte er. »Wir warten auf euch.«
»Bis gleich«, sagte Nora.
Während die Männer zu ihrem Wagen gingen, öffnete Tyler das Handschuhfach, holte ein Päckchen Feuchttücher heraus und wischte sich das Gesicht ab. Der Zellstoff färbte sich rotbraun. »Bin ich wieder einigermaßen sauber?«, fragte sie.
»Einigermaßen.«
»Himmel.« Sie reichte Nora die Tücher, umrundete den Wagen und öffnete den Kofferraum, während Nora ihre von dem Sturz in den Graben mit Grasflecken und Erde beschmutzten Arme säuberte. Das Knie, das sie in das Gesicht des Mannes gerammt hatte, war blutverschmiert.
Tyler wartete, bis ein vorbeifahrendes Auto außer Sichtweite war, dann zog sie ihre Bluse aus und stopfte sie in den Kofferraum. »Verdammt«, murmelte sie, als sie die Blutspritzer auf ihrem weißen BH bemerkte. Den konnte sie hier am Straßenrand ja schlecht
wechseln. Auch auf ihrer Haut befanden sich rote Flecken, als hätte sie sich an den Stellen einen Sonnenbrand geholt. Mit einem weiteren Taschentuch wischte sie sich über Schultern, Brust und Bauch. »Hab ich was vergessen?«, fragte sie Nora.
»Unter deinem Kinn.«
»Mann.«
»Das war’s. Scheiße, der Kerl hat geblutet wie ein Schwein.«
»Schwein ist genau der richtige Ausdruck«, sagte Tyler. Sie nahm eine frischgewaschene gelbe Bluse aus ihrem Koffer und zog sie über.
»Was ist mit mir?«, fragte Nora und drehte sich um.
Tyler wischte Grashalme und Erdkrümel von Noras T-Shirt. »Alles klar«, sagte sie und schloss den Kofferraum.
Sie stiegen ein, warteten einen vorbeifahrenden Lieferwagen ab und fuhren los. Als sie an dem Pick-up vorüberkamen, warfen sie einen Blick darauf. Die Fahrerkabine hing so weit im Straßengraben, dass ihnen der Anblick des Fahrers erspart blieb.
»Der Arsch braucht einen Abschleppwagen«, sagte Nora. »Und ein neues Paar Eier.« Als sie den Mustang passierten, winkte sie.
Abe, der am Steuer saß, nickte ihr zu.
»Eine Eskorte«, sagte Nora. »Nicht schlecht, oder?«
Tyler fuhr schneller. Der blaue Mustang folgte ihnen in gebührendem Abstand. Nora rieb sich die Schulter.
»Bist du verletzt?«
»Nicht so schlimm wie er, würde ich sagen.«
»Ja, du hast es ihm ordentlich gegeben.«
»Du aber auch. Trotzdem - wenn Jack und Abe nicht vorbeigekommen wären, hätte er uns den Arsch aufgerissen.«
»Ja, wahrscheinlich.«
»Dieser Jack ist ein echter Muskelprotz, findest du nicht?«
»Er macht bestimmt Bodybuilding«, sagte Tyler.
»Glaubst du, dass sie schwul sind?«
»Auf jeden Fall sind es furchtbar nette Jungs.«
»Aber manchmal reicht nett allein nicht.«
»Ich glaub nicht, dass sie schwul sind. Zuerst hab ich das auch gedacht …«
»Bevor Abe dich angestarrt hat.«
Tyler spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss.
»Trotzdem - zwei Männer, die gemeinsam unterwegs sind.«
»Wir sind auch gemeinsam unterwegs.«
»Stimmt!« Nora lachte auf. »Sie fragen sich wahrscheinlich gerade, ob wir zwei Lesben sind. Ha ha.« Sie rieb sich über den Bauch. »Was hältst du von diesem Abe? Ich würde ihn bestimmt nicht von der Bettkante schubsen. Hast du gehört, was er zu diesem Arschloch gesagt hat? ›Jetzt pass mal gut auf. Du entschuldigst dich bei den Ladys hier.‹ Klang genau wie Dirty Harry. In dem Kerl steckt mehr, als es den Anschein hat, da kannst du Gift drauf nehmen.«
»Wie meinst du das?«
»Der ist ein richtig harter Knochen. Hast du seine Augen gesehen? Eigentlich haben sie beide ziemlich finster geguckt, bis auf den
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