Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
keine krieg e rischen Glanzleistungen erwarten, aber als Puffer für den ersten Ansturm waren sie all e mal zu g e brauchen. In einem feierlichen Akt übergab der Senat die Befehlsgewalt über die beiden hastig z u sammen gewürfelten Heere an den Konsul Gnaeus Mallius. Da man in Rom aus bitterer Erfahrung jedem zu misstrauen gewohnt war, wurde niemals einem Mann allein allzu viel Macht eingeräumt, weswegen man dem Oberbefehlshaber auch in di e sem Fall einen zweiten General an die Seite stellte, den Prokonsul Se r vilius Caepio. Diese Wahl war beso n ders feinsinnig und ausgewogen, da Caepio ein Patrizier vom ältesten Stadtadel, Mallius ein plebejischer Aufsteiger war. Die Senatoren lehnten sich zurück, sie hatten alles getan, um die Bedr o hung ein für alle mal auszulöschen. Hu n derttausend Legionäre setzten sich in Bew e gung, der römische Plebs jubelte, und die Mädchen warfen mit Blumen.
Auch in diesem Jahr war der Spätsommer voll herbstl i cher Kühle, als das Thing der Könige und Priester ei n berufen werden musste. Die beiden r ö mischen Heere hatten die Barbaren erreicht, von denen die Unterhän d ler des Senates unter Andr o hung der endgültigen Ve r nichtung den Abzug nach Norden forderten. Verge b lich hatten die Gesandten der vier Stämme ve r sucht, den Römern begreiflich zu machen, dass man auf der Suche nach geeign e tem Sie d lungsgebiet war, dass man keine krieger i schen Absichten hege. Doch ihre Bitten um Land und Saatgut, die ihnen eine friedliche Exi s tenz e r möglicht hätten, waren auf taube Ohren gest o ßen. Schlimmer noch, sie waren beschimpft und läche r lich gemacht worden. Und so stand eine we i tere Schlacht bevor.
In der Dämmerung leuchtete das weiße Tuch, das in der Mitte des Kreises der Fürsten und Priestern ausg e breitet war. Angesichts der Tragweite der Entscheidu n gen versprach das Leben eines Hahns nicht genug E nergie, um dem Orakel Kraft zu g e ben. Die Hal s schlagader einer Ziege war über dem Laken geöffnet worden, in pulsendem Strahl war das Blut über die B u chenstäbe gespritzt. Agnar stand vor dem Orakel, doch die Ziege hatte ihr L e ben umsonst ausgehaucht. Sein Blick nahm die M u ster auf dem Tuch nicht wahr, denn die Angst vor dem Unheil, an dem er sich schuldig fühlte, übe r schattete alles andere in seinem Inneren. Nur er allein wusste von den Verbrechen, die die schü t zende Kraft seines Vaters schwächen würden. Er allein musste einen Weg finden, die Bedrohung a b z u wenden. Lange ließ er die Umstehe n den warten, bis er sich zu etwas durchgerungen hatte, das wie eine Pr o phezeiung klingen sol l te.
„Die Gefahr ist heute größer und stärker als je z u vor. Jedes Zögern, jede Uneinigkeit im A u genblick des Kampfes kann den Untergang bedeuten.“
Er machte eine Pause und atmete tief durch.
„Bis heute wurden alle Entscheidungen im gemei n s a men Beschluss gefasst und jede Stimme wurde gehört. Das ist nun unmöglich geworden.“
Jetzt gab es kein zurück mehr. Schnell brachte er seine Rede zu Ende.
“Das Orakel bestimmt Teutobod, den König der Te u tonen zum alleinigen Anführer, bis die Schlacht g e schlagen ist. Auch du, Vater, wirst dich seinen Befehlen fügen.“
Jetzt war es gesagt. Agnar war stolz auf sich. Die L ö sung war gut. Bojord war aus der Veran t wo r tung, und kein Unheil , das ihm anhaften mochte konnte ihren Sieg verhi n dern. Agnar hoffte nur, dass sein Tonfall gewic h tig g e nug gewesen war, um wie der Willen der Götter zu klingen.
Gunthro durchbrach als Erster das Schweigen, das diesen Worten folgte.
„Das ist völlig undenkbar, noch niemals haben die Kimbern sich anderem Befehl gefügt als dem ihres Königs.“
Alle Stimmen brandeten nun gleichzeitig auf, und in dem Lärm war kein einzelnes Wort mehr zu verst e hen. Agnar blickte streng in die Runde. Wer seinem Blick begegnete, verstummte, und sehr schnell kehrte Schweigen ein. Man hatte die Lektion ve r standen. Agnar hüllte sich in seinen weißen Mantel und verließ das Thing. Teutobod war für die Dauer der Schlacht der a l leinige König der vier Stämme.
Im Lager der Römer versuchte man, einen Plan für das strategische Vorgehen zu erstellen, was mit e i nigen Schwierigkeiten verbunden war. Manlius und Caepio hatten sich schon wä h rend des Anmarsches reichliche Gründe für ihre gegenseitige Abneigung geliefert. Vo r schläge von Manlius wurden von Ca e pio von vorn e herein abgelehnt und als Unsinn b e zeichnet,
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