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Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Titel: Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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inzwischen so dicht, dass es Marcus nicht gelang, die Gesichter der Krieger auf der gegenüberliegenden Seite des Kre i ses zu erke n nen. Die Farben der Mäntel die sonst fast zu  gl ü hen schi e nen, hatten sich in dem grauen Licht zu undeutlichen Violett- und Blautönen abgeschwächt, die goldenen Muster wir k ten wie schmutzige Schlammspritzer.
    Marcus stand und wartete und spürte, wie seine Füße langsam in den weichen, kalten Boden ei n sanken. Ge r ne hätte er Hirst einige Fragen gestellt, doch das allg e meine Schweigen verschloss ihm den Mund. Eine B e wegung an einer Stelle des Kreises machte ihn auf die beiden Priester aufmerksam, die begonnen hatten, sich an den vor ihnen stehenden Männern zu schaffen zu machen. Marcus erkannte verblüfft, dass sie den U m stehenden die Hände mit kräftigen Stricken auf den Rücken fesselten, was sich diese klaglos gefallen ließen. Glückl i cherweise tat Hirst ihm den Gefallen und gab wenigstens jetzt eine kurze, nur hin gehauchte Erkl ä rung ab, die Marcus kaum verstand. Er erahnte gerade soviel, dass der Ritus von ihnen verlange, gebunden vor Odin zutreten. Bei dem Restlichen musste er sich dann verhört haben, denn es schien ihm als hätte Hirst g e sagt, er solle sehr vorsichtig gehen, wenn sie den Hain Odins betreten hätten, denn würde er straucheln, wäre es ihm nicht erlaubt wieder aufz u st e hen, sondern er müsse den restlichen Weg auf dem Boden kriechend hinter sich bringen. Ma r cus lächelte in sich hinein und nahm sich vor, hinterher zu fragen was Hirst an dieser Stelle wirklich g e meint habe.
    Die Priester banden einen Mann nach dem and e ren, bis Wid schließlich zu Marcus trat. Ma r cus drehte sich folgsam um wie er es zuvor bei den a n deren beobachtet hatte und kreuzte seine Hände auf dem Rücken. Bein a he hätte er aufgeschrieen, denn er hatte eine Art ritue l ler Fesselung mit einer leichten Schlinge erwartet, doch Wid schien es mit seiner Ehrfurcht vor der Heiligkeit des Ortes recht ernst zu nehmen. Marcus’ Handgelenke wurden mehrfach umschlungen und die Fessel mit e i nem festen Knoten gesichert. Spätestens jetzt verging ihm die Freude an der Expedition, und mit dem Schmerz, der sich in seinen Armen auszubreiten b e gann, regte sich ein dumpfes Unbehagen bei dem G e danken, was ihm mit diesen Wilden wohl noch bevo r stand. Zuletzt wandten sich die Priester dem König zu und banden auch diesem die Hände auf den Rücken, wobei sie genauso kräftig zuzupacken schienen wie bei allen andern.
    Nachdem nun alle gefesselt waren, gingen die be i den Priester zu dem mitgeführten Karren, holten den G e fangenen und schleiften ihn durch den Kreis auf eine Lücke im nahen Busc h werk zu. Die Mä n ner folgten ihnen, erst der König und dann alle ü b rigen in einer Reihe hinte r einander, Marcus und Hirst bei den letzten. Kurz bevor sie die Lücke im Buschwerk passierten, drehte sich Hirst noch ei n mal zu ihm um und ermahnte ihn flüsternd:
    „... dicht hinter mir... ein Schritt ab vom Weg und du versinkst im Moor ... niemand wird dir zu Hilfe ko m men!“
    Nachdem sie das Buschwerk hinter sich gelassen ha t ten, sah Marcus eine weite ebene Fläche vor sich, das heißt, er erahnte sie mehr, als dass er sie sah, denn auch hier war alles von j e nem grauen Nebel eingehüllt, der sich nur manchmal in Streifen lichtete. Nahe dem B o den war der Dunst besonders dicht und gab nur ste l lenweise den Blick frei auf eine dunkelbraune, fast ölig schwarze Oberfläche, an der sich an einigen Stellen ein kümmerlicher Bewuchs aus m a geren Gräsern fand.
    Langsam bewegte sich die Reihe unter der Führung der Priester voran. Durch die Schritte der Vora n gehenden wurde der Boden soweit eingetreten, dass die letzten im Zug bis zu den Kn ö cheln in den fe i nen braunen Schlamm einsanken. Das Gehen wu r de dadurch u n glaublich mühsam, die Arme schmerzten unter den strammen Fesseln, und die Angst hinzufallen brac h te Marcus fast zum Aufg e ben. Inzwischen zweifelte er nicht mehr daran, dass er Hirst vorhin vollkommen richtig verstanden ha t te, diese übergeschnappten Wi l den würden ihn zwingen, auf Knien weiterzurutschen.
    Sie hatten sich bereits fast eine Stunde durch das Moor gekämpft, als vor ihnen die Silhouette einer riesigen, uralten Eiche aus dem Nebel auftauchte. Es war das einzige größere Gewächs im gesamten Umkreis und musste eine Insel im Moor markieren, denn sonst konnten sich in dem schlammigen B o den nur niedrige Kräuter

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