Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
Manl i us verschaffte sich Luft, indem er vor seinen Offizieren seine Meinung über den Riv a len kun d tat. Diese trugen den Zwist unter ihre So l daten, die es nun als Ehrens a che ansahen, die So l daten des anderen Heers für Weichlinge und Klu g schwätzer zu halten. Die daraus resultierenden Feindseligkeiten und gelegentlichen Ü bergriffe g a ben wieder üppige Nahrung für den Zwist zw i schen den beiden Oberbefehlshabern. Jede Bespr e chung wurde zu einer Kraftprobe, so da s s die be i den Heere am liebsten erst einmal gegeneinander ang e treten wären, als man endlich das Rhonetal erreicht hatte. Als die Abordnung der Barbaren eintraf, ha t ten Manlius und Caepio gerade einen heftigen Di s put hinter sich, für dessen Nachwehen die Gesandten nun als Sünde n böcke dienten. Ca e pio schäumte vor Wut und warf den Barb a ren vor, sie seien unverschämte Hab e nichtse und ein dre c kiges und verlaustes Pack, mit dem kein zivil i sierter R ö mer jemals Kontakt pflegen würde. Niemals würde er, Prokonsul Quintus Servilius Caepio, e i ner K o operation mit dem schmutzigen Abschaum zusti m men, der für jeden denke n den Menschen ein Graus sein musste. Eigentlich sprach er von Manl i us, aber das konnten die Gesandten nicht wissen. Sie entfernten sich, starr vor unterdrückter Emp ö rung, und brachten den Königen die Botschaft der Römer.
Manlius warf seinem Widersacher seine Unve r nunft vor und beschuldigte ihn, die Barbaren noch zusätzlich zu reizen, doch Caepio lachte und b e hauptete, dass schon sein Heer allein ausreichend stark wäre, diesen Wilden eine Lektion zu erteilen. Manlius verlor endgü l tig die Geduld. An diesem Punkt wurde jedes Gespräch zwischen den Obe r kommandierenden eing e stellt, und beide bereiteten ihren Schlachtplan nach eigenem Gu t dünken vor.
Vielleicht hätten die Römer eine Chance gehabt, wenn sie sich zu einem gemeinsamen Vorgehen hä t ten z u sammenfinden können, aber wie die Dinge lagen, war die Schlacht schon vor ihrem Anfang entschieden. Hinzu kam, dass die Legionäre, une r fahrene Bauer n söhne waren. Sie waren p hantasi e voll und aberglä u bisch genug, um von den Vorg e plänkeln der Barb a ren zutiefst beeindruckt zu we r den. Der A n blick der Kämpfer, die Gesänge und die Entschlossenheit, die die halbnackten Wilden au s strahlten, verwandelten manchem Soldaten den Inhalt seiner Därme in eine glühende Masse. Nach kurzem Kampf brachen die Linien der Römer z u sammen. Kaum ein Römer übe r lebte das Mass a ker, das die Barbaren unter ihnen a n richteten. Nur w e nige L e gionäre wurden gefangeng e nommen, und auch die lebten nur so lange, bis i h nen über einem Opferke s sel die Halsschlagadern geöffnet wurden. Pferde wurden ersäuft, Waffen zerstört und Ausr ü stung in den Fluss geworfen.
Caepio und Manlius gelang zusammen mit wenigen Offizieren und noch weniger Soldaten ihre erste koo r dinierte Aktion, die Flucht zurück nach Rom. Zu ihrer Verteidigung vor dem Senat verwiesen die angeklagten ehemaligen Befehlshaber auf die tier i sche Wildheit und den barbarischen Zorn der Ge g ner, die in ihrer Une r schrockenheit einfach unb e siegbar waren. Es war nun nicht mehr daran zu zweifeln, dass die Horden in Kü r ze vor den Toren Roms stehen würden, wah r scheinlich noch bevor ein neues Heer zur Verteidigung aufgestellt war. Doch J u piter und alle Götter schienen Rom einen Aufschub geben zu wollen. Vollkommen unerwartet wandten sich die Barbaren ab und verschwanden im Inn e ren Galliens.
Bei den vier Stämmen herrschte nach der Schlacht ein wahrer Siegestaumel. Die Arroganz und Fei g heit der Römer hatten ihnen den Gegner in die Hände gespielt und vernichtet. Man hatte so wenig Mühe mit dem Sieg über die Feinde gehabt, dass die eigenen Verluste g e ring waren. Die wenigen gefallenen Krieger wurden in allen Ehren verbrannt und ihre Überreste b e stattet. Die Feiern dauerten mehrere Tage, wozu aus der Umg e bung Wein, Bier und Vieh organisiert wurde, um dem Fest den nöt i gen Glanz zu verleihen. Ni e mand wagte es, sich den siegreichen Kriegern nach dem Debakel der röm i schen Großmacht entgegenzuste l len.
Im allgemeinen Überschwang nahm zunächst kaum jemand Notiz von der Katastrophe, die sich im kimbr i schen Königshaus anbahnte. Die Mitglieder der Familie hatten sich bald nach der Schlacht z u sammengefunden und erleichtert festgestellt, dass alle wohlauf waren. Bojord, der sich nur schwer dem Spruch des Orakels hatte fügen
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