Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
dünnen Schicht feinen, fli e genden Sa n des bedeckt war. Der Wind trieb den Staub vor sich her und verwischte die Spuren der Pferde, die voran gingen, so dass bereits die dritten oder vierten nach ihnen sie nicht mehr ausmachen konnten. Der Wind und der feine Staub brannten unter den Lidern, das grelle Licht der Sonne wurde von dem weißen Sand zurückgeworfen und stach in den Augen. Lucius spürte bald nur noch ein Bre n nen, die Tränen liefen ihm salzig über die Wangen, und er konnte kaum noch sehen. In der Karavans e rei hatten die Männer Tücher nach Art der Eing e borenen gekauft, die sie sich um Kopf und Hals wickelten, bis nur noch ein schmaler Schlitz die Augen freiließ. D a mit konnten sie zwar die Augen ein wenig schützen, gegen die mörderische Hitze aber gab es kein Mittel. Die Sonne brannte auf ihre Köpfe, und der helle Boden warf die Glut in Wellen von unten zurück. An einem Dornengestrüpp hie l ten sie an um zu rasten. Nachdem sie ihren Pr o viant verzehrt hatten, breiteten sie die Mäntel über die Büsche, um Schatten für die Mittagsr u he zu b e kommen. Doch kaum waren sie ein wenig eing e nickt, war der kleine Fleck Schatten auch schon weitergewandert und hatte der sengenden Sonne wieder das Feld überlassen. Verärgert wachten sie auf und rutschten dem bisschen Schutz hinterher, bis sie am späten Nachmittag aufbrachen, um den Rest des Tages weiter zu reiten. Als die Sonne u n terging, ra s teten sie erneut. Sie verzichteten darauf ein Feuer anz u fachen, um keine Kundschafter der Feinde auf sich aufmerksam zu machen sondern hüllten sich zum Schutz gegen die nächtliche Kälte in ihre Mäntel. Luc i us legte sich in eine flache Ku h le im Sand und versuc h te alle Gedanken an Schla n gen und Skorpione zu ve r bannen.
Das Quartier der römischen Truppen erreichten sie, bevor die Sonne am nächsten Tag ihre volle Kraft en t faltet hatte.
Eine ausreichend ergiebige Quelle bildete das Ze n trum des Lagers, in dem sich Tausende von Fußso l daten und eine inzwischen wieder beachtliche Re i terei drängten. Nachdem sie die Zelte aufgeschl a gen hatten, begab sich Lucius in das Hauptquartier. Dieselben Offiziere wie in Rom standen an den Rändern des Raumes und unte r hielten sich mit a n deren, die Lucius nicht kannte, die aber wohl schon seit längerem an diesem Feldzug tei l nahmen. Die Gruppen hatten sich scheinbar zwanglos zusa m mengefunden und plauderten in halblautem Ton. Niemand nahm Notiz von ihm, alle anderen schi e nen sich zu kennen und zu schätzen. Lucius stellte sich an eine Ecke nahe dem Ausgang und versuchte die Gru p pen einzuordnen. Die strebsamen Aufste i ger, die lock e ren Freigeister und die alten Hasen, die nichts aus der Ruhe bringen kon n te, hatten sich zusammengefunden und stellten Mutmaßungen über das weitere Vorgehen in diesem Feldzug an. Jeder entwarf seine Theorien mit dem größten Selbstbewusstsein und war sich sicher, dass seine Einschätzung die letztlich richtige sein wü r de. Die Gespräche ve r stummten abrupt, als eine Plane an der Rückseite des Zeltes zurückgeschlagen wurde und Marius gefolgt von seinen beiden Adjutanten das Zelt betrat. Die Gruppen verloren wie durch Zauberei ihren inneren Zusammenhalt, weil die einzelnen Pers o nen versuchten, eine gute P o sition für die folgende Besprechung einzunehmen. Das heißt, sie versuchten sich möglichst vorne im Blic k feld des Kommandeurs zu platzieren.
Lucius fühlte sich völlig isoliert und ungewohnt befa n gen. Er zog es vor, sich an seinem Platz am Ausgang zu verschanzen um alles Weitere aus s i cherer Entfernung zu beobachten. Die Bewegungen der Offiziere kamen in dem Moment zum Stil l stand, als Marius den Z e dernholztisch erreicht ha t te und seine beiden Gefolg s leute sich rechts und links von ihm aufgepflanzt hatten. Marius schwieg einen Moment, bis alle gespannt auf ihn blickten. Während er sprach, hingen die Männer an seinen Lippen, so dass man eine Nadel hätte fallen h ö ren können. Luc i us war völlig überrascht, denn mit Marius schien eine komplette Wandlung vorgega n gen zu sein. Alles Unsichere und Arrogante war von ihm abgefallen, wodurch er eine Souveränität ausstrahlte, die man in Rom nicht einmal hatte ve r muten können. Er schien sich seiner Autor i tät und seiner Kompetenz vollkommen sicher und wirkte dabei auch noch völlig entspannt. Lucius konnte sich erst nach einigen Seku n den auf den Inhalt der Worte dieses Mannes konzen t rieren, der ihm hier zum
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