Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
Dolch, um ihn Wid in den Hals zu ra m men. In diesem M o ment traf ihn Agnars Speer in den Nacken. D er Legionär brach z u sammen. Agnar sprang vom Pferd und rannte durch das Gras, um Wids Waffe au f zuh e ben. Dann eilte er zurück zu seinem Onkel und schob ihm stützend die Hand unter den Rü c ken, Wid stöhnte vor Schmerzen. Agnar sah ihm forschend ins G e sicht.
„Es tut mir so leid! Wid, mein Onkel. Bruder me i nes Vaters. Spross des Königsgeschlechts der Ki m bern und Priester des ewigen Odin!“
Sie blickten sich in die Augen, Agnar lächelte. Wids Blick zuckte unsicher über das Gesicht seines Ne f fen.
„ Es tut mir so leid, dass es so schnell gehen muss.“
Er griff nach Wids Schwert, das neben ihm im Gras lag, und setzte es unterhalb Wids Brus t bein auf. Die Haut zitterte leicht unter der schwachen B e rührung der Spitze . Wid versuchte mit der bloßen Hand die Klinge zu packen, doch er war zu schwach, um sich gegen seinen Neffen zur Wehr zu setzen. Stammelnd suchte er nach Worten, die Agnar ablenken und ihm Zeit g e winnen könnten. Agnar schien nicht zu hören, ko n zentriert gab er dem Schwert eine Neigung nach schräg oben und stieß die Klinge mit einem Ruck weit in Wids Brustkorb. Blut schoss hervor, Wid war auf der Stelle tot. Agnar stieg auf sein Pferd und drängte sich mit seiner Waffe in der Hand zwischen die Kämpfenden zurück. Er hieb um sich und achtete nicht auf Schutz oder Deckung. Wer ihm in die Quere kam, glaubte es mit einem Wahnsinnigen zu tun zu h a ben.
Auch diese Schlacht endete mit einer Niederlage der Römer. Agnar hatte sich neben einem Baum vom Pferd fallen lassen und fühlte sich, als ob er nie wieder würde aufstehen können. Um ihn herum lagen Krieger seines Stammes und versuchten, wie auch er ihrer Erschö p fung Herr zu werden. Die Frauen liefen umher, brac h ten den Männern zu trinken und versorgten die Ve r wund e ten. Die e r sten, die wieder zu Kräften kamen, machten sich auf, um das Schlachtfeld nach Leich t ve r wundeten abzusuchen. Es dauerte nicht lange, bis sie auch die Le i che Wids fanden. Sie luden ihn quer auf ein Pferd und brachten ihn zurück ins L a ger.
Das Schwert ragte aus seiner Brust . Alle s a hen es als ein Zeichen seiner Schwäche und Scha n de: Der o berste Priester Odins war mit seiner eigenen Wa f fe getötet worden. Der Zug mit der Leiche hielt vor Agnar, der immer noch erschöpft unter dem Baum kauerte. Die Krieger luden den Körper seines O n kels vor ihm ab. Agnar richtete sich schwerfällig auf. Er sah auf seinen Onkel hinab sagte so leise, dass ihn nur die nächsten Umstehe n den verstehen kon n ten: „Ich sah den Römer über Wid gebeugt und konnte ihn überwä l tigen, aber es war zu spät.“
Dann sackte er von den wenigen Worten völlig e r schöpft zu Boden. Niemand stellte eine Fr a ge. Ein i ge Zeit verging, in der sich keiner regte. Alle sahen auf den Leichnam und das Schwert, als ob sie di e sen Anblick nicht fassen konnten. Agnar nahm se i ne Kräfte z u sammen, stand auf, zog das aufragende Schwert aus Wids Brust und reichte es einem der Männer.
„Wirf das in den Fluss!“
Der Krieger entfernte sich eilig. Ein Aufatmen ging durch die Reihen der Zuschauer, die sich um die Leiche versammelt hatten, dann zerstreute sich die Menge.
In den nächsten Tagen sammelten die Überlebe n den jedes Stück Holz, das sie finden konnten, um die Gefa l lenen zu verbrennen um ihnen so den Weg in das Je n seits zu öffnen. Wid hatte als Angehör i ger des König s hauses Anspruch darauf, allein ve r brannt zu werden, und so lag seine Leiche abgeso n dert von den übrigen auf einem hohen Holzstoss. Doch dies wirkte nicht wie eine Ehre, sondern sah eher so aus, als wollten die g e fallenen Krieger nicht zusa m men mit einem Feigling ins Jenseits ziehen.
Nachdem die Flammen erloschen waren, stand Agnar noch lange in Gedanken versunken vor den schwele n den Haufen.
In seinem Inneren tobte ein Sturm. Der Mord an se i nem Onkel erfüllte ihn mit wilder Freude und einem überwältigenden Gefühl der Freiheit. Durch den bre n nenden Wunsch, Wid zu vernichten, w a ren die grauen Massen in seinem Inneren in Bew e gung geraten. Er war sich nun sicher, dass es se i nem Onkel nicht gelungen war, seinen Kern zu ze r stören. Wenn es ihm gelänge, die Unsicherheit und Niedergeschlagenheit der verga n g e nen Monate abz u schütteln, würde er zumindest einen Teil seiner F ä higkeiten wiederbeleben können. Zum ersten Male versuchte er
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