Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
hoffen kann, wenn er erst in Wüstenkleidern auf einem Kamel sitzt. Ich werde deshalb auch ke i nen Mann ohne sein Einverständnis in dieses Abe n teuer schicken. Wer b e reit ist, dieses Wagnis einz u gehen, der trete jetzt vor.“
Die Männer waren nicht ohne Grund Offiziere in M a rius Truppen - alle Anwesenden traten den g e forderten Schritt vor. Marius musste sich schon zuvor sicher g e wesen sein, wen er schicken würde, denn ohne zu z ö gern gab er im selben Moment se i ne Wahl bekannt: „Manlius, du wirst die Verhan d lungen führen, Sulla wird dich begleiten.“
6. Kapitel
Der Gefangene
Die Besprechung war beendet, und alle außer den frischgebackenen Unterhändlern verließen das Zelt. Marius hatte seinen Platz hinter dem Zedernhol z tisch verlassen. Nervös ging er im Zelt auf und ab.
„Seht euch diesen Bocchus genau an. Ihr müsst unb e dingt versuchen, einen Keil zwischen ihn und Jugurtha zu treiben. Ich habe kein Problem damit, wenn ihr ihm alles versprecht, was g e rade noch mit halbwegs gutem Gewissen machbar ist. Über die Einhaltung der Ve r sprechu n gen kann dann zu e i nem späteren Zeitpunkt verhandelt werden. Lan g fristig brauchen wir Ge i seln aus seiner Familie, um ein Stillhalten erzwingen zu können. Seht euch nach geeigneten Personen um.“
Marius zog sich wieder hinter seinen Zedernhol z tisch zurück.
„Ich werde eine Galeere an der Küste Mauretan i ens auffahren lassen, damit zur Not ein and e rer Weg zur Übermittlung der Informationen zur Ve r fügung steht als wieder zurück durch die Wüste. Ich hoffe, dass eure Mission ein Erfolg wird und dass ihr lebend zurüc k kommt.“
Lucius hatte nur mit halbem Ohr zugehört. In ihm hatte sich wieder die leise Stimme des Misstrauens g e meldet. Wie passend für Marius, ihn auf eine Reise mit derart ungewissem Ausgang schicken zu können. Sollte er seine Wahl zum Botschafter als ein Zeichen des wachsenden Vertrauens oder als einen raffinierten Ve r such werten, den missliebigen Aufsteiger loszuwe r den? Manlius jedenfalls genoss als Legat des Marius wohl wirklich dessen Vertra u en. Lucius zwang sich, die ga n ze Sache einmal mehr als Chance zu betrachten und sich weitere mis s trauische Gedanken zu verbieten.
Nachdem beide eine Börse mit Goldstücken und ide n tisch lautende Briefe mit Bevollmächtigungen empfa n gen hatten, versuchten sie die Zeit bis zum Morge n grauen zu ruhen, um für den kommenden Tag erholt zu sein.
Vor Sonnenaufgang trafen die beiden Unte r händler des Bocchus im Lager ein. Sie hatten zwei ledige Kamele bei sich und für jeden der beiden Römer ein Gewand, einen Umhang und ein Kopftuch. Manlius und Lucius wec h selten die Kleidung, verstauten ihre Briefe und die Börsen und ließen sich zeigen, wie man den Sattel der ungewohnten Reittiere e r klomm. Kein Mensch war im Lager zu sehen, als sie aufbrachen. Rom ha t te sie aus seiner Gemeinschaft entlassen. Wenn sie Erfolg ha t ten, würden sie im Triumph z u rückkehren, wenn nicht, waren sie für immer verloren.
Schwankend setzten sich die Kamele in Bewegung, so dass die beiden Römer Mühe hatten, das Gleic h gewicht zu halten. Nur schwer gewöhnten sie sich in den näch s ten Stunden an den wiegenden Gang der Tiere und waren nach kurzer Zeit völlig e r schöpft. Doch ihre beiden Fü h rer hasteten weiter, um noch vor der Glut des Mittags eine möglichst große Strecke zu bewält i gen. Die Temperaturen waren mörderisch. Das Lager der römischen Tru p pen war durch die Palmen der Oase etwas g e schützt gewesen, weshalb sie fast die Erinn e rung verloren hatten, wie unmenschlich die Sonne auf den weißen Sand brennen konnte. Der Vormittag ve r ging in einer Gluthitze von flimmernder Hefti g keit. Es erschien den beiden wie eine Ewigkeit, bis ihre Führer ihnen die Erlaubnis gaben abzusitzen um im Schatten eines schmalen Felsgrates zu r a sten.
Zwei heiße und strapaziöse Tage später erreichten sie eine uralte Stadt, in deren Zentrum sich auf e i nem H ü gel eine massige Festung erhob, ganz aus dem gelbl i chen Sandstein der Gegend gebaut. Die breiten Fächer einiger Dattelpalmen schwangen über den Rand der Mauer, wo vereinzelt mit Bogen bewaffnete Wachpo s ten hinter den Zinnen zu e r kennen waren. Die Stadt, die sich an die Burg schmiegte, war von staubiger Mu f figkeit. Zwischen hohen Mauern verli e fen schmale Gassen. Nur gel e gentlich erlaubte eine offene Tür den Blick in I n nenhöfe, die durch gespannte Tücher b e schattet waren.
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