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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Moment, in dem Abe dich angesehen hat. Da war sein Blick ziemlich weich.« Sie kicherte. »Dafür ist wahrscheinlich etwas anderes hart geworden.«
    »Nora!«
    »Wahrscheinlich hast du Recht. Das sind keine Schwuchteln. Himmel, das hoffe ich zumindest.«
    »Außerdem macht das keinen Unterschied«, sagte Tyler. »Wir wollen sie ja nicht abschleppen, sondern ihnen nur einen Drink spendieren. Danach werden wir sie wohl nie wiedersehen.«
    »Wer weiß, Süße, wer weiß?«

Kapitel vier
    »Wunderbar! Fantastisch! Brian, fahr mal ran und mach ein paar Fotos! Das ist ja zu schön, um wahr zu sein. Das Horrorhaus! Was meinst du dazu?«
    »Ganz nett.«
    »Ganz nett? Es sieht wie die Heimstatt des Bösen aus!«
    Der Mercedes fuhr langsam an einer kleinen Bude am Straßenrand vorbei, in der offensichtlich die Eintrittskarten verkauft wurden. Auf der Bude war ein Schild aus verwittertem, grauem Holz montiert, auf dem in großen roten Lettern, die an Blut erinnern sollten, das Wort HORRORHAUS geschrieben stand. Gorman Hardy warf einen Blick über die Schulter und sah ein blondes Mädchen, das höchstens vierzehn oder fünfzehn Jahre alt sein konnte, hinter dem Fenster der Bude. Sie las in einem Taschenbuch.
    Gorman, der seinen 65. Geburtstag gefeiert hatte, indem er eine leere Flasche Chivas Regal auf den fetten, grauhaarigen Mann geschleudert hatte, der ihm aus dem Spiegel entgegengestarrt hatte, besaß noch immer Augen, die scharf genug waren, um seine eigenen Buchtitel von weitem erkennen zu können. Das Mädchen las Der Schrecken von Black River Falls.
    Vor dem Haus parkten mehrere Wagen. Brian stellte den Mercedes zwischen einem Datsun und einem schmutzigen Kombi ab, dessen Heck förmlich tapeziert war mit Aufklebern, die Gorman darüber informierten, dass die Wagenbesitzer bereits das Hearst Castle, den Sequoia-Nationalpark, die Muir Woods und das Spukhaus in Winchester besucht hatten. Außerdem hatten sie ihr Herz in San Francisco verloren und ließen die Welt wissen, dass eine Atombombe ihnen den ganzen Tag verderben würde. Ein Aufkleber vom Horrorhaus würde die Sammlung komplettieren.
    »Willst du nicht mitkommen?«
    »Ich warte hier. Versuch kein Aufsehen zu erregen.«
    »Ich bin nur ein harmloser Tourist mit Fotoapparat«, sagte Brian und stieg aus.
    Als er die Tür hinter sich schloss, öffnete Gorman das Handschuhfach und nahm sein Panasonic-Diktiergerät heraus. Er legte es auf seinen Schoß, sah sich um und vergewisserte sich, dass ihn niemand beobachtete. »Erste Eindrücke vom Horrorhauses, August 1979«, sagte er, während er aus dem Fenster starrte.
    »Das Haus ist etwa fünfzig Meter von der Hauptstraße von Mal-casa Point entfernt und von einem über zwei Meter hohen schmiedeeisernen Zaun mit gefährlich aussehenden Spitzen umgeben, um Eindringlinge fernzuhalten oder womöglich auch die Bestie daran zu hindern, über die Stadt herzufallen.« Er lächelte. »Sehr gut. In der endgültigen Version verwenden. Womöglich, um die Bestie daran zu hindern, über die Stadt herzufallen«, wiederholte er mit geheimnisvoll klingender Stimme.
    »Der einzige Eingang scheint sich hinter einer Ticketbude zu befinden, in der in diesem Moment ein junges Mädchen in die Lektüre meines letzten Buches, Der Schrecken von Black River Falls , vertieft ist.« Warum nicht?, dachte er.
    »Im Gegensatz zu den üppig grünen Hügeln in der Umgebung ist das Gelände, auf dem das Horrorhaus steht, eben und außergewöhnlich trostlos. Jenseits des Zauns findet sich keine Blüte oder Blume, und selbst das Gras ist mit braunen Flecken übersät, als wäre der Erdboden selbst von der bösartigen Aura des Gemäuers vergiftet.«
    Genial, dachte er. Weiter so, weiter!
    »Trotz des sonnigen, wolkenlosen Tages überfällt mich ein kalter Schauer und das Gefühl unendlicher Traurigkeit im Angesicht dieses düsteren Gebäudes.« Er nickte. Gar nicht schlecht. Erinnerte fast an Edgar Allan Poe. »Das viktorianische Gemäuer ist ein Mahnmal des Todes. Seine Fenster funkeln wie bösartige Augen in
    den stillen Nachmittag, immer auf der Suche nach neuen Opfern.« Was für ein Blödsinn. Die Fenster waren natürlich einfach nur Fenster, und aufgrund des verheerenden Zustands des Gebäudes war Gorman überrascht, dass keines von ihnen zerbrochen war. Die Eigentümer schienen nur das Nötigste zum Erhalt des Hauses zu tun. Der Rasen hatte etwas Wasser dringend nötig, und die verwitterte Holzvertäfelung schrie förmlich nach einem neuen Anstrich. Aber

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