Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
Zuschauer brachten zwei Sklaven eine riesige fl a che Schale, die sie vor ihnen in den Sand stellten. Andere folgten ihnen mit dampfenden Kesseln voll gekochtem Hammel und Grütze. Vorsichtig scha u felten sie den Inhalt der Kessel in die Schale und kippten zum A b schluss die Brühe über die aufg e türmten Fleischstücke, bis sie über den Rand lief und im Sandboden versicke r te. Nach diesem kr ö nenden Effekt wurde die Schale vorsichtig angeh o ben und ins Zeltinnere getragen. Die Gastgeber baten ihre Gäste zuzulangen, doch die R ö mer zie r ten sich eine Weile anstandvoll. Erst nach me h reren Aufforderungen rutschten alle an den Rand der Schüssel und begannen mit dem Festmahl. Den ganz oben aufgetürmten Köpfen nach zu urteilen, hatte man zwei Hammel für die Schlemmerei geo p fert. Zwischen den bl e ckenden Zähnen der gehä u teten Schädel hingen die Zungen aus den Mäulern, die Augen w a ren durch das Kochen milchig trübe. Da an der Stelle, an der L u cius saß nur Fleischstücke zu sehen waren, an denen noch Fe t zen der haarigen Haut klebten, hielt er sich erst einmal an die Beilage und versuchte, wie seine Gastgeber saubere Bällchen aus der weichen Grü t ze zu dr e hen. Er beobachtete amüsiert die angew i derte Miene von Marius, der sich gerade noch so weit im Griff ha t te, dass man ihm seinen Unmut nur ansah, wenn man ihn gut genug kannte. Als in der Soßenpfütze vor Luc i us ein Stück Luftröhre mit einem Teil des Lungenfl ü gels auftauchte, konnte er sich nicht beherrschen und reichte den Bissen mit großer Geste an seinen Ko m mandanten weiter. Be i fälliges Gelächter der Speisenden quittierte den Witz, und es hätte nicht viel gefehlt, dass Marius ihm einen Knochen an den Kopf geworfen hätte. Die Stimmung wu r de ausgelassener, langsam ha t ten alle große Schneisen in die Haufen vor ihnen geschlagen. Einer nach dem anderen bekundete schlie ß lich vollkommen satt zu sein und ließ die rechte Hand über dem Rand der Schüssel hängen, um sie a b tropfen zu lassen.
Schließlich verabschiedeten sich die Gäste, was das Signal für die Zuschauer des Gelages war, an die Schü s sel drängen um sich einen Anteil an den R e sten zu s i chern.
Da man die Nomaden vielleicht einmal als Verbü n dete gebrauchen konnte, bedankte sich M a rius artig und sprach für den folgenden Tag eine Gegeneinl a dung aus, die nach einigem hin und her doch sich t lich befriedigt angenommen wurde.
Am nächsten Tag wurden im Lager der Römer e i nige Legionäre abkommandiert, um die Vo r bere i tungen für die Einladung zu übernehmen. Man wollte nicht hinter den Beduinen zurüc k stehen und schlachtete drei Hammel um die Gäste ausreichend zu würdigen und zu beeindr u cken. Das Zelt des Kommandeurs wurde mit einigen Offiziersmänteln geschmückt um die Aussta t tung mit Teppichen zu ersetzen, und die Umgebung sollte durch einige Fackeln einen fes t lichen Anstrich bekommen.
Bei Sonnenuntergang hielten sich Lucius und einige der Offiziere am Rande des Lagers bereit, um die Abor d nung aus dem Nomadendorf zu empfangen. Fünfzehn Soldaten standen bereit, um die Gäste nach ihrer Sitte zum Zelt zu führen. Doch die Überraschung war groß, als sich bei Einbruch der Dunkelheit lediglich zwei Reiter bei der Gruppe der Römer einfanden. Es w a ren die beiden Männer, die sie eingeladen hatten und die auch bei dem Bankett am Vorabend die Hauptpers o nen gewesen waren. Die römischen Offiziere versuc h ten, sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen, begrü ß ten die beiden unter allen Ehrenbezeigungen und führten sie zu dem festlich geschmückten Zelt. Dort wartete Marius auf die Gäste. Als er sah, dass nur zwei der Nomaden ihre Einladung angenommen ha t ten, entließ er den Grossteil Offiziere mit einem Wink, so dass nur er und drei weitere Männer zur Bewirtung und Unterhaltung der Gä s te übrig bli e ben, unter ihnen Lucius.
Das Festmahl fand in einer weniger aufgeräu m ten Stimmung als am Vorabend statt, und in der etwas a n gespannten Atmosphäre verging allen schnell der A p petit. Schon bald kapit u lierten Gäste und Gas t geber vor den aufgetürmten Fleischbergen. Die Schüsseln wurden a b getragen, woraufhin eine u n behagliche Stille eintrat. Die beiden Beduinen wir k ten an diesem Abend absolut nicht mehr einfach und bäuerlich. Vielmehr hatten die Römer den Ei n druck, dass vor ihnen zwei ausgesprochen wachs a me und überlegte Männer saßen. Lucius wurde nervös. Wer waren die
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