Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
dass sie g e willt waren, jeden Aristokraten, der ihnen begegnete, einen Kopf kürzer zu machen. L u cius hatte nur noch den Weg zurück. Schnell drehte er sich um, doch schon e r klangen auch aus dieser Richtung die Rufe der aufg e wühlten Meute, die aus Pompeius’ Villa strömte und nach neuen Aufgaben suchte. Lucius saß in der Falle. Eine einzige kleine Sac k gasse lag noch zwischen ihm und dem Mob. Mit einigen schnellen Sätzen erreichte er die Lücke zwischen den Häusern und verbarg sich in der To r einfahrt der nächsten Villa. Mit etwas Glück würde er hier warten können, bis sich die Menge verzogen hatte, um dann nochmals zu versuchen, sich nach Hause durchzuschlagen.
Lucius atmete tief durch. Der Lärm der Menge klang nun gedämpfter, er blickte an sich herab und konnte selbst nicht glauben, wie er aussah. Barfuss, ohne Toga, die Tunika verschmutzt von der Rutschpartie auf dem Dach, der clavus latus, Zeichen seines Standes und seiner Wü r de als Ko n sul, in Fetzen. An seiner linken Schläfe spürte er plötzlich einen stechenden Schmerz, er fasste mit der Hand an die Stelle und spürte, dass er blutete. Entweder hatte ihn der Mann mit dem Stuhlbein doch erwischt, oder er hatte sich bei seinem Sprung vom Dach verletzt. Er konnte sich nicht erinnern. Während er ve r suchte, das Blut notdürftig abz u wischen, öffnete sich die Tür hinter ihm. L u cius fuhr herum, bereit die Flucht zu ergreifen. Im Türrahmen stand ein Sklave, der ihn mit einer Han d bewegung zu Eintreten einlud. Lucius schreckte zurück, er kannte diesen Teil Roms nicht und hatte keine A h nung, wem diese Villa gehören konnte. Er schüttelte ablehnend den Kopf, als einer der Schläger um die Ecke bog und ihn vor dem Tor stehen sah. Der Mann stieß einen tr i umphierenden Schrei aus und winkte seinen Kumpanen. Lucius hatte keine Wahl mehr. Wenn er hier in der Gasse bliebe, würde er sterben, soviel war sicher. Was ihn in dem Haus erwartete, konnte nicht wesentlich schlimmer sein. Er sprang mit einem Satz über die Schwelle ins Haus, riss dem Sklaven die Tür aus der Hand, warf sie zu und schob den Riegel vor. Keine S e kunde zu früh, denn schon hämmerten Fäuste gegen das Tor. Wüste Drohungen waren in dem Lärm draußen zu unterscheiden.
Agnar war am Verzweifeln. Vor zwei Tagen war es ihm zuletzt gelungen, sich in Lucius hineinzuverse t zen. Ein plötzlicher Juckreiz in der linken Elle n beuge hatte ihn in seiner Konzentration gestört, daraufhin war der Ko n takt abgebrochen. Seither war jeder weitere Versuch gesche i tert. Gerade jetzt, wo Lucius in ständiger Gefahr schwe b te, konnte er keinen Einfluss auf ihn nehmen. Die B e richte und Gerüchte, die in der Stadt in Umlauf waren, waren mehr als beunruhigend. Nach der letzten regulären Senatssitzung waren beide Konsuln wie vom Er d boden verschwunden. Einige munkelten, dass sie tot seien, a n dere wollten Pompeius beim Ve r lassen der Stadt gesehen haben. Das no r male Leben in der Hauptstadt war zum Erliegen gekommen. Barr i kaden machten den Verkehr der Fuhrwerke unmöglich, schon bald waren erste Ve r sorgungsengpässe b e merkbar. Der riesige Moloch Rom war auf stete Zufuhr von Lebensmitteln aus dem U m land angewiesen, doch keiner der Bauern oder Händler kam freiwillig in die Stadt, in der keine Gesetze mehr galten. Schlägertrupps aus unzufriedenen Ve t eranen und dem A b schaum der Hauptstadt hielten Passanten an und verprügelten alle, deren Aussehen ihnen nicht gefiel. Kein normaler Bürger wagte sich seit zwei Tagen aus seinem Haus, und so lastete eine drückende Stille über den öden Straßen nach dem allgemeinen Aufruhr und nachdem einige Vi l len geplündert worden waren.
Agnar wartete die Dämmerung ab. Dann ging er auf dem kürzesten Weg zu der Villa, in der die Magd Hild arbeit e te. Erst nach langem Klopfen und nachdem er sich durch das dicke Holz des Tores mit dem Besucher ve r ständigt hatte öffnete der Türsteher eine Luke an der Eingang s tür. Er weigerte sich allerdings, die Haustür ganz zu öf f nen um den Besucher herein oder die Magd herauszula s sen. Stattdessen verschloss er die kleine Luke schleunigst wieder. Agnar musste in der Dunkelheit warten, bis sich die Klappe erneut öffnete und Hild zu ihm heraussah. Obwohl sie ebenfalls um ihr Leben fürchtete, ve r sprach sie, in den frühen Morgenstunden einige ihrer Vertrauten zu besuchen, um alles zusammenzutragen, was an G e rüchten im Umlauf war.
Agnar ging voll Unruhe. Es blieb
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