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Der Ketzerlehrling

Der Ketzerlehrling

Titel: Der Ketzerlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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anfühlt wie eine solide Masse aus Holz, und in der ein paar Tage später Silbermünzen klirren. Schon das ist merkwürdig. Und alles, was merkwürdig ist in und an dem Haushalt, in dem der Tote jahrelang gelebt und gearbeitet hat, könnte von Bedeutung sein.«
    »Und sollte nicht außer acht gelassen werden«, schloß der Abt und dachte ein paar Minuten schweigend über das Gehörte nach. »Also gut, so sei es. Hugh Beringar sollte es erfahren.
    Was er damit anfängt, kann ich nicht einmal vermuten. Gott weiß, daß ich nichts damit anfangen kann, noch nicht, aber wenn es nur einen Lichtstrahl von sich gibt, der einen einzigen Schritt auf dem Wege zur Gerechtigkeit erhellt, ja, dann sollte er es erfahren. Geht zu ihm, wenn Ihr wollt. Laßt Euch so viel Zeit, wie erforderlich ist, und ich bete, daß sie einem guten Zweck gewidmet ist.«
    Cadfael fand Hugh nicht in seinem Haus bei Saint Mary, sondern in der Burg. Als Cadfael die Rampe von der Straße heraufgekommen und die dunkle Höhle des Wachtturms hinter sich gebracht hatte, durchquerte Hugh gerade den äußeren Ring mit einer gedankenverlorenen Hast, die seltsamerweise sowohl auf Fröhlichkeit als auch auf Verärgerung schließen ließ. Hugh blieb sofort stehen und wendete sich ihm zu.
    »Bruder Cadfael! Ihr kommt gerade zur rechten Zeit, ich habe Neuigkeiten für Euch!«
    »Und ich habe welche für Euch«, sagte Cadfael, »wenn man in meinem Fall von Neuigkeiten sprechen kann. Aber was immer sie wert sein mögen, ich finde, Ihr solltet sie wissen.«
    »Und der Abt war einverstanden? Also müssen sie schon recht gewichtig sein. Kommt mit hinein, damit wir unsere Neuigkeiten austauschen können«, sagte Hugh und führte Cadfael durch den Vorraum in die Wachtstube des Turmes, wo sie sich ungestört unterhalten konnten. »Ich wollte gerade unseren Freund Conan aufsuchen«, sagte er mit einem etwas gequälten Lächeln, »bevor ich ihn freilasse. Ja, das ist meine Neuigkeit. Es hat eine Weile gedauert, bis wir allem Kommen und Gehen an diesem Tag nachgespürt hatten, aber jetzt haben wir einen Häusler am Rande von Frankwell ausfindig gemacht, der ihn kennt und gesehen hat, wie er an diesem Nachmittag eine ganze Weile vor der Vesper zu der Weide mit seiner Herde hinausging. Es ist ausgeschlossen, daß er Aldwin getötet hat. Der Mann war eine gute Stunde später noch am Leben und wohlauf.«
    Cadfael ließ sich langsam und mit einem langen Seufzer nieder. »Also ist auch er aus der Sache heraus! Nun ja! Ich muß gestehen, ich habe nie geglaubt, daß er der Mörder gewesen sein könnte, aber Gewißheit ist natürlich etwas anderes.«
    »Ich habe auch nicht geglaubt, daß er der Mörder gewesen sein könnte«, gab Hugh verdrossen zu, »aber mich ärgern die Tage, die es uns gekostet hat, Zeugen für ihn aufzutreiben. Der Kerl war dermaßen verängstigt, daß er sich kaum erinnern konnte, ob er auf seinem Weg durch Frankwell irgendwelchen Bekannten begegnet war. Und er hat weiter gelogen, wenn sein Verstand überhaupt arbeitete. Aber er hat nichts verbrochen und wird bald wieder seiner Arbeit nachgehen können, frei wie ein Vogel. Ich wünsche Girard viel Spaß mit ihm!« Hugh stützte seine Ellenbogen auf den kleinen Tisch, der zwischen ihnen stand, und schaute Cadfael in die Augen. »Könnt Ihr das glauben? Er hat geschworen, er hätte Aldwin nicht mehr gesehen, nachdem die Vorwürfe des Mädchens den armen Kerl zu dem Versuch veranlaßt hatten, den Schaden, den er angerichtet hatte, wieder gutzumachen – bis er wußte, daß wir über die halbe Stunde informiert waren, die er mit Aldwin in der Schenke verbracht hatte. Dann gab er das zu, schwor aber, damit hätte es sich. Nichts dergleichen, wie sich herausstellte.
    Einer der Bluthunde, die auf der Suche nach Elave die Vorstadt durchstreiften, erzählte uns den nächsten Teil der Geschichte.
    Er sah, wie die beiden die Brücke überquerten und auf der Straße an ihm vorüberkamen, wobei Conan einen Arm um Aldwins Schulter gelegt hatte und schnell und eindringlich auf ihn einredete. Bis sie beide sahen und hörten, daß die Jagd in vollem Gange war! Da hätten sie einen Heidenschrecken bekommen, sagt er, man hätte meinen können, sie wären es gewesen, hinter denen die Hunde her waren. Sie verschwanden so schnell zwischen den Bäumen, daß nichts mehr zu sehen war als eine Staubwolke. Ich nehme an, das war es, was Aldwins Absicht, mit seinem schlechten Gewissen die Abtei aufzusuchen, ein für allemal ein Ende machte.

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