Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
beiden? Warum fiel ihm erst jetzt auf, dass das keine einfachen Nom a den w a ren? Was hatten sie vor? Der Ältere der beiden Nomaden machte endlich der unbeha g lichen Stille ein Ende.
„Nun, da wir uns endlich in einer Gruppe befinden, in der man frei reden kann, ist es an der Zeit dem Fel d herrn der Römer ein Gesuch zu unterbreiten.“
Er kramte in seinem weiten Ärmel und zog ein ei n g e rolltes Pergament hervor.
„Bocchus, der König Mauretaniens, hat uns ausg e sandt um Marius, den Anführer der Römer für ein Gespräch an seinen Hof zu bringen.“
Er reichte die Rolle an Marius, der sie aber nicht öffn e te, sondern das Schriftstück wie gleic h gültig zwischen den Fingern drehte. Die anwesenden O f fiziere vermi e den es sich anzusehen und blickten an die Decke oder starr vor sich hin. Lucius war wie vom Blitz getroffen. Bocchus war der wichtigste Verbündete Jugurthas im Kampf gegen die Römer und außerdem dessen Schwiegervater. Durch Spione war bekannt, dass die Truppen der Au f ständischen immer wieder aus Maur e tanien Ve r stärkung erhalten hatten und so auch nach verlus t reichen Gefechten nach kurzer Zeit wieder han d lungsfähig geworden waren. Dass dieser Bocchus nun an Rom herantrat, war fast unglaublich. Lucius studierte die Soßenreste, die sich unter seinen Fi n ge r nägeln festgesetzt hatten und betete, dass Mar i us sein Temperament im Zaum halten würde. Seine Gebete wurden erhört. Die Offiziere verbargen ihre Aufregung unter dem Schein gleic h mütigen Inte r esses. Marius spielte den freundlich, aber nur mäßig Interessierten. Er legte die Rolle beiseite, kratzte sich am Kinn und sah dann die Botschafter nac h denklich an.
„König Bocchus war lange Zeit nicht gerade ein Freund Roms. Es erstaunt uns, dass er beginnt Ve r nunft anzunehmen und nun das Gespräch sucht.“
Der Wortführer der Beduinen lächelte verbindlich: „ Die Weisheit des Fürsten sucht Gespräch und Freun d schaft, wo immer ein vernünftiger Mann zu finden ist. Man kennt Marius, den A n führer der Römer als einen Mann, mit dem zu reden ist.“
„So sehr ich die Ehre schätze, die mir Euer Fürst damit erweist, Ihr werdet verstehen, dass ich nicht für ein Gespräch zur Verfügung stehe.“
„König Bochus hat in seiner Weisheit auch damit g e rechnet. Die Pflichten des Anführers sind seine Fessel. Doch jeder Mann hat Vertraute, die er an seiner statt senden kann. Auch du wirst vertra u enswürdige Mä n ner haben, die in deinem Namen sprechen we r den.“
Marius nickte gemessen. „Der Wunsch des b e rühmten Königs Bocchus ist auch für Rom ein B e fehl. Ich we r de heute Abend zwei meiner Offiziere auswählen und zu euch ins Lager sch i cken. Sie werden mit den nötigen Vollmachten ausgerüstet sein und euch nach Mauret a nien begleiten.“ Lucius war stolz auf Marius. Wie el e gant sich sein Fel d herr ausdrücken konnte, wenn er sich Mühe gab. Der Unterhändler lächelte bei dieser Schmeichelei, fügte aber hinzu: „Bitte erlaubt, dass wir die beiden hier in deinem Lager abholen. Es wir uns eine Ehre sein, für die beiden Kleidung und Kamele mitz u bringen. Auch in der Wüste gibt es Augen, die im Sta n de sind, einen Römer zu erkennen, und häufig ist es besser, gewisse Vorgänge erst einmal für sich zu beha l ten. Auch harmlose Beduinen schwatzen gerne am Feuer, doch nicht alle die zuhören, sind immer har m los.“
Marius nickte; ihm und allen anderen Römern war klar, was das zu bedeuten hatte: das Ganze war ein hochg e heimer Spezialauftrag, der für die beiden in Frage kommenden Offiziere alles andere als ung e fährlich war.
Die beiden Unterhändler erhoben sich, die Römer sprangen ebenfalls auf und waren bei aller Aufr e gung geistesgegenwärtig genug, die beiden mit au s gesuchter Höflichkeit aus dem Lager zu geleiten.
Kaum waren die Mauretanier außer Sichtweite, rief Marius sämtliche Offiziere zu einer auße r ordentl i chen Besprechung in sein Zelt. Jetzt endlich kon n ten sie sich Luft machen und Mutm a ßungen da r über anstellen, was sich hinter dem Ansinnen verbarg. Nachdem sich die erste Au f regung gelegt hatte, verlangte Marius mit einer Handbewegung Ruhe.
„Wir werden nur dann erfahren, was Bocchus im Schilde führt, wenn wir ihm die geforderten Unte r händler schicken. Das Unternehmen ist riskant und mit hohem persönlichem Risiko verbunden. Wer auch i m mer die Aufgabe übernimmt, sollte wissen, dass er auf keine Unterstü t zung aus den Truppen mehr
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