Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
forschend, ja fast feindselig:
„Ihr seid in das Heiligtum des Asen eingedrungen. Was wollt ihr hier?“
Marcus fürchtete weitere Schwierigkeiten und b e eilte sich mit seiner Antwort:
„Wir sind auf der Suche nach dem Hof des Königs Bojord, der hier in der Gegend sein soll. Aber es scheint mir, als wären wir von Weg abgekommen.“
Während der erste Schrecken abflaute, arbeiteten Ma r cus Gedanken besonders klar. Er mus s te den Mann unbedingt für sich einnehmen; was auch i m mer von ihm zu erwarten war, erst einmal mussten sie aus di e sem Sumpf heraus kommen. Als einf a cher halbausg e plünderter Händler würde er wohl kaum das Interesse dieses Kriegers wecken können. Er musste sich schon etwas Eindrucksvolleres ei n fallen lassen.
„Wir sind Abgesandte des römischen Volkes und wo l len dem König Geschenke als Zeichen der Hochac h tung unseres Volkes überbringen.“
Ein respektvoller Blick seines Gegenübers erfüllte Ma r cus mit einiger Genugtuung und best ä tigte ihn darin, das Richtige gesagt zu haben. Der Krieger schien nun auch ein wenig freundl i cher und an t wortete:
„Mein Name ist Hirst, ich bin Gefolgsmann des K ö nigs Bojord. Ich werde mein Pferd holen und euch aus dem Moor helfen. Ich bringe euch zum König.“
Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, den Karren wi e der flott zu machen. Völlig erschöpft und ve r dreckt schoben sie den Wagen aus dem Sumpf, um sich an einer erhöhten Stelle notdürftig den Schlamm aus den Kleidern zu schütteln.
Der Tag neigte sich schon dem Abend zu, als sich nach einer mühevollen Wanderung durch Sumpf und G e strüpp endlich das Gebüsch lichtete und ein feuchter Wind von der Nähe des Meeres kündete. Im sinkenden Tageslicht erreichten sie eine kleine Ansiedlung, die im Hinte r grund von zwei mächt i gen Langbauten überragt wurde. Als sie hinter der umgebenden Palis a de die Pferde ausgespannt ha t ten, kramte Marcus in seinem Karren, um die b e sten Stücke se i nes geschrumpften Warenbestandes heraus zu suchen: einen großen, bu n ten Pokal aus Glas, der den weiten Weg hierher wie durch ein Wunder überstanden hatte, mehrere Armre i fen und Halsketten aus bunten Perlen, seine letzten Lanze n spitzen sowie als Prunkstück ein römisches Kur z schwert. Er wickelte alles in eine Wolldecke, dann folgte er Hirst zu den beiden Langhä u sern, die groß und finster in der Dunkelheit lagen. Ein rauchiger G e ruch nach brennendem Torf durchzog die feuchtkalte Luft. Hirst schob einen schweren Vo r hang am Eingang beiseite und ließ die beiden Re i senden eintreten.
2. Kapitel
Der König
Nachdem Marcus und Pugnax den Eingang pa s siert hatten, blieben sie überwältigt stehen. Im fla c kernden Schein mehrerer Feuerstellen bot sich eine riesige Halle ihren Blicken dar. Frauen waren damit beschäftigt Fleisch zu braten, weiter hinten lagerten Männer Pfeile bindend auf dem blanken Boden. Einige große Hunde dösten zwischen ihnen, auf dem Arm eines der Männer meinte Marcus sogar einen Raubvogel erke n nen zu können. Als sie näher traten, wu r de ihnen eine Gasse frei gegeben w o durch sich der Blick auf den letzten Bereich des Saales öffnete. Hier war der Fußb o den mit Fellen belegt, kleine, metallene Becken mit Glut ve r breit e ten Wärme und einen schwachen rötl i chen Schein. Ein leichter balsamischer Geruch stieg von den Becken auf, der Marcus vage vertraut erschien. In e i nem Halbrund saßen hier wohl zwa n zig Krieger auf niedrigen Sesseln. Die Männer waren etwas älter als Hirst, aber ebenso präc h tig gekleidet. Die Farben ihrer Mäntel glühten im schwachen Schein der Kohlebecken, eine schwere Lanze lehnte hinter jedem Sitz. Lediglich zwei Männer, etwas im Hi n tergrund, trugen Mäntel aus reiner weißer Wolle einer von beiden war schon fast ein Greis, war aber ebenso schwer bewaffnet wie die and e ren.
Obwohl sie saßen, war sich Marcus sicher, dass jeder von ihnen mindestens so groß war wie sein Begleiter. Mit einer leicht gereizten Nervosität stel l te er fest, dass sie offensichtlich viel Zeit und G e danken auf ihr Haar aufwendeten, das bei allen lang und in verschieden Fr i suren geflochten war. Ein unterdrücktes Kichern e r starb in seiner Kehle, als er bemerkte, dass die blassen Augen der Männer im Licht des Feuers leuchteten, so dass Marcus sich plötzlich füh l te, als sei er von einem Rudel Wölfe umgeben. Er versuchte, sich von den Bl i cken nicht allzu sehr festnageln zu lassen sondern wandte
Weitere Kostenlose Bücher